Immer mehr junge Menschen in Deutschland brauchen aufgrund des Lockdowns und der Corona-Pandemie eine psychotherapeutische Behandlung. Die Zahl hat sich innerhalb von elf Jahren sogar verdoppelt.
Zahl der Psychotherapie-Patienten verdoppelt
Neue Berichte zeigen, dass die Corona-Pandemie und der Lockdown die Situation von psychisch instabilen Menschen verschärft hat. Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland brauchen eine psychotherapeutische Behandlung. Auch in anderen Ländern haben wissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Monaten gezeigt, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen drastisch zugenommen haben. Laut dem aktuellen Arztreport der Krankenkasse Barmer hat sich die Zahl der jungen Patienten innerhalb von elf Jahren mehr als verdoppelt. Schon im Jahr 2019 benötigten rund 823.000 Kinder und Jugendliche psychotherapeutische Hilfe. Das waren 104 Prozent mehr als im Jahr 2009. Laut den Fachleuten verschärfte die Corona-Pandemie aufgrund der strikten Kontaktbeschränkungen die Situation noch ein Stück weiter. Die Anträge für erstmalige Therapien und Akutbehandlungen der bei Barmer versicherten Kindern und Jugendlichen stieg in 2020 um sechs Prozent. Dies entspricht einem Zuwachs von 44.000 Personen.
Schwere Belastung durch Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie und der Lockdown begünstigen psychische Krankheiten aufgrund der enormen Belastung, die sie mit sich bringen. Besonders Kinder und Jugendliche leiden stark unter dem eingeschränkten Kontakt zu Gleichaltrigen. Wichtig ist, dass sich die psychischen Probleme nicht verfestigen. Eine Therapie ist somit immer eine gute Idee. Die Ursachen für psychische Probleme können sehr unterschiedlich sein; in fast 37.400 Fällen waren Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen jedoch ausschlaggebend. Die zweithäufigste Ursache für eine erstmalige Therapie seien im Jahr 2019 Depressionen, und zwar in rund 23.100 Fällen, gewesen, erklärt Prof.Dr. Joachim Szecsenyi, Autor des Arztreports und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen. Depressionen und andere psychische Probleme verschwinden jedoch nicht über Nacht: „Die Betroffenen dürfen von einer Psychotherapie keine Wunder erwarten. Sie ist ein steiniger und beschwerlicher Weg. Je früher die Kinder und Jugendlichen aber professionelle Hilfe bekommen, desto größer ist die Chance auf einen minder schweren Verlauf“, so Barmer-Chef Straub.
Auf Warnsignale achten
Besonders zu Zeiten von Corona ist es wichtig, auf seine Mitmenschen und auf Warnsignale zu achten: „Psychische Probleme können für Kinder und Jugendliche ernste Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, auf ihre Alarmsignale zu achten. Zeitnahe Hilfe und Prävention können viel dazu beitragen, dass psychische Probleme erst gar nicht entstehen oder sich verstetigen und zu einer psychischen Erkrankung führen“, erläutert Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Gerade jetzt sind Kinder und Jugendliche besonders belastet: „Die Corona-Pandemie hinterlässt besonders bei den jungen Menschen Spuren, die ohnehin schon psychisch angeschlagen sind. Hier ist eine schnelle und unkomplizierte Hilfe besonders wichtig“, so Straub.
Alles zum Thema Antidepressiva erzählt Dr. Weigl:
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