An der Grippe zu erkranken ist nicht gerade eine schöne Angelegenheit. Doch viele die an der Grippe erkrankt sind merken dies nicht einmal. Ungefähr 75 Prozent aller Erkrankungen verlaufen ohne jegliche Symptome. Dennoch sind diese Erkrankten ansteckend. Nur bei ungefähr 25 Prozent aller Erkrankten kommt es letztendlich auch zu den bekannten Symptomen. Dennoch warnen Mediziner davor die Grippe auf die leichte Schulter zu nehmen.
Eine Grippe kommt in den meisten Fällen sehr plötzlich. Ihre Symptome sind in der Regel Gliederschmerzen, Erkältungsbeschwerden, Schüttelfrost und nicht zu letzt Fieber diese Symptome erzeugen bei den Infizierten ein starkes Krankheitsgefühl. Der Patient fühlt sich elend, schwach und ohne jegliche Kraft und muss mindestens für eine Woche im Bett bleiben.
Nur bei 25 Prozent der Erkrankten zeigen Symptome
So oder ähnlich kennt jeder die fiese Grippe. Allerdings läuft die Erkrankung nur in 25 Prozent aller Fälle so ab. Die Mehrheit der Erkrankten entwickeln keinerlei Symptome. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Großbritannien in einer aktuellen Untersuchung zur Ausprägung und Verbreitung von Gripperkrankten. Vorgestellt haben die Wissenschaftler Andrew Hayward und sein Team die aktuelle Untersuchung in dem bekannten Magazin „The Lancet Respiratory Medicine“.
Nur wenige zeigen Krankheitssymptome
Die britischen Forscher vom University College London haben von den Jahren 2006 bis 2011 mehrere hundert britische Haushalte jeweils durch die alljährliche Grippesaison begleitet. Die Forscher nahmen im Herbst und im Frühling jeden Jahres entsprechende Blutproben, stellten wöchentlich Fragen zum Befinden und verpflichteten die Testpersonen außerdem, am zweiten Tag mit Erkältungssymptomen einen Abstrich aus der Nase für Labortests machen zu lassen. Die Daten zeigten den englischen Wissenschaftlern genau, wer sich mit Grippe angesteckt hatte, wer krank wurde und wer zudem auch noch Hilfe durch einen Mediziner benötigte.
Durchschnittlich erkrankten in jeder Saison 18 Prozent der nicht geimpften Testpersonen an der Krankheit Grippe. Von ihnen entwickelten allerdings lediglich 23 Prozent entsprechende Symptome, sogar nur 17 Prozent der Erkrankten gingen mit diesen Symptomen auch zu einem entsprechenden Mediziner. Die meisten Infizierten bemerkte die Grippe gar nicht und wurde zudem auch nicht krank.
Nur die wenigsten Erkrankten suchten einen Arzt auf
Attila Altiner, zuständige Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universitätsklinik der Stadt Rostock, lobt die aktuelle Studie für die saubere Methode, zeigt sich von dem neuen Ergebnis allerdings doch wenig überrascht: „Für die Influenza-Forschung ist es sehr gut, eine solide Datenbasis zu haben. Die geringe Zahl der Krankheitsausbrüche ist wenig überraschend. Sie fügt sich in unser Wissen über Grippe“, so die deutsche Forscherin in einem aktuellen Interview.
Auch am deutschen Robert-Koch-Institut war man sehr überrascht über den sehr hohen Anteil der symtomfreien Grippepatienten. Die zuständige Sprecherin Susanne Glasmacher betonte in einem aktuellen Interview: „Es ist in der Zwischenzeit bekannt, dass eine Grippe auch symptomarm ablaufen kann. Wir wissen beispielsweise auch, dass nur jeder zweite Erkrankte einen Mediziner aufsucht, weil er sich selbst auskurieren will.“
Grippe- Impfung weiterhin wichtig, besonders für ältere Menschen
Die auf der Insel ermittelten Zahlen wichen selbst im Jahr der Schweinegrippe (2009) nicht vom Durchschnitt ab. Die britischen Wissenschaftler kamen sogar zu dem Ergebns, dass die Symptome durch Schweinegrippe-Viren deutlich geringer ausgeprägt waren als durch Viren der saisonalen Grippe in den Jahren danach und auch zuvor. „Die Pandemie im Jahr 2009 war eigentlich eine moderate Grippewelle“, betonte auch die Sprecherin Susanne Glasmacher vom deutschen Robert-Koch-Institut.
„Harmlos war sie aus diesem Grund allerdings nicht. Sie betraf zum Beispiel auffallend viele junge Menschen und forderte auch in dieser untypischen Altersgruppe mehrere Todesopfer.“
Die Zahlen von der Insel sollen auch keine Begründung dafür liefern, Grippe ab sofort auf die leichte Schulter zu nehmen, oder eine Grippeimpfung in jedem Fall für überflüssig zu halten.
Risikogruppen besonders gefährdet
„Die Impfung ist wichtig, um Risikogruppen vor eventuellen Komplikationen durch eine Grippeerkrankung zu schützen“, betont auch Attila Altiner in dem aktuellen Interview weiter. Auch eher unauffälligen Grippeinfizierten können die Viren durchaus auf weitere Personen übertragen. Wie ansteckend die nur leicht erkrankten Patienten sind, müssen nachfolgende Untersuchungen zeigen, erklärte die Expertin weiter.
Die Forscher aus Großbritannien weisen zum Abschluss ihrer Studie noch darauf hin, dass die sichtbaren Grippefälle nur die Spitze eines Influenza-Eisbergs sein könnten. Die 75 Prozent symptomfreier Grippeinfizierter müssten in der Influenzaprävention auf jeden Fall noch mit einberechnet werden. „Wir müssen uns stärker und besser auf Influenza-Pandemien großen Ausmaßes vorbereiten“, hieß es zum Abschluss.
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