Viele Menschen sind in der aktuellen Coronakrise stark verunsichert – darunter vor allem auch schwangere Frauen. Sie fürchten sich verständlicherweise vor den Konsequenzen einer Infektion für ihr Kind und sie selbst. Bislang ist noch nicht allzu viel über die Folgen für das Baby bekannt, doch schwere Beeinträchtigungen sind Beobachtungen zufolge nicht zu befürchten.
Neue Erkenntnisse aus China
Seitdem das neuartige Coronavirus SARS-CoV2 auf dem Vormarsch ist, versucht Deutschland alles, um die Ausbreitung einzudämmen. Besonders Senioren und Personen mit chronischen Erkrankungen gehören zu den Risikogruppen, für die eine Infektion mit dem Virus enorm gefährlich werden kann. Doch zählen nicht auch Schwangere dazu? Mediziner schließen sie bislang aus, denn chinesische Ärzte haben vor einigen Wochen erste Befunde veröffentlicht, laut denen die Erkrankung Covid-19 bei neun Schwangeren aus Wuhan keine ernsten Schäden verursachte.
Risiko während der Schwangerschaft
Das Immunsystem werdender Mütter ist meist schwächer, um die Schwangerschaft zu erhalten. Aus diesem Grund sind schwangere Frauen generell anfälliger für Krankheiten. Auch eine Grippe kann beispielsweise schwerer verlaufen als bei nicht-schwangeren Menschen. Starkes Fieber über mehrere Tage kann auch für das Baby zur Gefahr werden, Medikamente werden während der Schwangerschaft allerdings möglichst vermieden und nur im absoluten Ernstfall verabreicht.
Für Verzweiflung sorgt außerdem die enorme Ähnlichkeit von 85 Prozent des Coronavirus und des SARS-Virus von 2002. Zu dieser Zeit lag die Mortalität bei infizierten Schwangeren bei 25 Prozent. Darüber hinaus sorgte das Virus für zahlreiche Früh- und Fehlgeburten und führte von schweren Beeinträchtigungen der Kinder bis zu deren Tod. Doch diesbezüglich können Schwangere aufatmen: Trotz der signifikanten Ähnlichkeit der beiden Virentypen verläuft Corona meist milder. Bislang ist kein Fall einer schweren oder sogar tödlichen Infektion von Schwangeren bekannt.
Letztes Trimester ist unbedenklich
Den Beobachtungen der Ärzte in Wuhan zufolge gibt es aktuell keine Anzeichen für eine Übertragung des Virus auf das Kind im Mutterleib, zumindest nicht im dritten Trimester. In diesem letzten Stadium befanden sich alle neun der untersuchten Schwangeren. Sie hatten allerdings keinerlei schwere Vorerkrankungen, litten jedoch trotzdem unter dem Coronavirus. Sie klagten über Fieber und typische Symptome eines viralen Infektes, entwickelten aber keine Lungenentzündung. Die neun Frauen brachten ihre Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Alle Babys waren gesund. Auch im Fruchtwasser, in der Muttermilch, im Nabelschnurblut und im Speichel des Nachwuchses konnten die Mediziner keine Erreger finden.
Doch auch, wenn die Mediziner bei Schwangeren im letzten Semester keine Komplikationen durch das Coronavirus feststellten, so ist den Ärzten zufolge für werdende Mütter dennoch Vorsicht geboten. Die bisherigen Beobachtungen wurden nur auf Basis von neun schwangeren Frauen durchgeführt, daher sind die Erfahrungswerte noch begrenzt. Um jedoch jeglichen Risiken vorzubeugen rät das Ärzteteam zu einer strikten und regelmäßigen Untersuchung der Schwangeren. Betroffene Frauen sollten zudem besonders auf sich Acht geben, wenn sie unter Vorerkrankungen leiden.
Größeres Risiko in der frühen Schwangerschaft
Während der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft, auch als „kritische Phase“ bezeichnet, ist der Embryo noch sehr empfindlich. Wird die Mutter während dieser drei Monate krank, kann es im schlimmsten Fall passieren, dass der Körper den Fötus abstößt, um sich der Genesung der Mutter widmen zu können. Für den speziellen Fall des Coronavirus ist bislang noch unklar, welche Folgen eine Infektion im frühen Verlauf der Schwangerschaft haben kann. Darüber hinaus fehlt es an Beobachtungen zum Krankheitsverlauf während des zweiten Trimesters. Allgemein lässt sich jedoch sagen, dass jegliche Infekte in einem frühen Stadium der Schwangerschaft ernstere Konsequenzen haben kann als kurz vor der Geburt.
Gefahr für Neugeborene
Vor ein paar Wochen ereignete sich in China ein Fall, der für viel Tumult sorgte: ein Säugling hatte sich nur 36 Stunden nachdem er das Licht der Welt erblickte durch seine Mutter mit dem Coronavirus infiziert. Auch in Großbritannien wurde das Virus bei einem Baby kurz nach der Geburt nachgewiesen. Es ist somit klar, dass nach der Entbindung durchaus eine Infektionsgefahr von der Mutter ausgeht. Um einer Ansteckung entgegenzuwirken, werden infizierte Frauen nach der Geburt teilweise von ihrem Kind getrennt, bis sie keine Erreger mehr aufweisen. Sollte die Mutter die Infektion bei der Entbindung schon überstanden haben, vermuten Ärzte allerdings sogar, dass ihr Kind bereits immun gegen das Coronavirus ist.
Wie gefährlich eine Schocklunge verursacht durch Grippe- und Coronaviren sein kann, erfahren Sie hier:
Präventionstipps für Schwangere
Jeder werdenden Mutter wird ab dem zweiten Trimester eine Grippeimpfung ans Herz gelegt. Speziell zu diesem Zeitpunkt ist der Impfschutz von großer Bedeutung, damit es auf keinen Fall zu einer zeitgleichen Ansteckung mit Grippe- und Coronaviren kommen kann, welche schlimme Folgen haben kann. Frauen können sich allerdings zu jedem Zeitpunkt impfen lassen, der Schutz greift nach etwa zwei Wochen.
Darüber hinaus sollten Schwangere (wie alle Anderen) nun unbedingt besonders auf ihre Hygiene achten. Regelmäßiges gründliches Händewaschen ist unverzichtbar, vor allem dem Kochen und vor einer Mahlzeit. Sie sollten zudem möglichst vermeiden öffentliche Oberflächen zu berühren. Dazu zählen beispielsweise Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln, Türklinken in öffentlichen Gebäuden oder Knöpfe in Aufzügen.
Zusätzlich sollten sie sich von erkrankten Personen distanzieren. Ein bis zwei Meter Abstand von niesenden oder hustenden Menschen kann bereits den Unterschied machen. Von Händedrücken und Umarmungen sollte ebenfalls Abstand genommen werden.
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