Seit Monaten beschäftigt das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 die ganze Welt. Überall forschen Expertinnen und Experten auf Hochtouren, um eine Impfung und Medikamente zu entwickeln. Laut WHO sind bisher über 14,5 Millionen Menschen an dem Virus erkrankt, mehr als 600.000 mussten bereits ihr Leben lassen (Stand 21. Juli 2020).
Covid-19 befällt nicht nur die Lunge
Bisher ging man davon aus, dass es sich bei Covid-19 um eine Erkrankung der Atemwege handelt. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass auch andere Organe angegriffen werden. Viren können sich im menschlichen Körper nur vervielfältigen, wenn sie in die Zellen eindringen. Sars-CoV-2 benutzt hierfür den ACE-2 Rezeptor, der unter anderem auch für die Regulation des Blutdrucks wichtig ist. Dieser befindet sich nicht nur auf den Zellen in Lungen und Atemwegen, sondern auch an der Oberfläche von Nieren-, Blutgefäß-, Herz- und Darmzellen. Einige Ärztinnen und Ärzte beobachten überdies neurologische Symptome.
Auch milde Verläufe haben Auswirkungen auf das Gehirn
Patienten mit besonders schweren Verläufen müssen oft auf der Intensivstation beatmet werden. Dies stellt eine enorme Belastung für den Körper dar. Eine lange Beatmung bringt nämlich nicht selten Lungenschäden mit sich. Jedoch wird angenommen, dass diese sich wieder vollständig zurückbilden können. Auch neurologische Symptome wie Verwirrtheit, Depression und Bewusstseinstrübungen sind für Patienten auf der Intensivstation nicht unüblich. Doch sie treten in den meisten Fällen als Folge der Therapie auf.
Aber auch bei einem milden Verlauf von Covid-19 können beträchtliche Hirnschäden entstehen. Eine Studie am University College London diagnostizierte bei vielen Patienten eine akute demyelinisierende Enzephalitis (ADEM). Das ist eine Entzündung des Gehirns, die zur Zerstörung des zentralen und peripheren Nervensystems führen kann. Laut Dr. Michael Zandi, einer der Leiter der Studie, waren in einigen Fällen die neurologischen Symptome schwerer als die respiratorischen. Weiters sagt er, dass der Sars-CoV-2 Virus das Gehirn wie kein anderer Virus angreift. Andere beobachtete neurologische Symptome der Studienteilnehmer waren Schlaganfälle, periphere Nervenschädigungen und vorübergehende Gehirnerkankungen mit Delirium.
Das zeigt: auch milde Verläufe können ernst zu nehmende Hirnschäden mit sich ziehen. Ärztinnen und Ärzte müssen sich dessen bewusst sein, um auch nach einer überstandenen Infektion und bei nur leicht Erkrankten solche Komplikationen nicht zu übersehen.
Viele sind Monate später noch nicht gesund
Die meisten an Covid-19 Erkrankten sind zum Glück wieder genesen. Doch viele sind auch Wochen nach der Erkrankung noch nicht ganz gesund. Das Leitsymptom: Fatigue.
Fatigue ist eine Kombination aus Erschöpfung und Müdigkeit. Es ist eines der häufigsten, aber dennoch wenig erforschtes Symptom in der Medizin. Definiert wird Fatigue als Erschöpfung, die nicht durch eine vorangegangene Anstrengung erklärbar ist. Nach einer überstandenen Infektion ist das prinzipiell nichts Neues. Der Körper signalisiert so, dass er immer noch Ruhe braucht um sich zu erholen. Das kann Monate dauern.
Überraschend bei Covid-19 ist allerdings, dass auch Patienten die nur einen milden Verlauf zeigten, noch monatelang Beschwerden haben. Junge Patienten, die vor der Erkrankung fit waren, sind teilweise nicht mehr in der Lage die einfachsten Alltagsaufgaben zu bewältigen.
Sorge besteht, dass diese Patienten ein Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS) entwickeln. Dazu lassen sich allerdings noch keine klaren Aussagen tätigen, da die Beschwerden hierfür mindestens sechs Monate anhalten müssen. Dennoch ist es wichtig, solche Beschwerden ernst zu nehmen und weiter zu erforschen.
Welche Langzeitfolgen sind zu erwarten?
Welche Langzeitfolgen Covid-19 mit sich bringt, bleibt abzuwarten. Das Virus kann sich auf Lunge, Niere, Herz, Gefäße, Darm und Gehirn auswirken. Auch bei Genesenen ist das Risiko für einen Schlaganfall, Thrombosen oder eine Lungenembolie Monate später noch erhöht. Ob die Schäden vom Virus selbst, in Folge der Immunreaktion des Körpers oder durch die Therapie ausgelöst werden, ist noch nicht ganz klar. Fest steht, dass wahrscheinlich nicht nur Patienten mit schwerem Verlauf Langzeitschäden davontragen. Auch nach einer milden Erkrankung können langanhaltende Symptome bestehen. Ob diese sich wieder vollständig zurückbilden, bleibt abzuwarten.
Ein spannendes Video über Langzeitschäden von Covid-19 finden Sie hier:
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