Die Corona-Pandemie ist für viele gesundheitliche Schäden verantwortlich. Doch der (kurzfristige) Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn, Atemprobleme und Long-Covid sind nur eine Seite der Medaille. Durch diverse Lockdown-Maßnahmen und Kontakteinschränkungen hat auf der anderen Seite auch die Psyche vieler Menschen gelitten. Darunter sind vor allem ältere Personen: Laut einer kanadischen Studie hat ein Fünftel von ihnen während des ersten Lockdowns depressive Symptome entwickelt.
Wer ist stärker von Depression betroffen?
Unter den Pandemie-Maßnahmen haben viele Menschen gelitten. Darunter vor allem auch Jüngere, die in ihrem Sozialleben plötzlich stark eingeschränkt waren – keine Treffen mit Freunden, keine Partys, oft ist sogar der Schulbesuch gestrichen worden. Menschen mitten im Arbeitsleben, die von Zuhause aus arbeiten konnten, sind wohl noch am besten davongekommen. Sie hatten zwar dieselben Einschränkungen wie alle anderen, konnten ihren Beruf jedoch weiterhin ausüben. Damit war zumindest noch eine gewisse Normalität im Alltag vorhanden. Ältere Menschen hingegen hatten es doppelt schwer: Einerseits kann es mit zunehmendem Alter schwieriger werden, neue Freundschaften zu schließen. Andererseits waren viele Senioren in Altersheimen während der Lockdowns zusätzlich abgeschnitten von der Außenwelt und durften teilweise auch keinen Besuch empfangen. Aber auch außerhalb von Pflegeheimen hatten Lockdowns negative Auswirkungen auf die Psyche älterer Menschen, wie eine Studie kürzlich herausfand.
Rund ein Fünftel zeigt depressive Symptome
Die „Canadian Longitudinal Study on Aging“ beobachtet rund 50.000 Kanadier zwischen 45 und 85 Jahren und versucht herauszufinden, wie sich der Alterungsprozess auf das Leben der Teilnehmer auswirkt. Die Studienautoren berichten nun von einer deutlichen Zunahme von Depressionen unter Menschen, die bereits vor den Lockdowns unter Einsamkeit litten. Die Ergebnisse der Studie erschienen im Journal „Nature Aging“. Normalerweise finden alle drei Jahre ausführliche Interviews mit den Teilnehmern statt. Aufgrund der besonderen pandemiebedingten Situation wurden die Studienteilnehmer zu Beginn des ersten Lockdowns Mitte März 2020 in Kanada gebeten, regelmäßig über ihre psychische Gesundheit Protokoll zu führen. Über 28.000 Teilnehmer füllten ein Dreivierteljahr lang dafür Online-Fragebögen aus oder meldeten sich telefonisch. Zu Beginn zeigten sich bei rund 16 Prozent der Teilnehmer depressive Symptome. Bis zum Ende des ersten Lockdowns im Juni 2020 erhöhte sich dies auf ca. 21 Prozent. Trotz der anschließenden Lockerung vieler Beschränkungen blieb dieser Wert noch bis Ende des Jahres bestehen.
Soziales Leben ausschlaggebend
Die Studienautoren um Parminder Raina berichten, dass die Häufigkeit von Depressionen mit den sozialen Rahmenbedingungen der Teilnehmer zusammenhingen. So war die Wahrscheinlichkeit depressive Symptome während des Lockdowns zu entwickeln, bei den Teilnehmern, die anfangs angegeben hatten, sich einsam zu fühlen um das 6,75-fache erhöht. Auch finanziell schlechter gestellte Menschen litten 3,35-mal häufiger an Depressionen als Besserverdienende.
Die Studienautoren schließen aus den Ergebnissen, dass die negativen Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche ohne Behandlung mit der Zeit immer schlimmer werden könnten. Daher sei es wichtig Betroffenen geeignete Therapiemöglichkeiten anzubieten, damit sich die Symptome nicht weiter verschlechtern.
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