Immer mehr Menschen verbringen Zeit in der Natur, um eine Auszeit vom stressigen Alltag zu nehmen. Obwohl ein Aufenthalt im Freien das Wohlbefinden steigert, ist Vorsicht geboten: Auf Grashalmen, im Unterholz oder an Zweigen lauern oftmals Zecken, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können – unter anderem auch Borreliose. Forscher identifizierten nun geschlechtsspezifische Unterschiede im Erkrankungsverlauf, die für die Behandlung von Bedeutung sein könnten.
Kreisförmige Hautrötung als Alarmsignal
Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. Diese Krankheitserreger werden von Zecken auf den Menschen übertragen und können sowohl die Haut und Gelenke als auch das Nervensystem und Herz befallen. Die Erkrankung äußert sich zunächst durch eine kreisförmige Hautrötung im Bereich des Zeckenstichs. Tritt diese Hautveränderung mit grippeähnlichen Symptomen wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen auf, sollte sofort ein Arzt konsultiert werden, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Obwohl die Infektionskrankheit von Juni bis August vermehrt verbreitet ist, gilt sie im Allgemeinen als selten: Nur etwa einer von 100 Zeckenstichen in Deutschland verursacht eine Borreliose.
Geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht
Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten Experten der University of Washington, inwieweit sich der Verlauf einer Lyme-Borreliose je nach Geschlecht unterscheidet. Im Zuge dessen evaluierten die Fachleute die klinischen Daten von insgesamt 2.170 Versuchsteilnehmer, die trotz Antibiotika-Therapie sechs Monate oder mehr von der Erkrankung betroffen waren. Zudem berücksichtigten die Mediziner weitere Studien, die sich mit dieser Infektionskrankheit beschäftigten.
Frauen neigen zu schwerem Verlauf
Bei der Datenauswertung stießen die Forscher auf mehrere signifikante Erkenntnisse. So weisen Frauen tendenziell ein höheres Risiko für zeckenbedingte Co-Infektionen auf als männliche Probanden. Dies bedeutet, dass Frauen bei einem Zeckenbiss eher dazu neigen, sich gleichzeitig mit mehr als einem Krankheitserreger zu infizieren. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass Frauen im Vergleich zu Männern durchschnittlich eher schwere Symptome und funktionelle Beeinträchtigungen entwickeln. Auch hinsichtlich Diagnoseverzögerungen und Fehldiagnosen sind Frauen bei einer Borreliose-Infektion überrepräsentiert.
Eine positive Tendenz ließ sich hingegen bei der Antibiotika-Behandlung erkennen: Sowohl Männer als auch Frauen berichteten von einem verbesserten Gesundheitszustand durch die medikamentöse Therapie. Bezüglich Nebenwirkungen wurden ebenfalls keine erheblichen geschlechtsspezifischen Unterschiede erfasst.
Tiefergehende Ursachenforschung erforderlich
„Wir müssen herausfinden, warum mehr Frauen als Männer eine hartnäckige Borreliose entwickeln. Unsere Studie zeigt, dass die Diagnose bei Frauen später gestellt wird, was ihr Risiko einer chronischen Erkrankung erhöht“, schildert die Studienautorin Lorraine Johnson. Außerdem solle erforscht werden, inwieweit biologische Variablen den Krankheitsverlauf beeinflussen. Um die Behandlung für sämtliche Betroffene zu verbessern, sei es laut dem Studienautor Dr. Raphael Stricker essenziell, geschlechtsspezifischen Aspekten in der Borrelioseforschung mehr Beachtung zu schenken.
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