Etwa 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Parkinson, einer neurodegenerativen Krankheit, die zu massiven Bewegungsstörungen führt. Forscher des University College London haben nun herausgefunden, wie man das individuelle Parkinson-Risiko bestimmen kann – nämlich mithilfe von Aufnahmen aus dem Inneren des Auges.
Die Netzhaut: Anzeichen für Parkinson?
Im Rahmen der Studie, die kürzlich im Fachblatt „Neurology“ erschien, wurden die Daten von mehr als 200.000 Menschen ausgewertet. Dabei interessierten sich die britischen Forscher für Informationen über mögliche Parkinson-Diagnosen. Außerdem wurden Augenscans der Probanden analysiert. Genauer gesagt handelte es sich dabei um hochauflösende 3D-Aufnahmen der Netzhaut, einer dünnen Gewebeschicht im Inneren des Augapfels, die das Sehen möglich macht. Die Netzhautscans können in unter einer Minute durchgeführt werden. Sie ermöglichen es, Zellen unter der Hautoberfläche zu untersuchen, die einen Hinweis auf den Gesundheitszustand des Körpers geben können. Mithilfe einer Künstlichen Intelligenz konnten die britischen Forscher große Mengen dieser Aufnahmen innerhalb kurzer Zeit auswerten.
Schizophrenie, Alzheimer, Diabetes: Die Augen geben Auskunft
Dabei kam heraus: Sind bestimmte Zellschichten in der Netzhaut sehr dünn, deutet das auf Parkinson hin. Diese Frühanzeichen konnten die Krankheit bis zu sieben Jahre vor der eigentlichen Diagnose vorhersagen. Die Befunde passen zu einer Reihe von vorherigen Studien zu Augenscans und Krankheiten des Nervensystems: So wurde etwa nachgewiesen, dass sich die Alzheimer-Krankheit, Multiple Sklerose sowie Schizophrenie im Auge bemerkbar machen. Auch Diabetes, kardiovaskuläre Krankheiten und eine Neigung zu Bluthochdruck lassen sich an der Netzhaut erkennen.
Bevor die Augenscans in der klinischen Praxis für Diagnosen eingesetzt werden können, ist jedoch weitere Forschung notwendig. Dennoch hoffen die Studienautoren, dass dies bald der Fall sein wird. Erfährt eine Person bereits früh, dass sie später eine neurodegenerative Krankheit entwickeln wird, können Mediziner die Symptome womöglich durch bestimmte Maßnahmen hinauszögern. Im Vergleich zu Gehirnscans, die aktuell zur Diagnose verwendet werden, bieten die Netzhautaufnahmen außerdem entscheidende Vorteile: Sie sind kostengünstiger und schneller.
Wie äußert sich die Parkinson-Krankheit?
Die Parkinson-Krankheit ist auch als „Schüttellähmung“ bekannt – ein Name, der die Kernsymptome beinhaltet: Die Betroffenen leiden unter einem ständigen Zittern (Tremor), etwa in den Händen, Füßen oder im Kiefer. Außerdem können Bewegungen nur noch langsam ausgeführt werden und die Muskeln sind häufig sehr steif. Beim Gehen tun sich viele Patienten schwer, die Balance zu halten, was die Gefahr für Stürze erhöht. Auch Probleme beim Sprechen oder Schlucken können auftreten. Diese motorischen Probleme gehen mit großen Einschränkungen im Alltag einher.
Vor allem ältere Menschen sind von Parkinson betroffen. Die Ursache für die Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die für die Freisetzung von Dopamin zuständig sind. Dieser Botenstoff ist wiederum essentiell für die Steuerung von Bewegungen. Durch den Tod der Dopamin-produzierenden Zellen kommt es daher zu den für Parkinson typischen motorischen Störungen. Warum genau die Nervenzellen zugrunde gehen, ist noch nicht geklärt. Es gibt keine Heilung für die Parkinson-Krankheit, mit verschiedenen Medikamenten können die Bewegungsstörungen jedoch gelindert werden.
Was meinen Sie?