Wenn die Temperaturen langsam sinken und das Leben sich mehr und mehr nach drinnen verlagert, dann ist sie gekommen: Die Zeit des Pilzesammelns. Doch das Hobby ist nicht ungefährlich, warnt die Deutsche Leberstiftung in einer aktuellen Pressemitteilung. Im schlimmsten Fall kann sogar der Tod drohen. Daher sollten Sammler unbedingt Vorsicht walten lassen und wissen, was im Falle einer Vergiftung zu tun ist – und wie sich die beliebten Klassiker von ihren giftigen Zwillingen unterscheiden lassen.
Ausbeute unbedingt prüfen lassen
An einem Herbsttag durch den Wald streifen und dabei Zutaten für eine leckere Pilzpfanne suchen – idyllisch und gesund zugleich. Hauptsaison ist von September bis November, denn die meisten Arten mögen es feucht und nicht zu warm. Doch Freunde dieses Hobbys sollten sich auch der Risiken bewusst sein: Viele Pilze haben giftige Doppelgänger. Bei etwa 6.000 Großpilzarten in Deutschland ist eine eindeutige Identifizierung schwierig und eine Verwechslung kann drohen. Hinzu kommt, dass Faktoren wie die Witterung das Erscheinungsbild stark beeinflussen können. Hobby-Sammlern ist daher unbedingt geraten, ihre Ware vor dem Verzehr von einem Experten bestimmen zu lassen. Kontaktmöglichkeiten bietet zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Mykologie auf ihrer Internetseite.
Symptome treten erst spät auf
Die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Europa gehen auf das Konto des Knollenblätterpilzes. Er ist einer der giftigsten Pilze des Kontinents. Die in ihm enthaltenen Amatoxine sorgen dafür, dass schon kleinste Mengen lebensbedrohlich sein können. Doch was ihn vor allem gefährlich macht, ist die verzögerte Wirkung: Symptome zeigen sich erst sechs bis 20 Stunden nach dem Verzehr mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und krampfartigen Bauchschmerzen. Zu diesem Zeitpunkt hat sich das Gift bereits im gesamten Körper ausgebreitet. Leber- und Nierenversagen können drohen. Die Vergiftung kann behandelt werden, doch dafür ist schnelles Handeln essentiell. Im besten Fall klingen die Beschwerden dann innerhalb von sieben bis zehn Tagen komplett ab.
Nicht auf Hausmittel vertrauen
Eine frühe Diagnose und ein sofortiger Behandlungsbeginn verbessern die Heilungschancen von Betroffenen enorm. „Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man sich sofort an das nächste Krankenhaus wenden oder den Notarzt rufen. Um die Diagnose zu erleichtern, sollten die Pilzreste und das Erbrochene aufgehoben und an den Arzt weitergegeben werden. Angebliche Hausmittel gegen Vergiftungen wie Milch trinken oder Erbrechen hervorrufen, helfen nicht, sondern können unter Umständen die Situation noch verschlechtern,“ warnt Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.
Leberversagen kann drohen
„Das Leberversagen aufgrund der Vergiftung kann so akut verlaufen, dass Patienten innerhalb weniger Tage daran versterben könnten. Im Falle eines Leberversagens kann die Lebertransplantation die einzig verbleibende Behandlungsmöglichkeit sein. Allerdings steht eine Spenderleber nicht immer zur Verfügung. Aus diesem Grund kann eine Pilzvergiftung tödlich enden“, erläutert Prof. Manns. Er rät daher allen Pilzsammlern zu Vorsicht. Nur, wenn Sie sich nach langjähriger Erfahrung und mit fundiertem Wissen absolut sicher sind, dass die gesammelte Ware essbar ist, sollten die Exemplare verspeist werden. Unerfahrene Sammler sollten in jedem Fall einen Pilzsachverständigen konsultieren.
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