Der Verlust des Geruchssinns, auch olfaktorische Dysfunktion (OD) genannt, ist laut einer rezenten Studie eines der häufigsten Corona-Symptome. Dabei riechen Betroffene nicht mehr oder nur eingeschränkt, oft werden auch Gerüche vertauscht. Bei milden Verläufen tritt dieses Symptom häufiger auf als in schweren Fällen: Über 85 Prozent der Menschen, die wegen einer leichten COVID-19-Erkrankung in Spitälern behandelt wurden, berichten von einer Riechstörung.
Riechstörungen vor allem bei mildem Verlauf
Eine aktuelle, im Fachmagazin „Journal of Internal Medicine“ publizierte Studie untersuchte die Verbreitung von olfaktorischer Dysfunktion bei COVID-Patientinnen und -Patienten und wie lange es dauerte, bis sich der Geruchssinn wieder regenerierte. Von März bis Juni 2020 nahmen insgesamt 2.581 ambulant behandelte sowie eingewiesene COVID-19-Patienten aus 18 europäischen Spitälern an der Studie teil. Die Forschenden bestimmten deren Krankheitsverlauf nach WHO-Klassifikation: mild, moderat oder schwer bis kritisch. Die Einschränkung des Geruchssinns wurde mittels subjektiver Einschätzung sowie objektiv standardisierter Testverfahren bestimmt. Die Daten zeigten, dass Riechstörungen vor allem bei milden Verläufen auftraten. Über 85 Prozent dieser Patienten zeigten zumindest einen zeitweiligen Verlust des Geruchssinns.
Etwa 21 Tage bis zur Regeneration
Im Schnitt dauerte es etwa 21 Tage, bis der Geruchssinn wieder zurückkam. Für manche Patienten hingegen war der Verlust eine COVID-Langzeitfolge; sie konnten 60 Tage nach erstmaligem Auftreten immer noch nicht wieder riechen. Dies betraf fast ein Viertel der Patienten mit OD, welche die Studie vollständig absolvierten. Innerhalb von 6 Monaten normalisierte sich der Geruchssinn jedoch bei 95 Prozent der Patienten und kehrte wieder zurück.
Weiters bestätigte die Studie bereits Bekanntes: Patienten mit mildem Verlauf waren häufiger Frauen und Patienten mit moderatem bis kritischem Verlauf waren tendenziell älter oder hatten häufiger Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Atembeschwerden oder neurologische Störungen.
Mit Riechtraining Geruchssinn wieder verbessern
Auch Geschmacksstörungen gehören zu den häufigsten Corona-Symptomen und gehen oft mit OD einher. Viele COVID-19-Patienten berichten, dass sie vor allem die Geschmacksrichtungen bitter und süß nicht mehr wahrnehmen. Bei den für das Schmecken verantwortlichen Sinneszellen handelt es sich um Hautzellen. Diese regenerieren sich nach Beeinträchtigung recht schnell; So können Betroffene meist bereits nach 14 Tagen wieder schmecken.
Bei den Sinneszellen der Riechzellen handelt es sich hingegen um Nervenzellen. Auch diese können sich regenerieren, brauchen aber deutlich länger – mitunter mehrere Monate. Mit einem speziellen Riechtraining kann man den Körper bei diesem Vorgang unterstützen. In der sogenannten Erneuerungsphase des Geruchssinns riecht man oft „falsch“. So könnte der Duft von frischem Kaffee plötzlich nach Ausguss riechen. Dieses Phänomen, dass Dinge plötzlich anders riechen, nennt man Parosmie. Meist sind das keine angenehmen Gerüche, was für die Betroffenen lästig sein kann. Allerdings ist Parosmie ein Zeichen dafür, dass sich das System heilt und der Geruchssinn sehr wahrscheinlich wieder zurückkehrt.
Welche weiteren Langzeitfolgen Corona auf Körper & Psyche haben kann, erläutert Dr. Weigl in diesem Video:
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