Weltweit leiden mehr als 300 Millionen Menschen an Arthrose. Die Gelenkserkrankung beeinträchtigt nicht nur massiv die Mobilität zahlreicher Betroffener, sondern wirkt sich zudem negativ auf deren Wohlbefinden aus. Trotz der hohen Prävalenz war es bislang nicht möglich, ein effektives Therapiekonzept zur vollständigen Heilung zu entwickeln. Einem internationalen Forschungsteam gelang es nun allerdings bedeutende genetische Risikofaktoren zu entschlüsseln. Basierend darauf konnten neue Wirkstoffziele formuliert werden.
Wie entsteht Arthrose?
Als Arthrose wird die meist schmerzhafte Versteifung eines Gelenkes definiert. Das Auftreten der Erkrankung ist häufig auf einen exzessiven Verschleiß der Gelenkknorpel zurückzuführen. Diese werden insbesondere dann beschädigt, wenn sich im Knorpel Risse bilden, welche eine stärkere Abreibung begünstigen. Dadurch verschlechtert sich die Gleitfähigkeit, was wiederum zur Versteifung der Gelenke beiträgt. Was die Auslöser anbelangt, so kommen nicht nur erbliche Veranlagung oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht infrage. Auch Gelenksfehlstellungen tragen aufgrund der einseitigen Belastung zur Krankheitsentstehung bei. Wer exzessiven Leistungssport praktiziert, setzt sich ebenfalls einem erhöhten Arthroserisiko aus. Die Krankheit macht sich zunächst durch ein Steifheitsgefühl in den Gelenken bemerkbar. Im weiteren Verlauf werden die Symptome durch Belastungsschmerzen ergänzt, welche die Bewegungsfreiheit Betroffener in vielen Fällen stark einschränken.
Genetische Ursachen erforscht
Im Rahmen der bislang umfangreichsten Arthrose-Studie untersuchte eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung des Helmholtz Zentrums München die genetischen Hintergründe der Erkrankung. Um möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen, griff das Forschungsteam auf mehrere Ergebnisse früherer Forschungsprojekte aus der ganzen Welt zurück. Die Genomanalysen wurden anhand von 825.000 Probanden aus neun verschiedenen Bevölkerungsgruppen durchgeführt. Den Experten zufolge könnten die kürzlich gewonnen Erkenntnisse unmittelbar bei der Medikamentenentwicklung zum Einsatz kommen. „Wir wissen nun viel mehr über die genetischen Grundlagen dieser schweren und belastenden Krankheit. Das wäre ohne unsere große internationale Zusammenarbeit nicht möglich gewesen“, erläutert die leitende Direktorin Eleftheria Zeggini.
Zahlreiche Risikofaktoren ergründet
Im Verlauf der Studie entschlüsselten die Forscher zudem bislang unbekannte Unterschiede hinsichtlich des Krankheitsrisikos. Die erzielten Ergebnisse lassen sich sowohl für belastungsbedingte Erkrankungen als auch für anderwärtige Ursachen einsetzen. Außerdem deckten die Mediziner erstmals genetische Risikofaktoren bei Frauen auf und beleuchteten Gründe für Krankheitsausbrüche im jungen Alter. Des Weiteren konnten die Experten eine erblich bedingte Korrelation zwischen Arthrose und den begleitenden Schmerzen ergründen. „Da wir Osteoarthritis in mehreren Gelenken untersucht haben, haben wir auch spezifische genetische Veränderungen gefunden, die für alle Formen der Erkrankung risikobehaftet sind. Einige dieser Gene könnten sich als Wirkstoffziele für Osteoarthritis erweisen, unabhängig davon, welches Gelenk betroffen ist“, erklärt die Erstautorin Cindy Boer von Erasmus MC in den Niederlanden.
Weitere Forschungen in Aussicht
Durch die gezielte Kombination unterschiedlicher Hinweise gelang es den Wissenschaftlern, die Funktion spezifischer Gene herauszufinden, welche höchstwahrscheinlich für die Krankheitsentwicklung verantwortlich sind. Darauf basierend planen die Fachleute nun dieses Erbgut in medikamentöse Therapieansätze zu integrieren. Der Großteil der Genome beinhaltet eindeutige Bauanweisungen für Moleküle, welche einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung effektiver Arthrose-Arzneimittel leisten könnten. Die aktuellen Resultate belegen die Wirksamkeit der bereits zugelassenen Medikamente und erweitern zudem das Spektrum potenzieller Einsatzbereiche. Als nächsten Schritt stehen weitere funktionelle und klinische Studien an, in denen verifiziert werden soll, inwieweit die betroffenen Gene modifiziert werden können, sodass sie im therapeutischen Bereich eine symptomhemmende Wirkung entfalten. Aufgrund dessen ist es essenziell zu beobachten, wie sich diese Eingriffe auf den Krankheitsverlauf der Patienten auswirken.
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