Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Demenz betroffen, der Großteil davon leidet an Alzheimer. Diese Krankheit führt zum Verlust der geistigen Fähigkeiten und kann nicht aufgehalten werden – bis jetzt. Forscher fanden kürzlich heraus, wie genau Alzheimer entsteht. Die Erkenntnisse könnten die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten bilden.
Alzheimer: Massensterben im Gehirn
Bis vor kurzem war es Experten ein Rätsel, warum bei Demenzkranken Nervenzellen im Gehirn absterben. Ein möglicher Hinweis sind Anhäufungen von Eiweißmolekülen in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten, sogenannte Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Schon lange vermuten Forscher, dass diese Ablagerungen mit dem Zelltod bei Alzheimer in Verbindung stehen. Die genauen Zusammenhänge waren jedoch noch nicht bekannt. Eine neue Studie, die kürzlich im renommierten Journal „Science“ erschien, liefert nun Antworten.
Demente Mäuse erleichtern Forschung
Ziel des internationalen Forscherteams war es herauszufinden, warum genau die Neuronen von Alzheimer-Patienten absterben. Dafür setzten sie in die Gehirne von an Alzheimer erkrankten Mäusen gesunde Neuronen ein, von denen einige von Menschen stammten und der andere Teil von Nagetieren. Die menschlichen Zellen degenerierten in den Gehirnen der dementen Mäuse in einem ähnlichen Ausmaß wie dies bei menschlichen Alzheimer-Patienten beobachtet werden kann. So konnten die Wissenschaftler genau untersuchen, was mit den Zellen bei der Entstehung von Alzheimer geschieht.
Dieses Molekül lässt Zellen sterben
Dabei stellten sie fest: Durch die Anhäufung von Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen erlitten die Neuronen eine Art des Zelltodes, der als Nekroptose bezeichnet wird. Bei diesem Prozess scheint ein Molekül namens MEG3 eine große Rolle zu spielen. Dieses fand man nämlich in großer Anzahl bei den menschlichen Neuronen im Mausmodell. Außerdem reichte MEG3 alleine aus, um die Nekroptose bei Nervenzellen herbeizuführen, wie sich in weiteren Untersuchungen zeigte. Besonders wichtig: Den Forschern gelang es, das Molekül zu reduzieren – und dadurch den Zelltod zu verhindern.
Bald Medikamente gegen Demenz?
Nun muss noch geklärt werden, welchen Einfluss genau MEG3 auf die Nekroptose hat. Dennoch sind die Befunde ein Ausgangspunkt für die Erforschung potenzieller Medikamente gegen Alzheimer. Wäre es möglich, das MEG3 bei menschlichen Patienten zu hemmen, könnte man damit womöglich den Zelltod aufhalten – und die Demenz heilen. Das wäre ein großer Durchbruch, denn bisher gibt es keine Wirkstoffe, die wirklich gegen die Alzheimer-Krankheit helfen.
Alzheimer – eine Volkskrankheit
Menschen mit einer Alzheimer-Demenz leiden unter einem zunehmenden Verlust ihres Gedächtnisses. Erinnerungen an frühere Ereignisse sind zunächst noch gut erhalten, jedoch können sich die Betroffenen oft nicht mehr daran erinnern, was sie am Tag zuvor oder noch vor ein paar Stunden gemacht haben. Den Patienten fällt es sehr schwer, neue Fähigkeiten zu lernen, sie haben Wortfindungsstörungen und ihre Persönlichkeit verändert sich – zum Beispiel können Aggressivität und Depressionen ein Anzeichen für die Demenz sein.
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu entwickeln. Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, ein hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck können das Risiko erhöhen. Auch psychische Probleme, soziale Isolation, Schwerhörigkeit und ein geringer Bildungsstatus tragen zum geistigen Verfall bei. Bei manchen Menschen liegt der Demenz (zumindest teilweise) eine genetische Veranlagung zugrunde. Zur Behandlung werden bestimmte Medikamente und andere Therapieverfahren wie etwa Gedächtnistrainings eingesetzt. Damit kann man den geistigen Verfall verlangsamen, jedoch nicht stoppen.
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