Ein internationales Forscherteam hat nun Bahnbrechendes herausgefunden. Laut den Ergebnissen ihrer Studie weisen Männer mit einer pädophilen Neigung, die schlussendlich Kindesmissbrauch begehen, neurobiologische Veränderungen im Gehirn auf.
Die Vertreter des bundesweiten Forschungsverbundes NeMUP (Neural Mechanisms Underlying Pedophilia) stellten in Berlin die Ergebnisse einer dreijährigen Studie vor. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Täter, die sich an Kinder vergehen, charakteristische neurobiologische Anomalien im Gehirn haben. Sie hoffen, dass man mit dieser Erkenntnis in absehbarer Zeit effektiv vorbeugend tätig werden kann, um Kindesmissbrauch zu vermeiden.
Grund für die Neigung
Für die Studie wurden mehr als 240 männliche Probanden untersucht, die eine sexuelle Zuneigung zu Kindern verspüren, aber auch jene, die keine pädophile Neigung haben. In den zwei Gruppen gab es auch Männer, die sich bereits an Kindern vergriffen hatten. Nicht jeder Pädophile muss ein Kind missbraucht haben, aber auch nicht jeder Täter, der bei einem Kind einen Übergriff verübt hat, muss auch pädophil sein.
Lediglich jeder zweite der verurteilten Täter habe diese Neigung. Insgesamt gab es vier Gruppen, die wie folgt unterteilt waren: Pädophile, die keinen Kindesmissbrauch begangen haben. Pädophile, die Täter werden. Missbrauchstäter ohne pädophile Neigung und Männer ohne pädophile Neigung, die keinen Kindesmissbrauch begangen haben.
Zum Teil wurden die Probanden aus dem Präventionsprojekt der Charité „Kein Täter werden“ und aus dem Straf- und Maßregelvollzug herangezogen. Sie wurden mit bildgebenden, psychometrischen und physiologischen Methoden untersucht.
Für den Zusammenhang von Pädophilie und Täterschaft sei offenbar das Volumen des sogenannten Mandelkerns wichtig, erklärte Henrik Walter, Direktor des Forschungsbereiches „Mind and Brain“ an der Berliner Charité. Dieser Mandelkern (Amygdala) ist für die Steuerung von Emotionen von bedeutender Rolle.
Die Amygdala spielt auch eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen. Sie ist wesentlich an der Entstehung von Angst und Aggressionen beteiligt.
Wird der Mandelkern zerstört, führt das zum Verlust von Angstzuständen. Andere Hirnregionen zeigen ebenfalls Volumenunterschiede, jedoch nicht so deutlich. „Damit scheinen objektivierbare Befunde bei Männern mit sexuellen Präferenzbesonderheiten in greifbare Nähe zu rücken“, so Henrik Walter.
Unterschiede zwischen pädophilen und nicht-pädophilen Männern
Laut der Studie lassen sich die pädophilen Männer von den nicht-pädophilen Männern grundsätzlich anhand von Hirnaktivierungen durch unterschiedliches Stimulusmaterial differenzieren. Aufgrund dieses Ergebnisses kann man aber nicht automatisch darauf schließen, dass es zu einer verminderten Verhaltenskontrolle kommt.
„Die Erkenntnis bestätigt unsere These, dass eine pädophile Neigung nicht gleichzusetzen ist mit sexuellem Kindesmissbrauch. Es gibt im Gehirn eigene Regionen, die für die Verhaltenskontrolle zuständig sind. Diese sind für die Risikoeinschätzung von besonderem Interesse “, fügte der Sexualmediziner Klaus Beier hinzu. Er hat auch das Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ ins Leben gerufen.
Mary
17.01.2022 11:39Ich würde mir die Studie gerne durchlesen. Wie heißt die Studie?