Eine neue Studie aus Israel hat gezeigt, dass eine überstandene Corona-Erkrankung besser vor der Delta-Variante schützt als eine vollständige Impfung. Wissenschaftler befürchten nun, dass diese Erkenntnisse zu unüberlegten Reaktionen der Bevölkerung führen könnten.
Infektion schützt besser als Impfung
Bei der Studie wurden die durch eine Infektion oder eine Impfung erworbenen Immunitäten gegen Covid-19 miteinander verglichen. Dabei wurden Daten der israelischen Krankenkasse Maccabi Healthcare Service (MHS) ausgewertet – die Studie ist die bisher größte Beobachtungsstudie, die in diesem Zusammenhang durchgeführt wurde. Die Untersuchung unterschied zwischen drei Gruppen: Die erste Gruppe umfasste diejenigen, die sich noch nicht mit dem Virus infiziert hatten, aber bereits die vollständige Impfdosis von Biontech/Pfizer erhalten haben; in der zweiten Gruppe waren alle Personen, die nicht geimpft waren und sich mit Corona infiziert hatten; zu der dritten Gruppe zählten diejenigen, die sich bereits mit dem Virus angesteckt, aber auch schon eine Dosis des Biontech/Pfizer-Vakzins erhalten haben. Untersucht wurde dann, wie gut die geimpften Personen im Gegensatz zu den Genesenen nun vor dem Coronavirus geschützt sind. Insgesamt umfassten beide Gruppen 16.215 Probanden. Die Ergebnisse zeigten einen beachtlichen Unterschied: Das Risiko, sich trotz der Impfung mit dem Coronavirus anzustecken, lag 13 Mal höher als sich nach einer überstandenen Infektion erneut mit dem Virus zu infizieren. So traten insgesamt 257 Infektionen in den beiden Gruppen auf, wovon 238 auf die vollständig Geimpften und gerade einmal 19 auf die Genesenen fielen. Verstorben ist keiner der Studienteilnehmer, sodass kein Vergleich der Todesraten angestellt werden konnte.
Keine falschen Trugschlüsse
Die Ergebnisse der Studie werden mit einem großen „Aber“-Schild versehen – Experten warnen vor falschen Trugschlüssen. Die Ergebnisse sollen von der Bevölkerung nicht so interpretiert werden, dass eine Impfung nicht genügend Schutz bietet. Die Immunologin der Universität Washington, Marion Pepper, betont zudem, dass „die Studie zwar die Vorteile einer natürlichen Immunität aufzeigt, aber nicht berücksichtigt, was das Virus dem Körper antut, um diesen Punkt zu erreichen.“ Der an der Studie beteiligte Immunologe Michel Nussenzweig von der Rockefeller Universität befürchtet, dass sich Menschen nun womöglich absichtlich infizieren wollen. Er warnt ausdrücklich vor falschen und unüberlegten Reaktionen auf die Studie – denn dadurch könnten schlimmstenfalls Menschen sterben. Eine absichtliche Infektion mit dem Virus ist für Ungeimpfte nach wie vor extrem riskant. Viele Genesene berichten auch nach längerer Zeit noch immer von Beschwerden und ein schwerer Verlauf kann langwierige Folgen nach sich ziehen. Die möglichen sogenannten Long-Covid-Symptome sind dabei unspezifisch und können von anhaltenden Kopfschmerzen bis hin zu dauerhaften Konzentrationsstörungen reichen.
Impfung nach wie vor empfohlen
Die Vakzine gegen Covid-19 schützen effektiv vor einem schweren Krankheitsverlauf und sind daher nach wie vor ratsam. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht hier von einem Wert von etwa 97 Prozent bei 18-59-Jährigen sowie 95 Prozent bei über 60-Jährigen aus. Die Schutzwirkung hinsichtlich tödlicher Krankheitsverläufe beziffert das RKI in der Altersgruppe der 18-59-Jährigen mit rund 100 Prozent, bei den über 60-Jährigen mit 91 Prozent. Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass eine absichtliche Infektion mit dem Virus auf keinen Fall zu empfehlen ist und zahlreiche Risiken birgt.
Gudrun
12.09.2021 15:46Toller Bericht!!
Super interessant!