162 Liter Kaffee trinken die Deutschen durchschnittlich pro Kopf und Jahr – dabei ist nicht nur der Geschmack des Getränks von Bedeutung, sondern vor allem sein wachmachender Effekt. Wie genau dieser zu Stande kommt und was in unserem Gehirn dabei passiert, war Thema einer neuen Studie aus Basel.
Diese Wirkung hat Koffein auf das Gehirn
Obwohl Kaffee großartig gegen Müdigkeit hilft, kann der Koffeinkonsum auch Folgen haben. Ein- und Durchschlafschwierigkeiten sowie ein erhöhter Puls sind bereits bekannte Nebenwirkungen der Substanz. Doch welche Auswirkungen der tägliche Genuss von Kaffee auf unser Gehirn hat, war bislang noch weitgehend unbekannt. Wissenschaftler der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel haben sich zum Ziel gesetzt diesem Zusammenhang auf den Grund zu gehen. Dazu untersuchten die Forscher über zehn Tage hinweg 20 Personen, die regelmäßig Koffein zu sich nehmen. Die Teilnehmenden bekamen täglich drei Tabletten zur Einnahme: Um die Voraussetzungen für eine Doppelblind-Studie zu erfüllen, erhielten zehn Personen Tabletten mit Koffein, während die andere Gruppe Tabletten ohne Wirkstoff bekam. Vor und nach Ablauf des Einnahmezeitraums wurde anhand von Hirnstrommessungen die Schlafqualität der Probanden ermittelt. Zusätzlich wurde das Volumen der sogenannten grauen Substanz im Gehirn aller Personen bestimmt.
Wirkung auf Schlaf und die graue Substanz
Die graue Substanz ist Bestandteil des zentralen Nervensystems und zieht sich vom Rückenmark bis ins Gehirn – dort trägt sie Verantwortung für Wahrnehmungsprozesse und die Intelligenz. Auch für motorische Funktionen und psychische Leistungsfähigkeit trägt sie Verantwortung. Aus den Ergebnissen der Studie geht deutlich hervor: Personen, die Tabletten mit Koffein zu sich nahmen, wiesen einen Rückgang der grauen Substanz im Gehirn auf. Besonders betroffen war dabei der Bereich des Temporallappens, dessen Aufgabe die Prozessierung von Informationen und der Erhalt von Erinnerungen ist.
Auf die Qualität des Schlafes hatte die Einnahme des Koffeins allerdings keine merkliche Auswirkung. Hingegen der Annahme der Wissenschaftler ist damit nicht der Mangel an Schlaf für die Reduktion der grauen Substanz verantwortlich – ein anderer, noch unbekannter Stoffwechselvorgang muss beteiligt sein. Darüber könnten zukünftige Studien Klarheit bringen.
Ist Koffein-Konsum schädlich?
Obwohl es zu einem vorübergehenden Rückgang der grauen Substanz kommt, ist dieser Effekt nicht von langer Dauer. An Teilnehmenden der Placebo-Gruppe konnte nachgewiesen werden, dass das Volumen ihrer grauen Substanz sogar zugenommen hatte. Folglich bilden sich Veränderungen im Gehirn, die durch Koffein ausgelöst wurden, auch von selbst wieder zurück, wenn einige Zeit auf Kaffee verzichtet wird. Außerdem fand man in früheren Studien bereits Beweise dafür, dass regelmäßiger Kaffee-Konsum über viele Jahre hinweg sogar einen positiven Einfluss auf die Gedächtnisleistung bei älteren Personen haben kann. Eventuell wirkt er sich auch vorbeugend auf das Auftreten von Demenz und Alzheimer aus. Die Autorin der Studie kommentierte, dass der tägliche Gebrauch von Koffein nicht notwendigerweise negative Langzeitfolgen haben muss. Trotzdem seien weitere Studien notwendig, um die vorliegenden Ergebnisse besser einordnen zu können.
Was meinen Sie?