Egal ob bei Familienfeiern, Geburtstagen oder zu Silvester – Alkohol gilt für viele als normaler Bestandteil gesellschaftlicher Ereignisse. Angesichts der stimmungshebenden Wirkungen der Volksdroge verfallen immer mehr Menschen in überproportionales Trinkverhalten. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das soziale Umfeld werden oftmals ausgeblendet – selbst bei einer folgenschweren Alkoholsucht. Ein spezielles Medikament könnte nun dabei helfen seltener zum Glas zu greifen.
Hautmedikament als Alkoholhemmer?
Bereits seit dem Jahr 2015 suchen Forscher der Oregon Health & Science University nach Substanzen, die eine bestimmte Genexpression hemmen, welche mit übermäßigem Alkoholkonsum assoziiert wird. Während der Analyse einer genetischen Datenbank stießen die Fachleute auf Apremilast – ein Medikament, welches eigentlich gegen psoriatische Arthritis und Schuppenflechte zum Einsatz kommt. Um herauszufinden inwieweit das Arzneimittel das Verlangen nach Alkohol beeinflusst, testeten die Experten die genauen Auswirkungen in zwei Mausmodellen. Sämtliche Versuchstiere wiesen genetisch bedingt ein erhöhtes Risiko für überproportionalen Alkoholkonsum auf. Bei der Evaluierung der Daten stellten die Forscher fest, dass die Alkoholeinnahme dank Apremilast erheblich verringert werden konnte. Laut den Medizinern sei dieser Effekt auf eine gesteigerte Aktivität im sogenannten Nucleus accumbens zurückzuführen – jenes Gehirnareal, welches den Alkoholdrang reguliert.
Alkoholkonsum erheblich reduziert
Anschließend überprüfte das Team, ob Apremilast auch beim Menschen eine vergleichbare Wirkung erzielt. Infolgedessen nahmen 51 Probanden über einen Zeitraum von elf Tagen regelmäßig das Arzneimittel zu sich. Apremilast bewährte sich auch bei diesem Experiment: Alkoholkranken Versuchsteilnehmern gelang es dank des Arzneistoffes ihren Suchtmittelkonsum deutlich einzuschränken. Die Forschungsgruppe berichtet, dass diese Probanden um 50 Prozent weniger Alkohol zu sich nahmen. So konnten die Versuchsteilnehmer ihren Konsum von fünf auf zwei alkoholische Getränke reduzieren. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, betont die Studienautorin Dr. Angela Ozburn, welche Forschung zu Verhaltensneurowissenschaft betreibt. Basierend auf den vorliegenden Ergebnissen gehen die Experten davon aus, dass der Arzneistoff unabhängig des Schweregrades der Alkoholerkrankung dazu beiträgt den Suchtmittelkonsum deutlich zu verringern.
Größeres Potenzial bei Therapiebereitschaft
„Die starke Wirkung von Apremilast, die den Drang nach Alkohol erheblich verringert in Verbindung mit der guten Verträglichkeit bei unseren Teilnehmern deutet darauf hin, dass das Medikament hervorragend dazu geeignet ist als neuartige Behandlungsmethode für Personen mit Alkoholproblemen näher evaluiert zu werden“, erklärt Studienautorin Dr. Barbara Mason. Dem Forschungsteam zufolge nahmen an den Untersuchungen ausschließlich alkoholkranke Personen teil, welche sich bislang nicht in Behandlung begaben. Die Experten gehen somit davon aus, dass die Wirksamkeit bei Menschen, welche aktiv die Heilung ihrer Suchterkrankung anstreben, weitaus höher ausfallen könnte. Im Rahmen zukünftiger Studien sollten daher auch jene Personen untersucht werden, welche ihrem Alkoholkonsum bewusst durch eine Therapie entgegenwirken möchten.
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