Die Nächte werden spürbar kürzer, langsam aber sicher gehen die Temperaturen nach oben: Der Frühling kündigt sich an. Einige hoffen, dass mit Beginn der neuen Jahreszeit ebenfalls die Infektionen mit SARS-CoV-2 zurückgehen. Denn immer wieder kursieren Nachrichten, dass vor allem die Wärme dem Virus einen Strich durch die Rechnung machen kann. Aber was steckt dahinter und gibt es sonst noch Faktoren, die das Infektionsgeschehen beeinflussen?
Komplexes Gesamtgeschehen
Blickt man auf bisherige, saisonale Viren wie die Grippe, zeigen sich zwar im Winter Anstiege, die aber nicht nur von den Temperaturen abhängig sind. Mangelndes Lüftungsverhalten aufgrund der kalten Außentemperaturen, weihnachtliche Einkäufe in überfüllten Einkaufszentren oder das Beisammensitzen in Gasthäusern beim Après-Ski etwa wirken sich positiv auf das Infektionsgeschehen aus. In Spanien hingegen stiegen nach einem längeren Lockdown die Zahlen im Sommer 2020 trotz vorherrschender Hitze erneut an, da sich nur noch wenige Teile der Bevölkerung weiterhin an die Hygienemaßnahmen hielten. Das macht eine eindeutige Prognose generell schwierig, auch aufgrund der derzeit steigenden Fallzahlen in Deutschland und weiteren Teilen Europas.
Geringerer Effekt erwartet
Die steigenden Infektionszahlen bereiten Experten große Sorgen, denn bei Überschreiten einer gewissen Schwelle an Infizierten könnten Umwelteinflüsse wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung nur einen geringen Effekt auf die Zahl der Corona-Infektionen haben. Diese können zwar einerseits die Stabilität von Coronaviren beeinflussen, wie aus einer Studie vergangenen Februar hervorging, andererseits muss sich die Bevölkerung trotzdem an die geltenden Maßnahmen halten, damit die Infektionszahlen zurückgehen können. Ist das der Fall, können auch folgende Umweltfaktoren zu einem Rückgang an Infektionen beitragen:
- Temperatur: Bei etwa zehn Grad zeigt sich die Virushülle am stabilsten. Steigt die Temperatur mehr und mehr an, verändern sich die Fettmoleküle des Virus jedoch, sodass die Hülle platzen kann.
- UV-Strahlung: Sonnenstrahlen, genauer gesagt deren UV-Anteil, wirken schädigend auf die Genetik des Virus. Dabei wird die virale Nukleinsäure angegriffen, was dem Erreger seine Infektiosität nimmt.
- Luftfeuchtigkeit: Auch hier gilt dasselbe wie bei der Temperatur – je höher desto besser. Vor allem in Innenräumen wirkt eine hohe Luftfeuchtigkeit gegen die Verbreitung des Erregers. Dann bindet sich das Virus leichter an Wassermoleküle und sinkt dadurch schneller zu Boden.
- Verhalten: Wenn die Sonne scheint und es wärmer wird, halten sich mehr und mehr Personen im Freien auf. Die Tendenz zum Lüften steigt bei angenehmeren Außentemperaturen ebenfalls an.
Immunsystem reagiert saisonal unterschiedlich
Je nach Jahreszeit hält das körpereigene Immunsystem verschiedene Antworten parat. Unterteilt werden sie in angeborene und erlernte Immunantworten. Da der gleichzeitige Einsatz beider Arten zu einer Überlastung des Abwehrsystems führen würde, hat es sich an die saisonalen Erfordernisse angepasst. Daher werden im Winter eher Antikörper für Viren gebraucht, um Infektionen gut zu überstehen. Diese bilden sich aber erst nach einer überstandenen Erstinfektion. Im Sommer hingegen setzt es auf angeborenes Wissen: Viren und Keime werden dadurch schneller und besser erkannt, was folglich zu weniger Krankheitsausbrüchen führt.
Hilft Vitamin D?
Die Frage, ob Vitamin D einen positiven Einfluss gegen eine Ansteckung oder schwere Verläufe hat, lässt sich nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht eindeutig beantworten. Nachgewiesen wurde jedoch ein regulatorischer Effekt des Vitamins auf das Immunsystem, weswegen eine ausreichende Versorgung nicht schaden kann. Wichtig ist dabei, von März bis Oktober möglichst große Reserven durch natürliche Sonnenstrahlen anzulegen, um später gut durch den Winter zu kommen. Vitamin D kann dem Körper außerdem durch verschiedene Präparate zugeführt werden, wobei eine Überdosierung unbedingt vermieden werden sollte – hier steht das Vitamin im Verdacht schädliche Auswirkungen auf den Körper zu haben.
Weiterer Faktor: Mutationen
Ein großes Problem bei der Eindämmung der Pandemie könnten zukünftige Mutationen sein, die gegenüber Umweltfaktoren unempfindlicher sind. Vor allem durch die natürliche Selektion und das Aussterben der empfindlicheren Virenarten könnte gewissen Mutanten Tür und Tor für eine weite Verbreitung geöffnet werden. Dagegen hilft wahrscheinlich nur eine möglichst rasche Durchimpfung der Bevölkerung, sowie das strikte Einhalten der geltenden Maßnahmen, selbst wenn sich eine gewisse Müdigkeit breit macht – andernfalls könnte sich die Pandemie noch Jahre hinziehen.
Was meinen Sie?