Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm – somit handelt es sich bei Darmkrebs hierzulande um eine der häufigsten Tumorerkrankungen. Die Behandlungsmethoden reichen von Medikamenten bis hin zur Chemotherapie, doch nicht immer erweist sich eine Behandlung als erfolgsversprechend. Ein neu entdeckter Angriffspunkt könnte nun allerdings für eine effizientere Behandlung sorgen.
Wie entsteht Darmkrebs?
Bei der Entstehung von Darmkrebs spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Sowohl genetische Veranlagungen als auch externe Einflüsse können die Bildung von Metastasen begünstigen. Vor allem ein ungesunder Ernährungs- und Lebensstil erhöht das Risiko einer Erkrankung, jedoch kann ebenso eine Chemikalienbelastung oder Infektion in einem Ausbruch resultieren. Bei der Entwicklung dieser Krebsart können zuvor harmlose Darmpolypen zum Verhängnis werden: Im Zuge des Krankheitsverlaufs können die Schleimhautzellen zu gefährlichen Karzinomen mutieren, welche sich in weiterer Folge unkontrolliert verbreiten und ihre zerstörerische Wirkung im Körper entfalten.
Effektive Substanz zur Tumorbekämpfung entdeckt
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Medizinern am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg und Dresden versuchten in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum effiziente Therapieansätze zur Krebsbehandlung zu identifizieren. Aus diesem Grund züchteten die Wissenschaftler aus Krebszellen der Patienten 3D-Modelle, welche sowohl die Struktur als auch die Wechselwirkung diverser Zellen in Darmtumoren darstellen sollten. 24 dreidimensionale Zellkulturen repräsentierten bedeutsame genetische Unterkategorien von Darmkrebs. Die Forscher verwendeten diese Zellmodelle, um die Wirksamkeit von 80.000 Substanzen zu testen.
Ein Stoff stellte sich bei diesen Untersuchungen als besonders effizient heraus, da er den Abbau von Cyclin K und CDK12 anregte. Hierbei handelt es sich um Proteine, welche für DNA-Reparaturmechanismen in Krebszellen zuständig sind. Werden diese Eiweiße vermehrt abgebaut, kann dies folglich zu schwerwiegenden Schäden der Zellmaterie führen.
Neue Hoffnung für schwer erkrankte Darmkrebspatienten
Den Medizinern zufolge erwies sich die Deaktivierung von Cyclin K und CDK12 bei gewissen Darmkrebs-Zellmodellen als besonders wirksam. Bei diesen Ausführungen konnten die Experten genetische Veränderungen feststellen, welche mit einem erhöhten Risiko für die Bildung von Metastasen korrelierten. Im Verlauf weiterer Experimente stellte sich heraus, dass sich diese Proteinkombination spezifisch bekämpfen lässt, ohne dass andere Eiweiße beschädigt werden. Prof. Hanno Glimm, einer der geschäftsführenden Direktoren am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden, betrachtet dieses Untersuchungsergebnis als eindeutigen Erfolg: „Diese sehr spezifische Möglichkeit der Adressierung ist für uns von hoher Relevanz. Sie erhöht die Chance, dass klinisch anwendbare Substanzen, die den Abbau von Cyclin K und CDK12 auslösen, künftig bei einer klar definierten Gruppe von Patienten mit besonders schlechter Prognose hochwirksam und gut verträglich sein könnten.“
Des Weiteren deuten Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass die Inaktivierung von CDK12 ebenfalls in Kombination mit Chemotherapien zu erfolgreichen Therapieresultaten führen könnte.
Molekularer Klebstoff eröffnet neue Perspektiven
Außerdem kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Substanz zur Protein-Inaktivierung um einen Wirkstoff aus der bisher eher unerforschten Substanzkategorie der molekularen Klebstoffe handelt, welche sich durch einen einzigartigen Mechanismus zur Tumorbekämpfung auszeichnen: Im Gegensatz zu anderen Medikamenten schränken sie Krebsstrukturen nicht unmittelbar ein, sondern eliminieren sie stattdessen im Rahmen des zelleigenen Eiweißabbausystems. Diese Funktionsweise würde Medizinern völlig neue Perspektiven eröffnen, da nun auch jene Tumorstrukturen bekämpft werden können, die sich gegenüber bisherigen Arzneimitteln als resistent erwiesen. Ziel der Forscher sei es nun, den molekularen Klebstoff so zu modifizieren, dass er im klinischen Bereich zum Einsatz kommen kann.
Prävention durch ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung
In erster Linie kann Darmkrebs durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden. Dieser umfasst sowohl regelmäßige Bewegung als auch eine ballaststoffreiche Ernährung. Hülsenfrüchte, frisches Gemüse und Getreideprodukte sollten auf jeden Fall auf der Speiseliste stehen, denn sie wirken nicht nur Übergewicht entgegen, sondern verringern zusätzlich das Darmkrebsrisiko. Durch den Konsum von Tabak und Alkohol wird allerdings ein gegenteiliger Effekt erzielt. Ab 50 Jahren ist es außerdem ratsam, regelmäßig ärztliche Früherkennungsuntersuchungen durchführen zu lassen, um das Erkrankungsrisiko realistisch einzuschätzen und im Fall von Symptomen rechtzeitig geeignete Therapiemaßnahmen zu ergreifen. Falls in der eigenen Familie bereits chronische Darmerkrankungen aufgetreten sind, ist es empfehlenswert, seinen Arzt darüber zeitgerecht in Kenntnis zu setzten.
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