Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Atemwegserkrankung Covid-19 läuft weltweit auf Hochtouren. Ein Lichtblick der letzten Tage war daher, dass der bisher am besten entwickelte Impfstoff nun erstmals für die zweite Prüfphase freigegeben wurde. Es handelt sich um einen in China erforschten Impfstoff der Firma CanSino Biologics, welchen die Forscher nun an mehr Menschen testen dürfen. Dennoch äußerten sich bereits kritische Stimmen gegenüber dessen Nebenwirkungen und einem bestimmten Inhaltsstoff
Nachweisliche Immunreaktion bei 108 Probanden
Einem Studienbericht im englischsprachigen Fachblatt „Lancet“ zufolge konnte der neuen Impfstoff bei ersten Tests bereits entscheidende Erfolge erzielen. Im Rahmen dieser in Wuhan durchgeführten Tests wurden Freiwillige im Alter zwischen 18 und 60 Jahren in drei Gruppen aufgeteilt. Anschließend verabreichten die Forscher je nach Gruppe entweder eine geringe, mittlere oder hohe Dosis der Versuchsvakzine. Bei 108 Teilnehmern, also 50 bis 75 Prozent der Probanden, verzeichneten sie folglich einen Anstieg der neutralisierenden Sars-CoV-2-Antikörper um das Vierfache. Der Impfstoff bewies sich somit nicht nur als verträglich, sondern bewirkte bei einem Großteil der Probanden ebenso eine nachweisliche Immunreaktion.
Teilweise schwere Nebenwirkungen und ungeklärte Dosis
Viele Experten äußern sich dennoch kritisch. Zum einen mangele es an fundiertem Wissen bezüglich der richtigen Dosis des Impfstoffs, die für einen ausreichenden Schutz erforderlich wäre, wie Hildegund Ertl vom Zentrum für Impfstoff- und Immuntherapie am Wistar Institut in den USA dem Fachblatt „Nature“ erklärte. Die ausgelöste Immunreaktion sei zudem „eher moderat“. Zum anderen weist ein Kommentar im „New England Journal of Medicine“ auf die teils starken Nebenwirkungen hin, die dieser Impfstoff auslösen könne: Etwas mehr als die Hälfte der Testpersonen bekamen Schmerzen an der Einstichstelle, um die 40 Prozent klagten über leichtes Fieber, Müdigkeit und Kopfschmerzen als Folgen der Impfung. Bei einem Patienten löste eine hohe Dosis sogar schweres Fieber sowie Müdigkeitserscheinungen, Atembeschwerden und Muskelschmerzen aus. Nichtsdestotrotz entschied man sich in China, den Impfstoff weiterhin verstärkt zu testen, wobei auf eine hohe Dosierung verzichtet werden würde.
Bedenklicher Inhaltsstoff
Das im Impfstoff enthaltenen Adenovirus „Ad5“ soll das Erbmaterial des Sars-CoV-2 Spike-Proteins in die menschliche Zelle transportieren. Dort entsteht das für den Körper fremde Spike-Protein, welches eine Abwehrreaktion entfacht. Letztere hätte im Idealfall eine Immunität zur Folge. In besagtem Kommentar im „New England Journal of Medicine“ macht eine Virologin darauf aufmerksam, dass bereits vor etwa 10 Jahren ein HIV-Impfstoff auf Ad5-Basis getestet wurde. Dieser bot keinerlei Schutz und machte womöglich sogar anfälliger für das Virus. Grund dafür sei laut Ertl, dass durch frühere Infektionen bei vielen Menschen bereits Antikörper gegen Ad5 auftreten. Ob der Impfstoff eine Chance gegen Covid-19 hat, bleibt abzuwarten.
Was meinen Sie?