Wenn man einen Blick auf seine Umwelt wirft, wird einem schnell auffallen, ganz gleich ob in der Stadt oder der Natur, dass man umgeben von Müll ist – darunter auch Plastikmüll. Dass jedoch auch viele Kunststoffteilchen im menschlichen Körper landen, ist manch einem vielleicht nicht direkt bewusst.
Wie gelangt Mikroplastik in unseren Körper?
Laut einer Studie des WWF beträgt die Menge der wöchentlich aufgenommenen Kunststoffteilchen circa 5 Gramm pro Kopf, was dem Gewicht einer Kreditkarte entspricht. Die Problematik dahinter: Wir können die kleinen Teilchen nicht meiden, da sie sich in der Luft, in Gewässern und dem Boden befinden. Sie stammen aus zerfallenem Plastik, aus Reifenabrieb, Kleidung oder Kunstrasen. So landen sie demzufolge unvermeidlich in Nahrungsmitteln sowie Trinkwasser und gelangen dadurch in unseren Körper. Ob sie nun einen Schaden in unserem Körper anrichten ist noch unklar, jedoch ist es laut Forschern sehr wahrscheinlich. Denn Plastik enthält viele Chemikalien, welche sich negativ auf die Gesundheit und unseren Hormonhaushalt auswirken. Sie beeinflussen die Übertragung biochemischer Signale im Körper, rufen Entzündungen bis hin zur Krebsbildung hervor und führen zu allergischen Reaktionen, da der Körper diesen Fremdkörper von sich stoßen möchte. Insbesondere der in der Plastikindustrie verwendete Stoff Bispenol A ist sehr umstritten. Er wird als Streckmittel benutzt, um die Produktion günstiger zu machen. Dabei wird ein gefährlicher Faktor nicht beachtet: Dieser Werkstoff ist den körpereigenen Geschlechtshormonen Testosteron und Östrogen sehr ähnlich und wird daher von unserem Körper nicht als Fremdstoff anerkannt. Zudem passieren Nanoteilchen von Kunststoffen aus der Nahrung ungehindert die Blut-Hirn-Schranke. Sie können sogar die Plazenta überwinden und gelangen so in den Blutkreislauf von Embryonen. Insbesondere bei Neugeborenen, Kindern und älteren oder schwächeren Personengruppen ist die Tragweite drastisch und Folge dessen kann die Entstehung von Krebs, Unfruchtbarkeit, Autismus oder Allergien sein.
Mikroplastik in unseren Geweben
Wiener Forscher konnten vor zwei Jahren erstmals nachweisen, dass sich Mikroplastik auch in menschlichen Stuhlproben befindet. Man nimmt daher an, dass diese Teilchen über das Darmepithel auch in die Blutbahn und somit in verschiedene Organe transportiert werden. Nun konnten Forscher feststellen, dass sich Mikroplastik bereits in menschlichen Geweben sowie Organen befindet. Dies belegt eine Studie der Arizona State University, in welcher Gewebeproben aus Lunge, Leber, Niere und Milz von bereits verstorbenen Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen auf Mikroplastik untersucht wurden. Hierbei entwickelte das Forschungsteam eine Methode, das Gewebe so aufzubereiten, dass die Plastikpartikel mittels der sogenannten Raman-Spektrometrie nachweisbar wurden. Dabei wird das Gewebe mit monochromatischem Laserlicht bestrahlt, wodurch verschiedene Frequenzen beobachtet werden. So lassen sich Rückschlüsse auf die zu untersuchende Substanz ziehen. In jener Studie konnte durch dieses Verfahren zwischen Kunststoffsorten wie Polycarbonat, Polyethylenterephthalat (PET) oder Polyethylen unterschieden werden und die Arten identifiziert werden.
Mikroplastik in Kosmetika
Auch in täglichen Pflegeprodukten ist Mikroplastik zu finden. In gelartiger- oder flüssiger Form dient es als Füllstoff und Bindemittel und in kleinen Kügelchen ist es in Peelings, Shampoos, Make-Up oder Sonnencremes enthalten. Zusätzlich werden den Kunststoffen sogenannte Additive zugesetzt, um ihnen zusätzliche Eigenschaften zu verleihen. Viele dieser Additive wie beispielsweise BPA sind potenziell gesundheitsschädlich und zum Teil noch nicht ausreichend erforscht, weshalb man vorsichtig bei der Benutzung solcher Produkte sein sollte.
Appell an die Industrie
In den vergangenen Jahren ist die Plastikproduktion deutlich gestiegen. Hierfür ist mittlerweile sogar der menschliche Körper ein klarer Indikator. Denn je mehr Kunststoffe hergestellt werden, umso mehr Rückstände sind in Gewässern, in der Luft, der Nahrung und damit schließlich auch in unserem Körper aufzufinden. Daher sollten schnellstmöglich alternative Stoffe verwendet werden, um Mensch und Natur zu schützen. Ziel sollte es sein, besser abbaubare Stoffe und weniger schädliche Zusatzstoffe herzustellen.
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