Die Zahl der älteren Menschen in Großbritannien, die Antidepressiva konsumiere, ist innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte um mehr als 100 Prozent gestiegen – obwohl die Diagnosen von Depressionen bei älteren Personen nicht gestiegen sind.
Antidepressiva ohne Depressionen
Eine neue Studie der University of East Anglia hat ergeben, dass immer mehr ältere Personen Antidepressiva einnehmen, obwohl sie überhaupt keine Symptome einer Depression zeigen. Die Untersuchungsergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „British Journal of Psychiatry“ präsentiert.
Die meisten Personen über 65 Jahren, die Antidepressiva konsumieren, leiden nicht wahrhaft unter depressiven Symptomen. Das führt zu Bedenken bezüglich der Verordnungen der Medikamente, die auch noch Suchtpotenzial aufweisen. Ein signifikantes Wachstum des Antidepressiva einnehmenden Teils der Bevölkerung über 65 Jahren konnte über die letzten 20 Jahre beobachtet werden. Anzeichen einer Veränderung der altersabhängigen Prävalenz von Depressionen gibt es allerdings keine.
Studiendetails
Für die Forschungsarbeit wurde Daten von zwei Gruppen mit je über 7.000 Menschen über 65 Jahren in England und Wales ausgewertet. Die erste Gruppe wurde zwischen 1991 und 1993 untersucht, die zweite zwischen 2008 und 2011. Heraus kam, dass die Einnahme von Antidepressiva in zwei Jahrzehnten von vier auf elf Prozent gestiegen ist. Die Prävalenz von Depressionen bei über 65 Jahre alten Personen sank trotz der zunehmenden Verschreibung jedoch lediglich von 7,9 auf 6,8 Prozent.
Die Menge der Antidepressiva konsumierenden Menschen in Pflegeheimen hat sich innerhalb der letzten zwanzig Jahre sogar vervierfacht. Die Zahl stieg von sieben auf 29 Prozent. Die Anzahl der depressiven Menschen in den Heimen ist allerdings gleichgeblieben.
Antidepressiva machen süchtig
Zahlreiche Betroffene werden süchtig nach den Arzneimitteln, die auch zu unangenehmen Nebenwirkungen führen können. Ältere Menschen benötigen viel Support, um von den abhängig machenden Arzneimitteln wegzukommen.
Daher sollten Patienten, die regelmäßig Antidepressiva einnehmen, in jedem Fall gut medizinisch überwacht werden. Erfolgt eine Einnahme ohne bestehende psychische Erkrankung, sollte der zuständige Arzt informiert werden und über eine mögliche Absetzung der Mittel gesprochen werden.
Was meinen Sie?