Zwei Menschen küssen sich innig, berühren sich am ganzen Körper und verspüren eine große Lust auf Sex. Wenn es dann wirklich zu dieser Verschmelzung kommt, steht der ganze Körper unter Spannung und man merkt, dass sich langsam eine Energie ausbreitet, die zum Höhepunkt führen könnte. Kurze Zeit später ejakuliert der Mann und das Spektakel ist vorbei – zumindest häufig: Laut einer aktuellen Studie haben lediglich 20 Prozent der Frauen beim Sex einen Orgasmus. Doch warum ist das so und wie lässt sich das ändern?
Die Geschichte des weiblichen Geschlechts
Bis heute wird das Genital der Frau noch häufig falsch benannt und dargestellt. Erst im Jahr 2020 wurde die korrekte Darstellung in den meisten Schulbüchern vorgenommen: unabhängig davon, dass die Vulva häufig als Schambereich bezeichnet wurde, war die Darstellung der Vagina selbst oft völlig falsch und die Klitoris war praktisch nicht vorhanden. Mit dem weiblichen Geschlecht gingen Wertungen einher, wie die Tatsache, dass man häufig von „Scham“ sprach und somit die Sexualität der Frau klein machen wollte. Die Frau galt lange lediglich als Gebärmaschine und es ging bei Sex nicht um die Befriedigung der Lust, sondern um das Zeugen von Kindern. Diese erlernten Strukturen und die Ungerechtigkeit im Vergleich der Sexualität mit Männern ist bis heute tief in der Gesellschaft verankert. Erst das häufige Thematisieren dieser Ungleichbehandlung und eine Sichtbarmachung des Problems wird dazu führen, dass Frauen ihre Sexualität genau so frei ausleben können wie Männer.
Die Anatomie des Fortpflanzungsorgans
Wenn man über die primären äußeren Geschlechtsorgane einer Frau spricht, werden diese Vulva genannt. Die Vulva umfasst sieben Strukturen:
- Vulvahügel: eine Art Fettpolster, das den Genitalbereich schützt.
- großen und kleinen Vulvalippen: sie verlaufen als zwei 2-3 Zentimeter breite Hautfalten seitlich an der Vaginalöffnung. Die kleinen Vulvalippen werden häufig von den großen bedeckt. Sie sind allerdings nicht wie die großen Vulvalippen von einem Fettpolster untersetzt, sondern besitzen ein Bindegewebe, wodurch sie erektile Eigenschaften erhalten.
- Klitoris: sie spielt die Hauptrolle des weiblichen Lustempfindens und dient ausschließlich der sexuellen Erregung. Sie enthält doppelt so viele Nerven wie die Eichel beim Mann, ist also sehr empfindlich. Die Klitoris besteht aus einem Schwellkörpersystem, das in seiner Funktion in etwa dem des Penis entspricht, wobei nur die Klitoriseichel sichtbar ist. Die Klitoris besteht aus zwei Schenkeln, die in die Muskeln des Beckenbodens eingebettet sind und in einem drei bis vier Zentimeter langen Schaft zusammenlaufen.
- Bulbi vestibulares: nicht-erektile Schwellkörper. Sie bestehen als Venengeflechte und sind etwa drei bis vier Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter breit. Mitunter werden die Bulbi vestibulares als Teil der Klitoris betrachtet.
- Vestibulum vaginae: befindet sich zwischen den kleinen Vulvalippen. In das Vestibulum münden nach außen die Urethra, die Vagina, die Bartholin-Drüsen und Ausführungsgänge der Paraurethraldrüsen. Diese Drüsen produzieren ein Sekret, das dabei hilft den Sex angenehmer zu gestalten, da es dadurch zu weniger Reibung bei einer Penetration kommt.
- Hymen: befindet sich am Vulva-Eingang und besteht aus einer dünnen Schleimhaut mit wenigen Blutgefäßen. Der Volksmund spricht hier von einem Jungfernhäutchen, welches zeigt, ob die Frau noch unberührt ist. Dies ist allerdings ein Mythos, denn es ist durchaus möglich, dass das Hymen bereits vor dem ersten Sex einreißt. Andersrum ist es oftmals auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr noch intakt. Das „Jungfernhäutchen“ kann also nicht zur „Bewertung“ der Jungfräulichkeit herangezogen werden.
Ein Teil des inneren Geschlechtsorgans wird Vagina genannt. Es handelt sich hierbei um einen sechs bis zehn Zentimeter langen Hohlraum, der für den penetrativen Geschlechtsakt unabdingbar ist.
Grundsätzlich ist es wichtig regelmäßige gynäkologische Untersuchungen vorzunehmen, da natürlich auch das weibliche Geschlechtsorgan diverse Krankheiten bekommen kann. Am häufigsten kommt Gebärmutterhalskrebs vor, welcher früh erkannt werden sollte. Man kann sich aber auch mit Hilfe einer Impfung vor Gebärmutterhalskrebs schützen.
Generell ist es empfehlenswert den eigenen Körper gut zu kennen und dafür selbst „zu erforschen“.
Der Orgasmus der Frau
Die Frage ist nun, wie eine Frau zum Orgasmus kommt und warum genau das beim Sex häufig nicht funktioniert.
Der Orgasmus ist der Höhepunkt des sexuellen Lusterlebens. Die Durchblutung der Geschlechtsorgane steigert sich kurz vor dem Höhepunkt auf das Maximum. Während des Orgasmus kommt es dann zu rhythmischen Muskelkontraktionen, in denen sich die sexuelle Spannung entlädt. Kurz darauf kommt es zur Entspannung des gesamten Körpers.
Bei einem Menschen mit weiblichen Geschlechtsorganen kann es zum vaginalen und klitoralen Orgasmus kommen, wobei der vaginale eigentlich auch die Klitoris stimuliert – lediglich von einer anderen Seite. Häufig wird die Klitoris der Frau allerdings zu wenig oder zu kurz stimuliert, weswegen diese zu häufig zu keinem Höhepunkt kommt. Vor allem Sex mittels Penetration führt häufig zu einem einseitigen Orgasmus, da die Klitoris hierbei zu wenig Beachtung geschenkt wird. Berührungen mit der Hand, den Lippen oder der Zunge können aber wahre Wunder bewirken. Die Klitoris sollte jedoch nicht zu stark und wild berührt werden, da diese häufig überaus empfindlich ist. Am Besten sprechen Frauen mit ihrem Partner über ihre Vorlieben. Partner von Frauen können immer mal wieder nachfragen, ob sich die Berührungen gut anfühlen und an der richtigen Stelle ausgeübt werden.
Generell sollten sexuelle Handlungen stets konsensual, also einvernehmlich, stattfinden. Außerdem ist Zeit ein großer Faktor, die man sich für ein erfülltes Sexualleben unbedingt nehmen sollte. Ein Orgasmus hat ganz unabhängig vom momenthaften Entspannen zusätzlich viele Vorteile, denn er führt beispielsweise zu einem besseren Schlaf sowie einem stabileren Immunsystem und unterstützt außerdem den Stressabbau und fördert die Ausschüttung des Glückshormons Endorphin.
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