Smog, Feinstaub und Co. sind bekanntlich nicht gut für die Atemwege und stellen insbesondere in Ländern wie China und Indien ein großes Problem dar. In einer Studie mit über 30.000 Teilnehmenden zeigten ForscherInnen nun einmal mehr, dass Luftverschmutzung neben den bekannten Gesundheitsrisiken auch einen stark negativen Einfluss auf Spermien – und damit die Fruchtbarkeit – haben könnte.
Erste handfeste Beweise
WissenschaftlerInnen haben lange die Vermutung gehegt, dass Luftverschmutzung neben dem Auslösen oder Verschlimmern von Atemwegserkrankungen, wie etwa einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), auch Spermien beeinträchtigen könnte. Allerdings waren bisherige Studien immer etwas komplex und die Ergebnisse konnten keine Kausalität aufzeigen. Eine neue Untersuchung könnte das aber ändern: ForscherInnen betrachteten dafür Daten von 33.876 Männern aus 340 chinesischen Städten. Ihre Belastung durch Luftverschmutzung variierte und ihre Partnerinnen waren auf zusätzliche Technologien angewiesen, um schwanger werden zu können. Die ForscherInnen suchten nach Mustern in den Daten, die eine Beziehung zwischen der Qualität ihrer Spermien und der Belastung durch winzige Feinstaubpartikel – in der Größe von rund 2,5 bis 10 Mikrometer – erklären könnten. Dabei fokussierten sie sich auf Spermienzahl, -konzentration und -beweglichkeit – also die Fähigkeit von Spermien, in die richtige Richtung zu schwimmen.
Je kleiner, desto gefährlicher
Obwohl die ForscherInnen keine signifikante Verbindung zwischen Luftverschmutzung und Spermienkonzentration oder -zahl herstellen konnten, landeten sie bei der Beweglichkeit der Spermien einen Treffer: Je mehr ein Partizipant Feinstaub ausgesetzt war, desto geringer fiel seine Spermienbeweglichkeit aus. Feinstaub verringerte laut den Beobachtungen der Forschenden sowohl die Fähigkeit der Spermien, geradeaus zu schwimmen, als auch ihre Fähigkeit überhaupt zu schwimmen. Die StudienautorInnen fanden zudem heraus, dass die Größe des Feinstaubs eine Rolle zu spielen scheint: Kleine Partikel (unter 2,5 Mikrometer) verringerten die Spermienbeweglichkeit um 3,6 Prozent, während größere Feinstaubpartikel (über zehn Mikrometer) die Beweglichkeit lediglich um 2,44 Prozent einschränkten. Eine Erklärung dafür wäre etwa, dass kleinere Partikel tiefer in die Lungen vordringen könnten, was die weitere Verbreitung im Körper vereinfacht.
Ergebnisse nicht eindeutig
Allan Pacey, Professor für Andrologie (Männerheilkunde) an der University of Sheffield, meint dazu: „Die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Luftverschmutzung und Spermien-Qualität wurde bereits in zahlreichen Studien diskutiert, allerdings stimmten letztendlich nicht alle von ihnen dieser Beziehung zu. Die vorliegende Studie erhärtet die Beweislage, dass eine Verbindung zwischen Luftverschmutzung und Spermien-Qualität besteht, und ist recht beeindruckend, da Daten zur Spermien-Qualität von über 30.000 Männern verwendet wurden.“ Pacey führte allerdings aus, dass die festgestellte Verringerung der Spermien-Beweglichkeit mit rund drei Prozent recht niedrig sei. Da die Studie keine Information über die Größe, Form und Beschaffenheit der Spermien gibt, sei außerdem nicht nachvollziehbar, ob die Luftverschmutzung wirklich für die Beeinträchtigung der Spermien verantwortlich ist oder ob es andere Gründe geben könnte. Somit sei es wichtig die Ergebnisse mit einer „Prise Salz“ zu nehmen: Die Studie hätte nicht klar zeigen können, ob Feinstaub Männer in Gebieten mit stark verschmutzter Luft davon abhalten kann, Vater zu werden. Die Forschungsarbeit sei aber ein Schritt in die richtige Richtung.
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