Was braucht man, um gesund zu werden? Viele würden wohl gesunde Ernährung antworten. Doch Wissenschaftler der Med Uni Graz in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut in Dresden und der Universität Utrecht in den Niederlanden zeigten, dass auch gerade der Verzicht auf Nahrung den Unterschied machen kann. Der positive gesundheitliche Effekt des Fastens ist schon länger bekannt und gewinnt immer mehr an Aufmerksamkeit. Doch kann der Nahrungsverzicht auch gegen Krebs helfen? In einer kürzlich im Fachjournal „Science Advances“ publizierten Studie erklären die Forschenden: Ja, kann es.
Resistenzen verhindern Therapiewirkung
Leberkrebs ist eine der tödlichsten Krebsarten. Während andere Formen der Erkrankung inzwischen durch Operation, Strahlen- oder Chemotherapie gut behandelbar sind, ist die Prognose bei hepatozellulären Karzinomen leider noch immer nicht gut. Ein großes Problem: Die Tumorzellen entwickeln Resistenzen gegen die Therapien. So passiert es etwa bei der Arznei Sorafenib, die gegen Leber- und Nierenzellkarzinome eingesetzt wird. Anfangs funktioniert die Therapie noch gut: Indem das Medikament die Zellteilung und Blutversorgung von Tumoren verhindert, können die Krebsgeschwüre sich nicht mehr vermehren. Nach einer Zeit entwickeln die Tumore jedoch Resistenzen gegen Sorafenib. Das Mittel hat aber noch einen weiteren Nutzen, der auch in resistenten Zellen noch ausgeprägt ist, fanden die Forschenden nun heraus. Der Wirkstoff verhindere die zelluläre Atmung der Mitochondrien, heißt es in einer Mitteilung der Med Uni Graz. Durch die Verfügbarkeit von Glukose können sich die Tumorzellen aber trotzdem weiter vermehren.
Nicht einfach eine Diät
Die Idee der Forschenden: Allein kann der Wirkstoff nicht gegen resistente Tumorzellen angehen. „Wird Sorafenib aber gemeinsam mit Fasten (und damit Einschränkung von Glukose) angewandt, werden die beiden wichtigsten Energie liefernden Mechanismen unterdrückt und das Tumorwachstum signifikant verlangsamt“, erläutert der Studienleiter Andreas Prokesch vom Gottfried Schatz Forschungszentrum der Med Uni Graz den Ansatz des Forschungsteams. „Somit kann Fasten dabei helfen, die Entstehung von Resistenzen gegen Sorafenib zu verhindern beziehungsweise zu reduzieren.“ Untersucht wurden die kombinatorischen Effekte zunächst nur in isolierten Leberkrebszellen, in von Patienten gewonnenen Organoiden und in Mäusen.
Keine Nebenwirkungen durch Fasten
Die neue Therapieoption ist vielversprechend, schreiben die Forschenden, da Fasten für metabolisch stabile Krebspatienten sehr gut verträglich ist. Anders als sonst eingesetzte aggressive Behandlungen ist der temporäre Nahrungsverzicht ohne Nebenwirkungen. Weiterhin entdeckten die Wissenschaftler, dass die Behandlungsstrategie für jene Patienten infrage kommt, die keine p53-Mutation aufweisen. Somit könnte die Kombinationstherapie bei etwa zwei Drittel aller Leberkrebspatienten angewandt werden. Ob sich Sorafenib mit Fasten als Ergänzung zur Behandlung von hepatozellulären Karzinomen auf die klinische Praxis übertragen lässt, wollen die Forschenden nun in weiteren Studien untersuchen. Und auch für gesunde Menschen kann Fasten positive Effekte haben: So kann bewusster Verzicht etwa dazu beitragen, den Körper zu entgiften und das Immunsystem zu stärken.
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