Schon seit mehr als einem Jahr wütet das Coronavirus weltweit, etwa 3,36 Millionen Todesfälle sind bisher zu beklagen. Experten warnen jedoch vor einer weiteren schlummernden Gefahr: Die nächste Grippewelle könnte besonders heftig ausfallen, berichtet nun das amerikanische Nachrichtenportal NBC.
Große Influenza-Welle nach Corona-Pandemie
Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen ist die Grippewelle dieses Jahr besonders mild ausgefallen. So gab es in den USA bislang nur 2.000 laborbestätigte Grippefälle in dieser Saison – üblicherweise sind es um diese Jahreszeit bereits an die 200.000 Personen, die an Grippe erkrankt sind. Insgesamt sind weltweit je Grippe-Saison zwischen neun und 45 Millionen Menschen davon betroffen. Laut Dr. Andy Pekosz, Professor für Mikrobiologie an der Johns Hopkins Bloomberg School für Öffentliche Gesundheit, folgt oftmals auf ein grippearmes Jahr ein besonders grippereiches Jahr, was auf mehreren Gründen beruht.
Immunität gegen aktuelle Grippe-Stämme kaum vorhanden
„Wir haben jetzt einen Zeitraum von mehr als einem Jahr, in der sich ein bedeutender Teil der Bevölkerung nicht mit Grippe infiziert hat und damit Immunität erlangt konnte“, so Pekosz. „Das könnte bedeuten, dass die Anfälligkeit der Bevölkerung für Grippe zunehmen wird.“ Denn nach erfolgter Infektion mit dem Influenzavirus entwickelt der Körper einen gewissen Immunschutz gegen den Krankheitserreger. Kinder sind jedoch anfälliger für die Krankheit, da sich ihre (Teil-)Immunität erst mit der Zeit aufbauen muss.
Da aber dieses Jahr wenige Infektionen mit dem Influenzavirus erfolgt sind, ist die Zahl der Menschen ohne Immunschutz besonders hoch: „Eine geringe Immunität der Bevölkerung kann zu mehr Fällen führen“, meint auch Scott Hensley, Mikrobiologe an der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania. „Wir könnten mehr pädiatrische Todesfälle und gleichzeitig einen Anstieg der Fälle in der gesamten Bevölkerung feststellen. Dies liegt daran, dass die Immunität der Bevölkerung insgesamt voraussichtlich gering ist.“ Ein niedrigerer Immunschutz kann mitunter zu schwereren Verläufen der Grippe führen.
Influenza-Virenvielfalt dünnt aus
„Es ist interessant. Normalerweise gibt es eine große genetische Vielfalt dieser Viren,“ ergänzt Hensley in Hinblick auf die diesjährige Virenvielfalt. Denn dieses Jahr ging diese äußerst stark zurück. Es ist daher unklar, ob tatsächlich weniger Versionen des Influenzavirus im Umlauf sind oder ob aufgrund der niedrigen Infektionen weniger Mutationen nachgewiesen werden konnten. „Im Allgemeinen wollen wir weniger genetische Vielfalt“, betont Sarah Cobey, Epidemiologin und Evolutionsbiologin an der Universität von Chicago. Denn gibt es wenige Virusstämme an der Zahl, wirken auch die Impfstoffe besser. Bereits in den letzten Jahren hatte sich der Grippe-Stamm H3N2 als kritisch erwiesen, da er mehrere Nebenstämme aufwies, was es für Impfstoffe schwieriger machte einen ausreichenden Schutz zu bieten.
Fehlende Daten könnten zum Problem werden
Durch die fehlenden Daten zu den aktuellen Grippevirus-Stämmen könnte der nächste Impfstoff ebenfalls eine schlechte Wirkung zeigen. „Da wir so wenige Fälle hatten, verwenden wir eine kleine Anzahl, um unsere Auswahl zu treffen“, fügt Pekosz hinzu. „Es könnten Stämme mit einer geringen Anzahl zirkulieren, die dominieren könnten. Wir machen uns normalerweise in jeder Grippesaison Sorgen darüber, aber normalerweise haben wir einen viel größeren Datensatz zur Auswahl.“
Schon vor mehr als 80 Jahren wurde das Influenzavirus zum ersten Mal von Wissenschaftlern isoliert. Trotzdem gibt es für die Forschung noch immer viel zu lernen: „Was an Influenza wirklich herausfordernd ist, ist, dass sie sich schnell entwickelt“, fasst Cobey zusammen. Im Vergleich zu SARS-CoV-2 lässt Influenza dieses alt aussehen, da es sich viel mutationsfreudiger zeigt: „Jedes Jahr sehen wir Grippeviren, die es noch nie auf diesem Planeten gegeben hat.“ Daher raten Experten nun dazu sich vor der nächsten Grippewelle unbedingt impfen zu lassen, damit zumindest eine ausreichende (Teil-)Immunität gegeben ist.
digidigi
16.05.2021 19:09Und da hatte man schon fast gehofft, die Grippe würde endlich mal ausgerottet durch die ganzen Corona-Massnahmen… Aber was auch immer geschieht, immer ist es negativ!