Viele Menschen, die eine Corona-Infektion überstanden haben, leiden noch einige Zeit an Langzeitfolgen. Es wurde nun festgestellt, dass auch Kinder noch Monate nach einer überstandenen Krankheit mit schweren Symptomen kämpfen können, die den Alltag einschränken.
Neue Studie: Long-Covid-Syndrom auch bei Kindern
Das Ergebnis einer Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden der Università Cattolica del Sacro Cuore zeigt: Auch Kinder können noch Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus unter schlimmen Spätfolgen leiden. Die Fachleute untersuchten bei ihrer Studie den Gesundheitszustand von insgesamt 129 Kindern und Heranwachsenden im Alter zwischen fünf und 18 Jahren. Die Teilnehmenden waren bereits nachweislich an COVID-19 erkrankt. 96 Kinder wiesen während der Infektion Symptome auf, 33 Kinder zeigten dagegen während der akuten Erkrankung keine Symptome. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Kinder litt 120 Tage nach der Diagnose von COVID-19 noch unter anhaltenden Beschwerden. 22 Prozent der Kinder litten sogar unter mindestens drei anhaltenden Symptomen. Dabei waren viele so stark von den Spätfolgen betroffen, dass sie in ihrem Alltag eingeschränkt wurden, berichten die Forschenden.
Langanhaltende Symptome können lebensgefährlich werden
Die anhaltenden Symptome waren mitunter so schwerwiegend, dass die Kinder den normalen Alltag nicht mehr bewältigen konnten. Besonders häufig berichteten die teilnehmenden Kinder über Schlafstörungen, Schwierigkeiten beim Atmen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme. Bei zwei Kindern konnte nach der Corona-Infektion eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung festgestellt werden und drei Kinder litten am pädiatrischen multisystemischen inflammatorischen Syndrom (SIRS), das schwere Schäden am Herzmuskel auslösen und außerdem zu einer Erweiterung der Herzkranzgefäße beitragen kann. Besonders häufig traten Spätfolgen von COVID-19 bei Kindern mit schwererem Infektionsverlauf auf. Es gab aber auch Kinder, die lediglich einen milden Infektionsverlauf aufwiesen oder überhaupt keine Symptome gezeigt hatten, und anschließend über langfristige Beschwerden berichteten, erläutern die Forschenden.
Zu wenig Daten für zuverlässige Aussagen
Trotz der Ergebnisse ist es noch nicht möglich, wirklich zuverlässige Aussagen darüber zu treffen, wie sich eine SARS-CoV-2-Infektion langfristig auf die Gesundheit von Kindern auswirkt. Ein Grund dafür ist, dass die langfristigen Folgen von COVID-19 bei Kindern noch nicht ausreichend erforscht wurden. Es liegen nach Aussagen der Fachleute einfach noch zu wenige Daten vor. „Erstens wurden insgesamt nur 129 Kinder auf Spätfolgen untersucht, diese Zahl ist recht klein. Zweitens gab es in der Studie keine Kontrollgruppe zum Vergleich“, so Direktor der Universitätskinderklinik in Dresden, Reinhard Berner. Es ist außerdem möglich, dass die bei der Untersuchung festgestellten Spätfolgen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schlafprobleme auf Schulschließungen oder andere Maßnahmen aufgrund des Lockdowns zurückzuführen sind. In diesem Fall würden sie also nicht direkt mit der Infektion selbst zusammenhängen. Berner zeigt sich aber relativ sicher, dass Long-Covid-Symptome auch bei Kindern auftreten. Derzeit plant der Experte bereits eine bundesweite Untersuchung zu Spätfolgen von COVID-19 bei Kindern.
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