Noch immer hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Die weltweiten Anstrengungen sollen unter anderem dazu führen, das Virus einzudämmen und lokal zu begrenzen – ein völliges Verschwinden von SARS-CoV-2 wird aber immer unwahrscheinlicher. Wie genau die Prognosen dafür sind, hat sich nun ein Forschungsteam im Rahmen einer aktuellen Studie angesehen. Dabei haben sich drei mögliche Szenarien als am wahrscheinlichsten herausgestellt.
Wie steht es um die Zukunft von SARS-CoV-2?
Große Unsicherheiten gibt es unter Experten, ob und auf welche Art und Weise sich das Coronavirus SARS-CoV-2 in Zukunft weltweit in der menschlichen Bevölkerung etablieren wird. Möglich wäre, dass sich COVID-19 zu einer endemischen Krankheit mit saisonalen Epidemiespitzen ähnlich wie Influenza entwickelt – oder, dass aus der Krankheit irgendwann eine harmlose Erkältung wird. Das Forschungsteam um Amalio Telenti und Davide Corti gibt hierzu anhand relevanter Beobachtungen aus früheren Epidemien sowie der zur Verfügung stehenden Informationen zur Evolution von SARS-CoV-2 drei denkbare Prognosen ab.
Szenario 1: Das Virus bleibt weiterhin unkontrollierbar
Im „worst-case“ Szenario der Studie gelingt es der Menschheit nicht, SARS-CoV-2 unter Kontrolle zu bringen. Hinzu kommen ständig sich wechselnde Varianten, die auch in Zukunft für schwere Verläufe und hohe Zahlen von Infizierten sorgen. Dadurch entstehe gleichzeitig ein höheres Risiko, dass sich fortlaufend neue Mutationen durchsetzen, die die Pandemie weiterhin unkontrollierbar machen. Dieser Ausgang sei aber eher unwahrscheinlich, wenn die Anzahl der geimpften Personen weiter ansteigt wie bisher.
Szenario 2: COVID-19 wird zur saisonalen Erkrankung
Für umso wahrscheinlicher sei es laut der Studie, dass COVID-19 zu einer saisonalen Erkrankung wird, wie es beispielsweise bei der Grippe der Fall ist. Effektivere und fortlaufend weiterentwickelte Behandlungen sorgen zudem dafür, dass sowohl der Schweregrad der Erkrankung als auch Krankenhausaufenthalte massiv sinken werden. Ebenso werde damit ein Rückgang bei der Anzahl der Todesfälle erwartet. Das Forscherteam gibt jedoch zu bedenken, dass die Grippe als ernstzunehmende Infektionskrankheit gilt, die mehrere Hunderttausend Todesfälle pro Jahr fordert. Eine weitere Virusinfektion in diesem Ausmaß stelle außerdem eine erhebliche Belastung für die bestehenden Gesundheitssysteme dar.
Szenario 3: COVID-19 wird harmloser
Bei vielen Betroffenen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, verlief die Krankheit entweder sehr mild oder völlig symptomfrei. Deshalb sei es denkbar, dass die Auswirkungen einer Infektion mit COVID-19 im Laufe der Zeit abnehmen werden, wenn sich eine gewisse Immunität in der Bevölkerung eingestellt hat. Diese Art der Angleichung wurde schon bei altbekannten Coronaviren beobachtet, die eher für harmlose Erkältungen sorgten. Dieses Szenario ist die optimistischste Variante der drei möglichen Ausgänge, beschreibt die Arbeitsgruppe.
Parallelen zur Spanischen Grippe
In der Studie verglichen die Forscher zum besseren Verständnis die vorherrschende Corona-Pandemie mit der Spanischen Grippe, die in den Jahren 1918 und 1919 weite Teile Europas in Schach hielt. Die Nachkommen des betroffenen Influenza-Erregers H1N1 haben den Wissenschaftlern zufolge noch für Epidemien bis in die 1950er Jahre hinein gesorgt. Als Voraussetzung für eine Abschwächung von SARS-CoV-2 sei nach Einschätzung der Forschenden aber vor allem eine weit verbreitete Immunität in der Bevölkerung notwendig.
Entwicklungen schwer vorherzusagen
Am meisten befürchtet wird eine neu mutierte Variante, die in der Lage sei, die Immunität von Genesenen und Geimpften zu überwinden. Dazu beitragen können etwa Regionen, in denen SARS-CoV-2 nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Damit steige auch das Risiko weiter an, dass sich resistentere Varianten herausbilden. Auch besteht die Möglichkeit, dass sich SARS-CoV-2 in Tierarten weiterentwickelt und erneut auf den Menschen überspringt. Solche Entwicklungen vorherzusagen, sei jedoch mit den derzeit zur Verfügung stehenden Werkzeugen nur schwer möglich. Daher müssen Forschungsanstrengungen in diesem Bereich unbedingt weiter erhöht werden, betont auch das Forschungsteam.
Fazit gibt Hoffnung auf positiven Ausgang
Insgesamt schließt das Team aus den Erkenntnissen der Studie, dass in Hinblick auf die relativ begrenzte Anzahl an Mutationen und Varianten die Evolution des Coronavirus möglicherweise eingeschränkt sei. Sollte sich diese Annahme bewahrheiten, werden die Varianten von SARS-CoV-2 womöglich nicht mehr schlimmer werden, als es bisher der Fall sei. Auf lange Sicht werden in den kommenden zwei bis vier Jahren sogenannte Übergangszustände in der Pandemie zu erwarten sein, bei der das Virus Impflücken nutzen könnte.
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