Sildenafil, besser bekannt als Viagra, wurde eigentlich zur Behandlung von Herzkrankheiten entwickelt. Häufig wird es aber auch bei erektiler Dysfunktion verabreicht. Forscher einer neuen Studie warnen nun davor, dass das Medikament zur Vergrößerung von bereits vorhandenen Bauch-Aortenaneurysmen führen könnte.
Sildenafil entspannt Blutgefäße
Der Einsatz von Sildenafil führt dazu, dass das Enzym Phosphodiesterase 5 (PDE5) gehemmt wird. Dieses steuert, wie stark sich glatte Muskelzellen zusammenziehen. Die mittlere Wand der Arterien besteht aus solchen glatten Muskelzellen, weshalb die Blockade des Enzyms dazu führt, dass sich die Blutgefäße entspannen können. Bei einer Erektionsstörung erleichtert Sildenafil damit das Füllen der Schwellkörper, während es hohen Blutdruck, zum Beispiel in den Arterien der Lungenflügel, verringert. Aber alles hat ein Für und Wider, denn schon seit einiger Zeit gab es den Verdacht, dass das erzwungene Entspannen von glatten Muskelzellen Bauch-Aortenaneurysmen vergrößern könnte. Aneurysmen sind örtlich begrenzte „Aussackungen“ – meist von Arterien -, bei denen sich das Blutgefäß lokal vergrößert. Aneurysmen können genetisch bedingt sein oder krankheitsbedingt auftreten. Außerdem können sie Blutgerinnsel auslösen. Der Verdacht, dass Sildenafil Aneurysmen im Bauchraum vergrößern könnte, gründet sich unter anderem darauf, dass es zahlreiche Gendefekte gibt, die glatte Muskelzellen schwächen und in Folge das Risiko eines Aneurysmas erhöhen. Eine neue Studie an Mäusen erhärtet diesen Verdacht nun.
Aneurysmen nach einem Monat um ein Drittel gewachsen
Ein Team um Chen Yan von der University of Rochester im Bundesstaat New York begann damit, Bauchaorten-Aneurysmen bei männlichen Mäusen künstlich auszulösen. Im Anschluss erhielt die Hälfte der Tiere täglich Sildenafil, das die Wissenschaftler in ihr Trinkwasser mischten. Die Kontrollgruppe bekam reines Wasser. Rund vier Wochen später zeigte sich, dass die Aneurysmen der Sildenafil-Gruppe im Schnitt um fast 37 Prozent gewachsen waren, gleichzeitig war auch das Gewebe weniger elastisch geworden. Das deutet darauf hin, dass – zumindest die tägliche Einnahme – von Viagra bereits bestehende Bauchaorten-Aneurysmen vergrößern könnte. Allerdings ist unklar, wie hoch das Risiko für Patienten ist, die Sildenafil nur hin und wieder einnehmen. Darüber hinaus können Studien an Mäusen nie hundertprozentig auf Menschen umgelegt werden.
69 Prozent weniger Alzheimer-Erkrankungen dank Viagra
Allerdings hat Viagra – neben den offensichtlichen – auch einen weiteren möglichen Vorteil: Es könnte der Alzheimer-Erkrankung vorbeugen. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz, in Deutschland litten 2018 rund 1,5 Millionen Menschen daran. Eine Studie in im Fachmagazin „Nature Aging“ untersuchte, wie sich für andere Krankheiten bereits zugelassene Medikamente auf Alzheimer auswirken. Dabei fanden die Forscher heraus, dass bei Männern, die Viagra einnahmen, 69 Prozent weniger Alzheimer-Krankheiten diagnostiziert wurden, als bei jenen, die es nicht verwendeten. Studienautor Feixiong Cheng meint, dass Sildenafil nachweislich Wahrnehmung und Gedächtnisleistung in vorklinischen Untersuchungen verbessert hätte. Allerdings sei noch unklar, wie Viagra auf Alzheimer wirke. Um das festzustellen, brauche es größer angelegte, klinische Studien.
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