Stress ist in unserem Leben allgegenwärtig – ob in der Familie oder am Arbeitsplatz, jeder hat hin und wieder mit aufreibenden Situationen zu kämpfen. Dass uns zu viel Stress körperlich und psychisch schaden kann, ist den meisten von uns bewusst. Bekannte Folgen von Dauerstress sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Burn-Out und Depressionen. Wie sozialer Stress nun auch mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht werden kann, enthüllt eine neue Studie.
Anzahl der jungen Patienten steigt
Bei einem Schlaganfall kommt es, wie der Name schon vermuten lässt, „schlagartig“ zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn. Infolgedessen kann der betroffene Bereich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und Gehirngewebe stirbt nach und nach ab. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall und es sind auch immer mehr junge Menschen davon betroffen. Nach Erkrankungen des Herzens und Krebs sind Schlaganfälle die dritthäufigste Todesursache in Deutschland und der häufigste Grund für Langzeitbehinderungen.
Der eigene Lebensstil ist entscheidend
Unter den Risikofaktoren für die Entstehung von Schlaganfällen gibt es einige, die sich durch einen besseren Lebensstil vermeiden ließen. Diese sind zum Beispiel:
- Übergewicht und Bewegungsmangel
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Fettstoffwechselstörungen
- Herzrhythmusstörungen
- Gerinnungsstörungen
Es gibt aber auch Faktoren, auf die man selbst keinen Einfluss hat, wie ein hohes Alter, genetische Vorbelastung und die Blutgruppe. Während Menschen mit der Blutgruppe 0 das geringste Risiko aufweisen, sind Personen mit Blutgruppe AB einer 30 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, einen Schlaganfall zu erleiden.
Mehr Schlaganfälle durch Stress?
In der Fachzeitschrift “Journal of the American Medical Association” wurde im Dezember 2022 eine Studie veröffentlicht, die sich Risikofaktoren für den ersten Schlaganfall von Personen näher angesehen hat. Schon länger ist man sich über den negativen Einfluss von Stress auf den Körper und die Psyche bewusst. Die Forscher aus Irland führten eine internationale Fall-Kontroll-Studie mit über 26.000 Teilnehmern durch. Im Zeitraum von 2007 bis 2015 nahmen 13.460 Schlaganfallpatienten und 13.490 Personen ohne Beschwerden an der Studie teil. Diese stammten aus insgesamt 32 verschiedenen Ländern und von unterschiedlichen Kontinenten. Ihr Stresslevel zu Hause und am Arbeitsplatz bewerteten die Probanden selbst anhand eines Fragebogens.
Mehr Belastung – höheres Risiko
Die Wissenschaftler der Galway University kamen zu dem Resultat, dass psychosozialer Stress tatsächlich einen Einfluss auf das Schlaganfallrisiko hat. Unter den Betroffenen von Schlaganfällen gaben etwa 21 Prozent an, an starkem Stress zu leiden, während dies nur auf 14 Prozent der Menschen in der gesunden Kontrollgruppe zutraf. Aber auch die Art des Stresses ist entscheidend: dramatische Schicksalsschläge in etwa sorgten für eine 17 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Schlaganfälle. Traten mehrere belastende Umstände zeitgleich auf, war das Risiko sogar um 31 Prozent höher. Personen, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit einem hohen Stresslevel ausgesetzt waren, waren fünf Mal öfter von Schlaganfällen betroffen. Hingegen hatten Menschen, die das Gefühl haben, stressige Situationen gut unter Kontrolle zu haben, nur ein minder erhöhtes Schlaganfallrisiko. Womöglich könnte die Stärkung der eigenen Resilienz, also die psychische Widerstandskraft, uns auch vor Schlaganfällen bewahren.
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