Leukämie lautet die häufigste Krebsdiagnose bei Kindern, allein in Deutschland sind es jährlich 1.800. Insgesamt erkrankt in der industrialisierten westlichen Welt bereits eines von 100.000 Kindern an Leukämie, meist noch bevor es ein Alter von zehn Jahren erreicht hat. Das Paradoxe: In Indien ist es beispielsweise nur eines von einer Million Kindern, das an dieser Krebsart zu leiden hat. WissenschaftlerInnen aus den Vereinigten Staaten glauben nun die Ursache für diese eklatante Kluft zwischen Orient und Okzident hinsichtlich des Leukämierisikos bei Kindern festmachen zu können.
Das Geheimnis der asiatischen Kochkunst
Bei der Leukämie, auch als „Blutkrebs“ oder „Leukose“ bezeichnet und direkt als „weißes Blut“ übersetzt, handelt es sich um verschiedene Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, die entstehen, wenn es zu einer fehlerhaften Entwicklung weißer Blutzellen (Leukozyten) kommt, die im Knochenmark aus speziellen Stammzellen hervorgehen, und sich anschließend unkontrolliert vermehren. Diese mutierten Leukozyten sind nicht funktionsfähig und verdrängen mit fortschreitender Erkrankung immer mehr gesunde weiße und rote Blutzellen (Erythrozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten). Daraus resultiert eine massive Störung der Blutbildung und es kommt in weiterer Folge zu Symptomen wie Schwäche, Blässe, Blutgerinnungsstörungen mit Anfälligkeit für blaue Flecken, erhöhte Infektionsneigung, Lymphknotenschwellungen und Knochenschmerzen. Kinder sowie Erwachsene, die an einer Form des Blutkrebses erkrankt sind, werden in der westlichen Medizin meist über zwei bis drei Jahre lang mit Bestrahlungen und Chemotherapie behandelt, was sowohl unangenehme Nebenwirkungen (Haarausfall, Übelkeit, Schleimhaut- und Darmentzündungen, etc.) als auch, insbesondere für Kinder, noch unbekannte Langzeitfolgen wie beispielsweise Unfruchtbarkeit mit sich bringen kann.
Doch woher rührt nun das offenbar niedrigere Leukämierisiko bei indischen Kindern? ForscherInnen vom medizinischen Institut der Loyola Universität in Chicago glauben die Antwort auf diese Frage gefunden zu haben: Ihnen zufolge liege das „Geheimnis“ der geringen Leukämiefälle bei Kindern in der indischen bzw. asiatischen Küche verborgen. Charakteristisch für diese sind die Verwendung von viel marktfrischem Gemüse und einer Vielzahl an antioxidativ wirkenden Gewürzen, worunter sich insbesondere Kurkuma großer Beliebtheit erfreut.
Curcumin cures Cancer?
Als Curcumin wird der gelbe Naturstoff im Gewürz Kurkuma (auch Gelber Ingwer, Gelb- oder Safranwurz) bezeichnet, dessen Ursprünge in Südasien zu finden sind und das in Indien schon seit mehreren tausend Jahren kultiviert und in der Ayurvedischen Medizin als „Allheilmittel“ eingesetzt wird. Kurkuma wird eine energiespendende sowie reinigende Wirkung zugesprochen, da es aufgrund des in ihm enthaltenen Curcumins antientzündliche und antioxidative Eigenschaften aufweist. So soll Kurkuma die Muskelregeneration beschleunigen, gut für die Gesundheit der Gefäße sein und eine Schutzfunktion bei Atemwegserkrankungen aufweisen. Weiters soll das Gewürz die Verdauung anregen, bei Blähungen und Völlegefühl helfen, Entzündungen im Darm verhindern und sogar als Präventionsmittel für Darmkrebs fungieren. Es wird dementsprechend nicht nur bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Chron, sondern auch zur Behandlung des Reizdarmsyndroms eingesetzt. Darüber hinaus wirke es ebenso bei Arthrose, Hautentzündungen und Erkältungen.
Die Wirkung von Curcumin in Krebszellen war bereits Forschungsobjekt diverser Studien, wobei speziell in Versuchen in der Petrischale mit Krebszellen festgestellt werden konnte, dass Kurkuma wachstumshemmende Eigenschaften aufweist, den frühzeitigen Zelltod auslöst und die Krebszellen empfänglicher für Chemotherapie und Bestrahlung macht. Forschende der Universität in Hohenheim führten gemeinsam mit KollegInnen der Universitäten Jena, Frankfurt und Kiel ebenfalls Laborversuche durch, und konnten diverse krebshemmende Attribute des Kurkuma-Gewürzes bestimmen.
Die ForscherInnen der Loyola-Universität, die sich auf die Analyse des Leukämierisikos bei Kindern spezialisierten, kamen zu dem Entschluss, dass der für okzidentale Verhältnisse verschwenderische Genuss von Kurkuma (üblich sind ca. 3 bis 5 Gramm täglich) indische Kinder vor Blutkrebs bewahre. Dennoch ist die Datenlage noch zu dünn und die Auswirkungen der Einnahme von Kurkuma auf das Rückfallrisiko oder das Überleben von KrebspatientInnen nach wie vor unzureichend erforscht, weshalb das Gewürz bislang keinen Stellenwert in der kurativen oder supportiven Krebstherapie einnimmt.
Präventionsmaßnahmen für Kinderleukämie
Nichtsdestotrotz konnten die Forschenden wissenschaftlich relevante Ergebnisse erzielen, wie Moolky Nagabhushan, Krebsforscher und Professor an der Loyola-Universität, im Rahmen einer Presserklärung konstatierte: „Zu den bereits bekannten Risikofaktoren, die zu der hohen Anzahl leukämiekranker Kinder im Westen führt, gehören einerseits die Lebensweise der Kinder bzw. ihrer Eltern und andererseits bestimmte schädliche Umweltfaktoren.“ Eine im American Journal of Epidemiology veröffentlichte Untersuchung der Universität von Berkley konnte ebenfalls eine Relation zwischen der Ernährungsweise von Kindern und ihrem Risiko, an Leukämie zu erkranken, detektieren. So würde beispielsweise der regelmäßige Konsum bestimmter Früchte in den ersten zwei Lebensjahren, insbesondere Orangen und/oder Bananen, die Wahrscheinlichkeit einer Leukämieerkrankung um 51 Prozent minimieren. Orangen sind reich an Vitamin C, das als nachweislich Krebs bekämpfende Natursubstanz kategorisiert werden kann. Bananen enthalten indes große Mengen an Kalium, ein Mineralstoff, dem ebenfalls krebshemmende Eigenschaften nachgesagt werden. Obendrein soll bereits das kontinuierliche Trinken von frisch gepresstem Orangensaft Kindern Schutz vor Blutkrebs bieten.
Die wundersamen Heilkräfte des Kurkuma in Zusammenhang mit Kinderleukämie seien dahingestellt, dennoch konnte einmal mehr wissenschaftlich nachgewiesen werden, was eigentlich bereits allgemein gültiger Konsens sein sollte: Eine ausgewogene Ernährung, die größtenteils aus frischem Gemüse, Früchten und natürlichen Gewürzen anstatt aus Fertiggerichten und Süßigkeiten besteht, mag alleine zwar nicht ausschlaggebend für das Senken des Krebsrisikos von Kindern sein, stellt jedoch zweifellos einen entscheidenden Bestandteil des allgemeinen Schutzes vor Krankheiten dar und garantiert die ausreichende Versorgung mit relevanten Vitalstoffen, die Kinder für ein glückliches und gesundes Leben brauchen.
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