Viel Niederschlag ließ die Pilze in diesem Jahr sprießen wie schon lange nicht mehr. Deshalb treibt es heuer besonders viele Schwammerlsucher in den Wald, um Pfifferlinge, Steinpilze und Co zu sammeln. Aber Vorsicht, nicht jeder Pilz ist auch genießbar. Der Verzehr mancher Exemplare kann zu schweren Vergiftungen führen. Besonders giftig ist der grüne Knollenblätterpilz.
41 Prozent mehr schwere Pilzvergiftungen in Deutschland
Nach Angaben der Krankenkasse DAK kam es im jahr 2013 zu 41 Prozent mehr Fällen von Pilzvergiftungen als im Jahr davor. Die meisten schweren Vergiftungen gab es laut DAK auch 2013 in Bayern, gefolgt von Niedersachsen und Nordrhein-Wesfalen.
Zahl der Pilzsammler nimmt zu
Laut DAK-Ärztin Elisabeth Thomas schwinde die Angst vor einer radioaktiven Belastung der Pilze nach der Atomkatastrophe im Tschnernobyl kontinuierlich, weshalb sich wieder immer mehr Pilz-Sammler in die deutschen Wälder begeben. Doch Vielen fehlt das nötige Wissen, um genießbare und schmackhafte Sorten von giftigen Exemplaren zu unterscheiden.
Elisabeth Thomas warnt Laien daher, dass Bestimmungsbücher oder Foren im Internet oft nicht ausreichen würden, um giftige Pilze von genießbaren unterscheiden zu können. Sehr viele Pilze hätten laut Thomas giftige Doppelgänger. So sehe zum Beispiel der leckere Champignon dem hochgiftigen Knollenblätterpilz täuschend ähnlich. Thomas rät daher unerfahrenen Pilz-Sammlern sehr vorsichtig zu sein.
Pilzsammler häufig „Ohne Ahnung, dafür mit Smartphone-App“ unterwegs
Auch Peter Karasch, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) erklärte in der „ÄrzteZeitung“, dass sich das Wissen der Pilzjäger auf niedrigem Niveau befinde, obwohl das Interesse steige.
Treffend formulierte in diesem Zusammenhang PD Dr. Wulf Schultze, Botaniker am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Hamburg im Ruhestand, die Ursachen der steigenden Vergiftungszahlen: „Heute ziehen die Sammler mit Handys ins Gelände. Ohne Ahnung, aber dafür mit App“. Dass es da zu Verwechslungen der Pilze käme, sei für ihn daher kein Wunder.
Schultze erklärte weiter, dass es zu Verwechslungen vor allem durch „fatale Doppelgänger“ und sehr variable Erscheinungsformen der einzelnen Arten käme. Deshalb brauche man laut Schultze zum Pilzesammeln einfach Erfahrung.
Gift der Pilze schädigt vor unter anderem die Leber
Das Gift der Pilze, das diesen als Fraßschutz dient, stoppt beim Menschen unter anderem die Synthese von Eiweiß in der Leber. Elisabeth Thomas rät daher Personen, die nach dem Verzehr einer Pilzmahlzeit unter Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall leiden, umgehend einen Notarzt zu verständigen oder sich an den Giftnotruf in seinem Bundesland zu wenden.
Keinesfalls sollte man jedoch in Eigenregie mit Medikamenten experimentieren. Zudem sei es laut Thomas empfehlenswert Pilzreste zur Behandlung mitzunehmen, um die Art bestimmen zu können.
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