Wie letzten Sonntag der Fall, werden im März jeden Jahres die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Für uns bedeutete dies eine Stunde weniger Schlaf, aber dafür zukünftig eine Stunde länger abendliches Tageslicht. Für viele brachte diese Umstellung körperliche Beschwerden wie Schlafprobleme oder Antriebslosigkeit mit sich. Wie können wir den negativen Begleiterscheinungen in Zukunft entgegenwirken und den Umstieg auf die Sommerzeit ohne Probleme schaffen?
Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus
Auch wenn uns lediglich eine Stunde Schlaf genommen wird – unser Körper merkt diese. Die innere Uhr wird infolgedessen aus dem Gleichgewicht gebracht und viele bekommen das in den ersten Tagen nach der Umstellung in Form von Müdigkeit oder Schlafstörungen zu spüren. Glücklicherweise sind wir diesem Effekt jedoch nicht völlig machtlos ausgesetzt. Denn: Indem wir beispielsweise Morgensport treiben, eine wechselwarme Dusche nehmen oder an die frische Luft gehen, um Sonnenlicht zu tanken, können wir diesen Konsequenzen wunderbar entgegenwirken. Damit wird unser Energielevel wieder aufgeladen und die zusätzliche Sonnenstunde umso besser genutzt. Abgesehen davon sind auch Powernaps – nicht nur unmittelbar nach der Zeitumstellung, sondern auch während des restlichen Jahres – vorteilhaft für unser Herz-Kreislauf-System und unsere Leistungsfähigkeit. Dabei sollte man es allerdings nicht übertreiben: Experten raten von 10 bis 20 Minuten Mittagsschlaf.
Nachteile der Zeitumstellung
Durch die Umstellung auf die Sommerzeit fällt der morgendliche Berufsverkehr wieder für ein paar Wochen in den Zeitraum der Dämmerung. Das hat zur Folge, dass Autofahrer im Straßenverkehr vermehrt auf die dämmerungsaktiven Wildtiere treffen. Diese sind in den Frühlingsmonaten besonders aktiv auf der Suche nach Nahrung und machen Straßen rundum ihren Lebensraum vor allem zwischen 6 und 8 Uhr Früh gefährlich. Daher ist in dieser Zeit für alle Verkehrsteilnehmer besondere Vorsicht geboten. Auch Statistiken spiegeln dieses Problem wider, denn im April liegt die Rate der Wildunfälle beim Jahresmaximum, zeigt die Auswertung des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Auch im Mai ist dieser Wert noch sehr hoch, erst im Juni beginnt die Kurve wieder deutlich zu sinken.
Nachtschichtarbeiter: Einige profitieren, andere nicht
Wer seinen Dienst unter der Woche abrichtet, bekommt die Zeitumstellung – wenn überhaupt – wahrscheinlich erst immer beim Aufstehen am Montagmorgen zu spüren. Doch Nachtschichtarbeiter, die in der Zeit, in der die Uhren umgestellt werden, arbeiten, merken den Unterschied durchaus. Jene, die ein festes Gehalt bekommen, freuen sich eine Stunde weniger arbeiten zu müssen. Doch denen, die auf einen Stundenlohn angewiesen sind, wird auch eine Stunde weniger bezahlt. Ebenso wird der Lohnzuschlag für Nachtschichten an dem Tag um eine Stunde gekürzt. Laut Deutschem Gewerkschaftsbund muss diese eine Stunde allerdings nicht mehr nachgeholt werden.
Drei Viertel der Deutschen stimmen für Abschaffung
Eine repräsentative Studie der Hochschule Ostwestfalen-Lippe zeigt: Mittlerweile wünschen sich drei Viertel der Deutschen die Abschaffung der Zeitumstellung. Davon ist die Mehrheit für die Beibehaltung der Sommerzeit. Vor allem Ältere sind gegen das halbjährliche Drehen am Uhrzeiger. Alleinlebende und Berufstätige sind hingegen eher dafür, alles beim Alten zu belassen. In der Regel braucht ein Mensch etwa 3 Tage, bis er sich an die Umstellung gewöhnt hat. Eine ganzjährige Sommerzeit hätte zur Folge, dass die Winterabende länger würden, da die Sonne eine Stunde später untergeht. Dafür wären die Nächte ebenso um eine Stunde länger. Bei durchgehender Winterzeit wäre das Gegenteil der Fall: Sommerabende würden kürzer, dafür werde es morgens noch früher hell. Den Studienteilnehmern wurden die Auswirkungen genau vor Augen geführt, wodurch noch mehr Menschen für ein Beibehalten der Sommerzeit waren: Fast 60 Prozent der Befragten präferierten eine ganzjährige Sommerzeit. Vor der Veranschaulichung waren es bloß 46 Prozent.
Woran scheitert die Abschaffung?
Schon im Jahr 2018 hat die EU-Kommission die Abschaffung der Zeitumstellung vorgeschlagen. 2019 hat das Parlament dem Vorhaben zugestimmt- doch passiert ist bis heute noch nichts. Als nächstes müsste der EU-Rat mit allen Vertretern der Mitgliedsstaaten die Entscheidung zwischen Sommer- und Winterzeit treffen. Widersprüchliche Aussagen kamen vom EU-Ratsvorsitzenden Staat Deutschland und der Kommission: Deutschland brachte die Entscheidung gar nicht zur Sprache. Die Rechtfertigung, sie warten auf eine Folgenabschätzung seitens der EU-Kommission. Die Kommission arbeitet jedoch an gar keiner Abschätzung – laut derer sei es Sache der Mitgliedsstaaten diese Abschätzung zu treffen, zumal die Folgen von der jeweiligen geografischen Lage abhängen. Dieses Chaos der Zuständigkeiten verärgert einige Politiker, immerhin ist die Debatte nicht erst seit gestern Thema.
Absurdität der Sachlage
Niemand steht aktuell für eine gewisse Position (Sommer- oder Winterzeit) ein – eigentlich perfekte Voraussetzungen für eine Einigung, da es auf dem Binnenmarkt darum gehe nicht mit unterschiedlichen Festlegungen innerhalb der Zeitzonen zu verenden, egal für welche Zeit die Entscheidung am Ende fällt. Im Parlament hieß es zuletzt, dass die Staaten ein Gremium bilden sollen, um eine Abstimmung zu treffen. Jedoch wurde bisher weder ein Gremium gebildet, noch festgehalten, welche Staaten für welche Variante seien. Ein veraltetes Modell, welches 1973 aus der Ölkrise heraus entstanden war, um mit einer zusätzlichen Stunde Tageslicht in Betrieben Geld zu sparen – mit so etwas möchte sich besonders in den aktuellen Zeiten einer Pandemie wohl niemand auseinandersetzen.
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