Beinahe 70 Prozent aller Todesfälle weltweit werden durch nicht-übertragbare Erkrankungen, wie etwa kardiovaskuläre und respiratorische Krankheiten, Krebs und Diabetes verursacht. Ihr rascher Anstieg wird vor allem durch vermeidbare Lebensstilfaktoren begründet, häufig durch eine ungesunde Ernährung. Kann die sogenannte nordische Diät für eine bessere Gesundheit sorgen?
Für Mensch und Umwelt
Im Jahr 2004 wurde die nordische Diät erstmals von angesehenen lokalen Köchen während einer Kulinarik-Tagung in der dänischen Hauptstadt Dänemark präsentiert. Bekannt gemacht wurde sie etwa sechs Jahre später im Rahmen einer Initiative nordeuropäischer Ministerpräsidenten. Diese hatten sich das Ziel gesetzt, die Bevölkerung Skandinaviens mithilfe dieser Diät zu einer gesünderen Ernährungsweise zu bewegen, die durch ihre Regionalität und Saisonalität gleichzeitig gut für die Umwelt ist.
Viel Gemüse, wenig Fleisch
Die nordische Diät zeichnet sich vor allem dadurch aus, relativ pflanzenbasiert mit einer großen Portion gesunder Fette zu sein. Somit kann der Körper bestens mit all den wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen versorgt werden, die er für die gesunde Aufrechterhaltung der Körperfunktionen benötigt. Fisch und pflanzliche Fette liefern außerdem ausreichend gesunde Fettsäuren. Auf dem Speiseplan stehen in erster Linie:
- Vollkorngetreide: Roggen, Hafer, Gerste
- Wurzelgemüse: Karotten, Rote Beete
- Regionales Obst: Äpfel, Birnen
- Beerenfrüchte
- Nüsse
- Pilze
- Hülsenfrüchte: vor allem Bohnen
- Fette Fische: Makrele, Lachs, Hering
- Öle: Raps- und Leinsamenöl
- Fettarme Milchprodukte
Die oben genannten Lebensmittel werden durch frische Kräuter, Kartoffeln und Algen ergänzt. Fleisch gilt im nordischen Ernährungsstil eher als eine Seltenheit und wird höchstens einmal pro Woche verzehrt.
Norden vs. Süden
Das Grundgerüst der nordischen Diät ähnelt der mediterranen Ernährung in vielerlei Hinsicht: beide bestehen zu einem großen Teil aus pflanzlichen Lebensmitteln sowie einer geringen Menge Fleisch und Milchprodukte. Anstelle von Lein- und Rapsöl wird im Mittelmeerraum Olivenöl verzehrt. Ernährungsmediziner Professor Johannes Wechsler, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM), sieht jedoch einen klaren Nachteil in der nordischen Diät, führe man sie „richtig“ aus. Dann sei sie laut ihm relativ vitamin- und ballaststoffarm, aufgrund der fehlenden Vielfalt an saisonalen und regionalen Obst- und Gemüsesorten im nordischen Raum. Gut seien hingegen der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren durch den hohen Fischkonsum sowie der niedrige Fleischverzehr.
Positive Effekte möglich
Die Datenlage zur nordischen Ernährungsweise ist bei weitem nicht so ausgereift wie die der Mittelmeerdiät. Verschiedene Studien weisen dennoch auf eine Verbesserung von kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes hin; ebenso auf eine Reduktion des Blutdrucks sowie positive Effekte bei erhöhtem Cholesterinspiegel. Nichtsdestotrotz ist es aktuell noch unklar, ob ein direkter Zusammenhang zwischen der nordischen Diät und einer Verbesserung von kardiovaskulären Risikofaktoren besteht.
Was meinen Sie?