Die steigenden nächtlichen Temperaturen sorgen auch hierzulande für ordentlich aufgeheizte Schlafzimmer und Gemüter. Für viele Personen ist ein erholsamer Schlaf unter solchen Bedingungen fast unmöglich. Abhilfe können jedoch einige Tipps schaffen, wie ein Schlafforscher in einer aktuellen Mitteilung gegenüber der deutschen Presse-Agentur (dpa) betont.
Klimaerwärmung lässt grüßen
Ein steigender Anteil an CO2 und Treibhausgasen in der Atmosphäre und der damit verbundene Treibhauseffekt äußern sich vor allem in einem: Hitze. Denn können die Sonnenstrahlen nicht mehr durch die Atmosphäre entweichen, entsteht ein Ping-Pong-Effekt, der die Umgebung mehr und mehr aufheizt. Auch in der Nacht bleibt eine Abkühlung aus, wenn sich tagsüber genug Wärme in der Umgebung speichern konnte. Schlechte Wärmedämmung in der Häuserfassade kann den Effekt zudem weiter verstärken. Damit die Bettruhe nicht in den Keller verlegt werden muss, hat Schlafforscher und Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster Dr. Hans-Günter Weeß einige Tipps parat, wie schlaflosen Hitzenächten entgegengewirkt werden kann.
Hitze macht anfälliger für Fehler und Unfälle
Dass hohe Temperaturen einen großen Einfluss auf die Nachtruhe haben, zeigt sich spätestens am nächsten Tag: „Am Morgen nach solchen Hitzenächten gibt es bei der Arbeit oder in der Schule oft das kollektive Gähnen“, meint auch Weeß. Fehlender oder nicht erholsamer Schlaf wirke sich spürbar negativ auf das Leistungsvermögen, sowie die Leistungsfähigkeit tagsüber aus. „Die Fehlerhäufigkeit und das Unfallrisiko am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr steigen an“, betont der Experte. Deshalb sei es umso wichtiger bereits im Vorfeld einige Vorkehrungen zu treffen, damit trotz herrschender Hitzewelle ein erholsamer Schlaf möglich ist.
Richtig lüften
Die nächtlichen Qualen ließen sich reduzieren und das Schlafvermögen verbessern, indem ein paar einfache Tipps befolgt werden, so Weeß. Wer etwa richtig lüftet, trägt schon viel zu einer besseren Atmosphäre nachts bei: „Auf die richtige Belüftung kommt es an. Schließen Sie am Tag die Fenster und Rollläden und öffnen Sie diese erst, bevor sie ins Bett gehen.“ Auch könnten andere schattenspendende Vorkehrungen, wie beispielsweise Vorhänge oder lichtundurchlässige Materialien an den Fenstern verhindern, dass sich zu viel Wärme im Schlafzimmer anstaut. Je dunkler, desto besser ist hier das Motto.
Feuer mit Feuer bekämpfen
Der nächste Vorschlag mag vielleicht etwas paradox klingen, wird aber schon länger mancherorts als wirksames Hausmittel genutzt: „Heißes sorgt für Kälte: Wer vor dem Zubettgehen etwas Warmes trinkt, wird weniger schwitzen“, ergänzt Weeß. Hier bieten sich auch Schlaftees an, die zudem natürliche Wirkstoffe für ein besseres Schlafempfinden enthalten sollen. Auch warme Milch mit einem Teelöffel Honig fördert durch ihre Inhaltsstoffe den Einschlafprozess und sorgt durch die Wärme ebenfalls für weniger Nachtschweiß. Zudem kann eine warme Dusche vor dem Zubettgehen die Poren der Haut öffnen, was für ein zusätzliches Frischegefühl sorgt. Wichtig sei aber, dass die Temperatur des Wassers nicht zu heiß gewählt wird, da dies sonst den Kreislauf wieder in Schwung bringen könnte und damit genau das Gegenteil bewirke.
Alkohol sorgt für unruhige Nächte
Hartnäckig halte sich noch immer das Gerücht, dass ein Gläschen Wein vor dem Schlafen gehen für eine bessere Nachtruhe sorgen könne: „Alkohol am Abend wirkt zwar psychisch entspannend, erweitert aber auch die Gefäße und unterstützt das nächtliche Schwitzen“, so auch der Schlafexperte. Weitere potenzielle Abhängigkeiten, wie etwa Schlaftabletten, können die Situation weiter verkomplizieren: „Um Abhängigkeiten nicht zu begünstigen, sollten Sie auch in Hitzenächten nicht zur Tablette greifen. Ein paar Nächte mit weniger Schlaf kann unser Körper gut aushalten“, rät deshalb Weeß.
Verdunstungskälte nutzen
Einen weiteren, wenn auch eher verzweifelten Tipp bei hartnäckiger Hitze, hat sich der Experte bis zum Schluss aufgehoben: „Hartgesottene greifen gelegentlich zum Äußersten: Sollten Sie einen Fliesenboden im Schlafzimmer haben, können Sie etwas Wasser darauf kippen. Aber Vorsicht: Beim nächtlichen Toilettengang besteht Rutschgefahr“, mahnt Weeß. Wer auf Nummer sicher gehen will, hängt nasse Tücher über Fenster und Möbelstücke, um einen ähnlichen Effekt durch die Verdunstungskälte zu erzielen. Sollte das alles dennoch nicht helfen, weist der Fachmann augenzwinkernd auf den allerletzten Ausweg hin: „Oder gehen Sie zum Schlafen einfach in den Keller“.
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