Rentner in Deutschland setzen offensichtlich sehr oft auf Naturheilkunde. Das hat eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Berliner Charité ergeben. Demnach nutzen mehr als 60 Prozent der Senioren in Deutschland Mittel aus der Naturheilkunde. Offensichtlich auch mit sehr guten Ergebnissen. Allerdings versäumen viele Rentner ihrem Arzt davon zu erzählen und somit kann es schnell zu Wechselwirkungen kommen, da Senioren oft schon diverse Medikamente nehmen.
Die Komplementärmedizin bzw. die Alternativmedizin schaut in Deutschland auf eine lange Tradition zurück. Besonders Menschen im fortgeschrittenen Alter verfügen teilweise über lebenslange Erfahrungen in dieser Medizin. Für Menschen dieses Alter zählen zur Alternativmedizin ganz eindeutig die Hausmittel und Co.
Viele dieser Menschen kennen diese Hausmittel schon seit frühester Kindheit. Bis heute war doch noch nicht ganz klar in welchem Umfang Senioren die Komplementärmedizin in Anspruch nehmen. Diese Erhebung ist auch nicht ganz uninteressant für Ärzte und Krankenkassen. Daher hat sich die Berliner Charité jetzt etwas genauer mit diesem Thema auseinandergesetzt.
800 Senioren angeschrieben
Aus diesem Grund wurde eine Umfrage in Auftrag gegeben, bei der rund 800 Senioren ab einem Alter von 70 Jahren in den Bundesländern Berlin und Brandenburg befragt wurden. Kontaktiert wurden dabei Senioren in den unterschiedlichsten Lebensumständen. An der Umfrage nahmen selbstständig lebende Senioren, Nutzer von ambulanter Pflege und Bewohner von Pflegeheimen teil.
Abgefragt wurde von den Senioren die Nutzung aller natürlichen Produkte und Verfahren, die mit medizinischer Zielsetzung eingenommen wurden. Dabei handelte es sich um pflanzliche Medikamente bis hin zu Tees und Säften. Von 800 kontaktierten Senioren nahmen immerhin gut 400 Senioren an der aktuellen Umfrage teil.
Mehr als 61 Prozent nutzen Naturheilkunde
Das Ergebnis: Gut zwei Drittel (61,3 Prozent) verwenden eine Form der Komplementärmedizin. An erster Stelle stehen bei den Senioren Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine und Mineralien (35,5 Prozent). Pflanzliche Medikamente nehmen etwa ein Drittel der Befragten zu sich (33,3 Prozent).
Äußerliche Anwendungen landeten bei der Umfrage auf Platz drei mit 26,8 Prozent. Die Senioren scheinen auch äußerst zufrieden mit der Komplementärmedizin zu sein. Denn 58,7 Prozent der Befragten äußerten positive Effekte der Komplementärmedizin. Allerdings bevorzugen gut 65 Prozent der Befragten eine Kombination aus konventioneller Medizin und Komplementärmedizin.
Wechselwirkungen von Rentnern in vielen Fällen unterschätzt
Sehr auffällig: Senioren mit gesetzlicher Betreuung nehmen fast ausschließlich Mittel ein, die von ihrem Arzt verschrieben wurden. Senioren ohne gesetzliche Betreuung informieren ihren Arzt nur zu gut 59 Prozent darüber, dass sie zusätzlich selbstständig Komplementärmedizin in Anspruch nehmen.
Mehr als die Hälfte der Befragten wissen zudem auch nicht, ob und welche Wechselwirkungen die Medikamente mit den konventionellen Arzneimitteln verursachen können. Gerade dies stellt ein Problem dar. Denn ein Erwachsener im Alter jenseits der 70 Jahre bekommt bereits vom Arzt fünf unterschiedliche konventionelle Medikamente verschrieben.
Experten fordern Erstattungen durch die Krankenkassen
Wechselwirkungen mit natürlichen Mittel sind durchaus möglich, erklären die Auftraggeber der aktuellen Umfrage. Daher ist ein Schulterschluss zwischen der konventionellen Medizin und der Komplementärmedizin wichtiger denn je.
Eine Erstattung der Mittel aus der Komplementärmedizin durch die gesetzlichen Krankenkassen könnte das Problem beheben. Die Inanspruchnahme würde in die Statistiken mit einfließen und wäre somit auch besser für Hausärzte einsehbar.
Bjorn
14.04.2014 08:39ich denke auch das ein Großteil der Senioren einfach aus der Nachkriegszeit, ganz anders mit dem Thema konfrontiert worden ist. Das was einst aus der Not heraus geboren wurde, erfährt heute u.a. eine Rückkehr aus diversen Gründen. Oftmals ist aber gerade älteren Menschen die Naturheilmittel noch bekannt. Man hat halt nur das nehmen können was da war. Und vielleicht spielen finanzielle Mittel wie Rente heute ebenso einen weiteren Faktor.