Der Trend aus Skandinavien, bei winterlichen Temperaturen vereiste Seen nicht zu meiden, sondern direkt ins kühle Nass einzutauchen, hat längst die südlicher gelegenen europäischen Breitengrade erreicht. Doch hat das Bad in eisigen Gewässern tatsächlich positive Auswirkungen auf das Immunsystem oder birgt es am Ende gar Risiken für die Gesundheit der mutigen Wasserratten?
Immunabwehr stärken dank eiskaltem Wasser
Die Maxime des Wechselduschens zeigt: Die abwechselnde Verengung und Ausweitung der Blutgefäße regt die Blutzirkulation an, führt zu einer besseren Durchblutung und wirkt sich positiv auf Immunsystem, Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel aus. Ebenso wird die Regenerationsfähigkeit des Körpers durch die Freisetzung von Endorphinen, Adrenalin und entzündungshemmenden Kortikoiden trainiert. Dies hat in weiterer Folge einen positiven Einfluss auf die Psyche, weshalb Eisbader nach ihrem Abenteuer in rauer See des Öfteren von euphorischen Glücksgefühlen berichten.
Der durch das Eisbaden angekurbelte Stoffwechsel nimmt durch die Aktivierung brauner Fettzellen außerdem Einfluss auf die Fettverbrennung. Im Gegensatz zu weißen Fettzellen setzen braune Energie auf direktem Weg als Wärme frei – somit wird Fett schneller und effektiver verbrannt.
Eisbaden will gelernt sein
Ohne ein gewisses Maß an Vorbereitung sollten sich aber vor allem Eisbad-Amateure nicht sofort in Gewässer mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt heranwagen: Lebensbedrohliche Kälteschocks können für untrainierte Badegäste sonst drohen. Entscheidend ist eine langsame und kontinuierliche Vorbereitung auf das Eisbad in Form von kalten Duschen und damit einhergehenden Atemübungen. Die richtige Atemtechnik sorgt für einen gleichmäßigen und bewussten Austritt der Kälte aus dem Körper und somit für eine Linderung des Schmerzes, der durch die schnappartige und schnelle Atmung aufgrund des Kälteschocks entsteht.
Weiters sollte beim Eisbad darauf geachtet werden, Kopf und Haare trocken zu halten, da 30 Prozent der Körperwärme über den Kopf abgegeben werden. Mütze, Handschuhe und Neoprensocken können für die Konservierung der Körperwärme förderlich sein. Zudem sollten Eisbäder stets nur zu zweit oder in Gruppen unternommen werden, sodass man im Notfall nicht auf sich allein gestellt ist. Da der Körper beim Eisbaden einer enormen Stresssituation ausgesetzt ist, kann nie gänzlich ausgeschlossen werden, dass es zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Problemen oder zu dem berüchtigten Kälteschock kommt.
Risiken und Gefahren
Obgleich die Vorteile des Eisbadens zu überwiegen und auch das Immunsystem davon zu profitieren scheint, sollten die Risiken nicht unterschätzt werden: Bei Herz-Kreislauf-Problemen sowie -Erkrankungen sollte von dem eiskalten Unterfangen abgesehen werden. Aufgrund der eisigen Wassertemperaturen kommt es zu einer Verkleinerung der Gefäße, worauf der Körper mit der Ausschüttung von Stresshormonen antwortet und es zu einem vorübergehenden Anstieg des Blutdrucks kommt. Wer also unter Bluthochdruck, Herz-Gefäß-Erkrankungen oder Diabetes leidet, sollte den Sprung ins kalte Wasser lieber nicht wagen.
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