Auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf fordern Experten mehr Beratung durch Apotheker, die allerdings kostenpflichtig sein sollte. Dadurch könnten 90 Prozent aller Probleme mit Medikamenten der Patienten gelöst werden. Allerdings müssten dafür vernünftige Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter, im Alter braucht man bekanntlich auch mehr Medikamente, weil es mit der Gesundheit nicht mehr so weit her ist. Auch die Apotheker wittern hier ihr Geschäft. So wollen die deutschen Apotheker in Zukunft als Therapiebegleiter auftreten, gegen Honorar versteht sich.
Mehr qualifizierte Beratung nötig
Wie der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Friedmann Schmidt, am Dienstag dieser Woche in Düsseldorf erklärte, sollen die deutschen Apotheker in Zukunft systematische Therapiebegleiter werden. Allerdings müssten dafür ordentliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, forderte Schmidt beim Deutschen Apothekertag.
In Düsseldorf debattieren derzeitig noch bis Freitag etwa 300 Experten der Kammer und Verbände über die Zukunft des Apothekerberufes. Wie Schmidt weiter erklärte, bräuchte die alternde Bevölkerung mehr qualifizierte Beratung über Wechselwirkungen und Wirkungen ihrer Medikamente und Therapien.
3,6 Millionen Euro für Medikamente
Im Grunde genommen geht es darum, so Schmidt, die Kunden in regelmäßigen Abständen zu sehen, über die Ergebnisse der Therapie zu befragen und abzugleichen, was sie von den verschiedenen Medizinern für Medikamente verordnet bekommen haben. In diesem Umfang kann die Beratung allerdings nicht weiter kostenlos erfolgen, kritisierte Schmidt.
Nach einer aktuellen Statistik der Apothekerverbände nimmt jeder Deutscher pro Jahr etwa 1200 einzelne Einheiten an Medikamenten zu sich. Allein im vergangenen Jahr wurden jedem Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung im Durchschnitt 14 Medikamente verordnet. Zudem gaben die Deutschen etwa 3,6 Millionen Euro für nichtverordnete Medikamente aus.
Apotheker als Problemlöser
Laut einer bundesweiten Studie in Apotheken treten bei jedem fünften Deutschen Probleme bei der Selbstmedikation auf, zum Beispiel wegen Missbrauch, falscher Dosierung oder zu langer Anwendung. In 90 Prozent aller Fälle könnten diese Probleme durch eine Beratung eines Apothekers gelöst werden.
Außerdem geht Schmidt davon aus, dass die Therapiebegleitung die Selbstbestimmung und Zufriedenheit der Apotheker im Beruf wieder stärken könnten. In den letzten Jahren hatten sich die deutschen Apotheker besonders über Überbürokratie und Fremdbestimmung beklagt. Besonders in den öffentlichen Apotheken gibt es trotz Betriebsschließungen ein massives Nachwuchsproblem.
Immer weniger Apotheker
Nach den Angaben des Präsidenten wird in Deutschland pro Werktag eine Apotheke geschlossen. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres mussten schon 150 Apotheken ihre Türen für immer schließen. Die Anzahl der Apotheker nahm seit 2010 um 300 auf derzeitig 48.500 ab. 70 Prozent der Apotheker sind weiblich.
Weil viele Apotheker keine 60 Stunden pro Woche arbeiten wollen, was für viele selbstständige Apotheker aber der Fall ist, und weil in Krankenhäusern und Kliniken Apotheker fehlen, sollte die Zahl der Studienplätze aufgestockt werden, so Schmidt zum Abschluss.
Was meinen Sie?