Durch die Covid-19-Pandemie fällt uns allen mal die Decke auf den Kopf. Ein Spaziergang im Grünen ist gesund und kann da Wunder bewirken. Doch vielleicht lohnt sich ein Blick in den Impfpass, bevor Sie fröhlich Richtung Wald starten.
Neue Risikogebiete, auch im Norden
In einem aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“ veröffentlichte das Robert-Koch-Institut (RKI) kürzlich die Infektionszahlen, die in Deutschland im Jahr 2020 für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gemeldet wurden. Außerdem aktualisierte das Institut die Liste der Risikogebiete in Deutschland: So sind nun 169 Kreise als solche eingestuft. Diese liegen vor allem im Süden Deutschlands in Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Sachsen und im südöstlichen Thüringen. Aber auch im Saarland, in der Rheinland-Pfalz sowie in Mittelhessen und Niedersachsen sind Risikokreise vertreten.
Zum ersten Mal ist auch ein Kreis in Sachsen-Anhalt auf der Liste zu finden. Neben dem Emsland in Niedersachsen ist es eine der nördlichsten Regionen, in denen Infektionen mit den Viren aufgetreten sind. Damit breitet sich der Bereich der Risikogebiete weiter Richtung Norden aus. Auch treten immer wieder vereinzelte Infektionen in anderen Bundesländern auf, wie in vergangenen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg, obwohl diese Orte nicht die Voraussetzungen für ein Risikogebiet erfüllen.
Pandemie bringt Rekordzahlen
Die Erkrankung wird durch Viren ausgelöst, welche von Zecken auf den Menschen übertragen werden. Infektionen sind zwar selten, können aber schwere Erkrankungen auslösen. So gehen mögliche Symptome von grippeähnlichen Erscheinungen bis hin zu gefährlichen Hirnhautentzündungen. Mit 704 Infektionen erreichten FSME-Infektionen im vergangenen Jahr ein Rekordhoch seit dem Beginn der Datenerfassung vor 19 Jahren. Zurzeit laufen Untersuchungen, ob das vermehrte Infektionsgeschehen mit dem veränderten Freizeitverhalten während der Pandemie zusammenhängen könnte. Die Parasiten finden sich vor allem in lichten Wäldern oder Waldrändern und Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Aber auch Gärten und städtische Parks können die Krankheitsüberträger beheimaten. Um einen Zeckenstich zu verhindern, kann das Tragen von heller, geschlossener Kleidung hilfreich sein. Anders als bei Borrelien jedoch, die erst nach etwa 24 Stunden des Blutsaugens übertragen werden, hilft gegen FSME kein schnelles Entfernen der Zecke. Den einzig zuverlässigen Schutz bietet eine Impfung.
Auch bei FSME: Impfquoten zu niedrig
Vakzine gegen die Viren sind seit 1981 auf dem Markt und werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Einwohner von Risikogebieten sowie für Personen, die beruflich gefährdet sind, empfohlen. Je nach Altersgruppe und Impfstoff könnten mehrere Auffrischungsimpfungen vonnöten sein, um einen länger bestehenden Impfschutz zu gewährleisten. Trotz den Empfehlungen seien die Impfquoten in den betroffenen Regionen oft noch sehr niedrig, berichtet das RKI. Besonders Baden-Württemberg verzeichnet niedrige Impfquoten. Außerdem sei der Impfschutz bei Personen über 60 Jahren deutlich zu niedrig.
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