Hunderte Millionen von Menschen erkranken weltweit an tropischen Infektionskrankheiten wie Malaria und Dengue. Tausende sterben an den Folgen der Infektionen. Urheber der Krankheiten sind dabei oft Stechmücken, auch Moskitos genannt. Diese kommen vor allem in Asien und Afrika vor, breiten sich aber zunehmend auch in Europa aus. Neueste Forschungen zeigen nun, dass viele der Mücken resistent gegen bestimmte Stoffe geworden sind, die zu ihrer Bekämpfung eingesetzt werden. Damit stellen sie eine noch größere Gefahr für Menschen dar.
Moskitos: Überträger zahlreicher Krankheiten
Stechmücken tragen verschiedenste gefährliche Krankheiten in sich, unter anderem Gelbfieber, Zika, Dengue und Malaria. Wird eine Person von den Moskitos gestochen, kann sie sich infizieren. Vielen der Infektionskrankheiten steht die Menschheit bisher noch weitgehend hilflos gegenüber, da es entweder keine ursächliche Behandlung und Impfstoffe gibt oder weil Personen in bestimmten Regionen der Erde mit den Vakzinen nicht erreicht werden können. Jedoch gibt es eine Möglichkeit zu verhindern, dass sich Menschen überhaupt erst anstecken – nämlich durch die Abtötung der Mücken mithilfe von Insektiziden, einer speziellen Art von Pestiziden. Neuesten Forschungsergebnissen zufolge treten jedoch auch hierbei Probleme auf.
Vergeblicher Kampf gegen resistente Moskitos?
Ein internationales Forscherteam veröffentlichte vor Kurzem seine Befunde im renommierten Journal „Science Advances“. Darin schildern die Experten eine beunruhigende Erkenntnis: In Vietnam gibt es offenbar Moskitos, die resistent gegen eine bestimmte Art von Insektiziden namens Pyrethroiden sind. Letztere werden weltweit zur Bekämpfung von Stechmücken eingesetzt und greifen das zentrale Nervensystem der Insekten an, sodass diese gelähmt werden und schließlich verenden. Die Forscher analysierten die Wirkung dieser Insektizide auf Tigermücken der Art Aedes aegypti. Dafür machten sie sich in unterschiedlichen Ländern auf die Suche nach dem Insekt, nämlich in Vietnam, Indonesien, Ghana und Taiwan.
Resistente Tigermücken verbreiten das Dengue-Fieber
Aedes aegypti ist verantwortlich für Infektionen mit dem Dengue-Fieber, Chikungunya, Gelbfieber sowie Zika. Dengue trifft dabei weltweit die meisten Menschen. Etwa 100 bis 500 Millionen Personen infizieren sich jährlich mit der Krankheit, hauptsächlich in den tropischen Regionen Asiens, Südamerikas und Afrikas. Im Rahmen der Forschungen wurden die Tigermücken nun mit Permethrin konfrontiert. Hierbei handelt es sich um ein Pyrethroid, das in vielen Gebieten eingesetzt wird, um Stechmücken zu vernichten. Bei den Mücken aus Vietnam zeigte sich: Nur jedes fünfte Tier verendete durch das Insektizid. Die Tigermücken aus den anderen Ländern starben hingegen im erwarteten Ausmaß nach Kontakt mit Permethrin.
Resistenz entsteht durch Mutationen
Um herauszufinden, warum viele der Tiere Permethrin überstanden, analysierten die Forscher das Erbgut der Mücken. Dabei stießen sie auf ein Gen namens L982W, von dem bereits in der Vergangenheit vermutet wurde, dass es Resistenzen gegen Insektizide verursacht. Im Anschluss sammelten die Fachleute weitere Mücken aus Singapur und Kambodscha und untersuchten sie hinsichtlich ihres Genoms. Das Ergebnis: Zehn Stämme von Mutationen wurden gefunden, die Ähnlichkeiten mit denjenigen der resistenten Mücken aus Vietnam aufwiesen. Die meisten dieser Proben stammten von Mücken, die in Kambodscha angesiedelt sind. Des Weiteren fanden die Wissenschaftler heraus, dass manche der Moskitos über bestimmte Kombinationen von Mutationen in ihrem Genom verfügen, die zu einer noch höheren Resistenz führen. Im Vergleich zu Artgenossen können solche Mücken eine 500- bis 1000-fach höhere Dosis an Insektiziden überleben.
Dengue bald eine Gefahr für Europa?
Die Zahl der Infektionen mit dem Dengue-Fieber stieg in den letzten Jahrzehnten um das 30-fache. Viele Experten befürchten, dass der Klimawandel zu einer weiteren Ausbreitung der Mücken beitragen könnte. So konnte die Asiatische Tigermücke bereits nach Südeuropa vordringen und ist weiterhin auf dem Vormarsch. In Spanien, Kroatien und Frankreich hatten sich daher in letzter Zeit bereits einzelne Personen mit dem Dengue-Fieber angesteckt. Zwar verläuft die Krankheit häufig harmlos mit Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, sie kann aber auch schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen und sogar tödlich enden.
Angesichts der alarmierenden Befunde weisen die Forscher der Studie darauf hin, dass in Zukunft auch in anderen Regionen der Erde untersucht werden sollte, ob Mücken Resistenzen gegen Pyrethroide entwickeln. Außerdem betonen sie, wie wichtig Maßnahmen gegen diese krankheitsübertragenden Insekten sind, um eine weltweite Ausbreitung von tropischen Infektionskrankheiten zu verhindern.
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