Die Vogelgrippe könnte die nächste Pandemie auslösen – das befürchten zumindest viele Experten und glauben, dass durch sie noch mehr Menschen als durch Covid-19 sterben könnten. Dabei ist eine Bevölkerungsgruppe durch die Vogelgrippe besonders gefährdet: Männer. Eine Kooperation aus chinesischen und deutschen Wissenschaftlern fand nun heraus, warum das so ist.
So äußert sich die Vogelgrippe bei Menschen
Obwohl es in Deutschland bisher noch keinen Fall von Vogelgrippe bei Menschen gab, ist die Krankheit auch hierzulande ein großes Thema. Immer wieder kommt es nämlich vor, dass sich die sogenannten aviären Influenzaviren – die Erreger, die für die Vogelgrippe verantwortlich sind – unter Wildvögeln oder domestiziertem Geflügel ausbreiten. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich auch Menschen anstecken.
Vor etwa zehn Jahren kam es in China das erste Mal zu einer Vogelgrippe-Infektion bei Menschen. Dabei handelte es sich um einen Subtyp der Krankheit, der H7N9 genannt wird. Seither gab es insgesamt fünf weitere Infektionswellen beim Menschen. Die beobachteten Symptome waren hohes Fieber, Husten und weitere Beschwerden, die auch für andere Erkrankungen der Atemwege typisch sind. Bei vielen Patienten löste der Erreger Lungenentzündungen und Atemnot aus. Besonders schockierend: Etwa jeder Dritte der am Subtyp H7N9 erkrankten Menschen starb. Außerdem konnte beobachtet werden, dass sich Männer häufiger anstecken – während der ersten Epidemie waren fast drei Viertel aller Betroffenen männlich. Darüber hinaus haben sie häufig viel schwerere Symptome als Frauen und sterben auch mit höherer Wahrscheinlichkeit an der Vogelgrippe. Doch warum genau sind Männer stärker durch die Vogelgrippe gefährdet?
Vogelgrippe-Erreger reduzieren Testosteron
Eine Studie, die kürzlich im renommierten Journal „Nature communications“ erschien, ging dieser Frage auf den Grund. Dafür wurden Daten von Menschen ausgewertet, die sich damals in China mit dem Subtyp H7N9 infiziert hatten. Weiterführende Analysen wurden an Mäusen durchgeführt. Das Ergebnis: Der Vogelgrippe-Erreger führt zu einer Reduktion von Testosteron im männlichen Körper. Um zu verstehen, was diese Erkenntnisse mit den schwereren Symptomen bei Männern zu tun haben, muss man zunächst mehr über die Funktionsweise des Immunsystems erfahren.
Wieso Testosteron für das Immunsystem wichtig ist
Die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Erregern, da sie das Immunsystem anregen. Vor allem das weibliche Hormon Östrogen führt zu einer verstärkten Immunantwort, sodass Infektionen vom Organismus besser bekämpft werden können. Auch Männer benötigen für die Immunabwehr Östrogen. Um dieses in ausreichender Menge zur Verfügung zu haben, wird Testosteron in Östrogen umgewandelt. Die Voraussetzung dafür: Es ist genügend Testosteron im Organismus vorhanden.
Und genau hier liegt das Problem bei der Vogelgrippe: Der Subtyp H7N9 führt dazu, dass Testosteron reduziert wird. Das bewirkt der Erreger auf zwei unterschiedliche Weisen: Zum einen spielen dabei Entzündungen im Organismus eine Rolle, zum anderen breitet sich das Vogelgrippe-Virus auch in den Hoden aus, wo es sich dann negativ auf die Testosteron-Produktion auswirkt. Dies konnten die Forscher bei Untersuchungen an Mäusen nachweisen. Die Folge der verringerten Testosteron-Herstellung ist dann ein geschwächtes Immunsystem, das die Vogelgrippe-Erreger nicht gut bekämpfen kann. In Zukunft könnten diese Erkenntnisse noch wichtig werden, um Männer besser vor den schwerwiegenden Konsequenzen der Vogelgrippe zu schützen. Dass es wieder zu einem Ausbruch bei Menschen kommt, ist nämlich nicht ausgeschlossen.
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