Die Diagnose Parkinson trifft ein bis zwei von 1.000 Menschen in Deutschland. Bis heute gilt die Erkrankung als unheilbar und bringt schwere motorische und geistige Beeinträchtigungen mit sich. Um für die bestmögliche Behandlung zu sorgen, ist eine Früherkennung entscheidend. Ein neuer Ansatz zur Ermittlung von Parkinson könnte in Zukunft helfen – nämlich eine Untersuchung der Exkremente der Patienten.
Eingeschränkte motorische Fähigkeiten
Parkinson bezeichnet eine unheilbare chronische Nervenkrankheit. Im Rahmen der Erkrankung sterben jene Zellen im Gehirn ab, die für Bewegungsvorgänge sorgen. Sie äußert sich vor allem durch Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsarmut, weitere Folgen können auch Sprachprobleme, Konzentrationsstörungen, Depression und Einschränkungen der Blasen- und Verdauungsfunktionen sein. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen – in den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl an Erkrankten verdoppelt.
Parkinson ist zwar nicht heilbar, es gibt jedoch gute therapeutische Möglichkeiten um die Symptomatik zu verbessern und den Krankheitsfortschritt zu verlangsamen. Hierfür ist eine möglichst frühe Erkennung sehr wichtig. Bisher gibt es keine zuverlässigen Tests, die eine sichere Diagnose in einem frühen Stadium ermöglichen. Ein neues Testverfahren, bei dem der Stuhl der Patienten untersucht wird, könnte nun helfen.
Proteine im Stuhl
In der Wissenschaft wird schon seit geraumer Zeit über den Einfluss von fehlgefalteten Alpha-Synuclein-Proteinen bei der Entstehung von Parkinson diskutiert. Diese Proteine bilden Aggregate, die Dopamin-produzierende Nervenzellen im Gehirn schädigen können, was in weiterer Folge zu den typischen motorischen und geistigen Einschränkungen beisteuert. In Studien konnte festgestellt werden, dass Parkinson bei etwa 30 Prozent der Betroffenen nicht im Gehirn, sondern im Nervensystem des Darms entsteht. Bei diesen Patienten gelangen die schädlichen Proteinaggregate über Nervenbahnen vom Darm zum Gehirn und schädigen dieses dann. Dieser Erkrankungs-Typ wird als Körper-originäres Parkinson-Syndrom bezeichnet.
Forschern aus Deutschland und den USA ist es nun gelungen, eine neue nicht-invasive Testmöglichkeit zur Früherkennung von Parkinson zu entwickeln. Im Rahmen ihrer Untersuchungen analysierte die Wissenschaftlerin Anja Schaffrath mit ihrer Forschungsgruppe über 200 Stuhlproben von Parkinson-Patienten. Die Wissenschaftler konnten somit erstmals die Alpha-Synuclein-Aggregate im Stuhl nachweisen, wodurch in Zukunft eine frühe Diagnose ermöglicht werden könnte.
Schlafprobleme als Hinweis
Manche Parkinson-Patienten leiden bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung an einer sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD). Bei dieser Form der Schlafstörung zeigen Betroffene abnormale körperliche und psychische Aktivitäten, besonders während der REM-Schlaf-Phasen. Bereits aus vorherigen Studien war bekannt, dass diese ein frühes Anzeichen für das Körper-originäre Parkinson-Syndrom sind. Das Team um Anja Schaffrath konnte vor allem bei Patienten mit der REM-Schlaf-Verhaltensstörung erhöhte Werte der Proteinklumpen im Stuhl ermitteln.
Weitere Forschung nötig
Trotz erster Erfolge bleiben noch einige Fragen ungeklärt: Womöglich weisen erhöhte Werte des Alpha-Synuclein-Werts im Stuhl nicht spezifisch auf Parkinson hin, sondern auch auf andere neurodegenerative Erkrankungen. Die Entwicklung einer aussagekräftigen Testmethode, die durch eine hohe Genauigkeit und Sicherheit überzeugen kann, wird noch mehr Forschung erfordern. Dennoch sind die Erkenntnisse ein vielversprechender erster Ansatz für die künftige Früherkennung von Parkinson.
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