Männer zeigen oft andere Symptome als Frauen, wenn es um Depressionen geht. Aufgrund der unterschiedlichen Handlungsweisen bleiben depressive Verstimmungen bei Männern oft unentdeckt und unzureichend behandelt.
Keine typischen Anzeichen
Bisher zeigten Daten, dass Frauen häufiger an Depressionen leiden als Männer. Da aber die psychischen Erkrankungen bei Männern häufig nicht diagnostiziert werden, stimmen diese Studien nicht vollkommen. „Man sieht immer mehr, dass ein Mann, der eine Depression entwickelt, nicht immer das klassische Bild eines depressiven Patienten erfüllen muss“, so Professor Harald Gündel vom Uniklinikum Ulm. Während Frauen dazu neigen niedergeschlagen oder antriebslos zu sein, was typische Merkmale von einer Depression sind, reagieren Männer aggressiv, wütend, gereizt oder fühlen sich gehetzt und unter Druck gesetzt. Durch das Missachten dieser Anzeichen fallen viele männliche Patienten durch das „Depressions-Raster“. Würden diese Symptome bei der Diagnose beachtet, würde laut Gündel bei beiden Geschlechtern gleich häufig eine Depression diagnostiziert werden.
Leistungsstärke und Status
Vor allem Männer, die ein traditionelles Rollenbild verinnerlicht haben, fallen durch das medizinische Raster. Durch ihre Werte wie Leistungsstärke, Status, Einkommen oder Leitsätzen wie „Nicht reden, sondern handeln“, ist es für diese Männer schwer, eine psychische Krankheit preiszugeben. Sie gehen auch weniger zum Arzt und darin liegt laut Experten auch das grundlegendste Problem der Männergesundheit. Dadurch werden sie schwerer von Hilfsangeboten erreicht und nutzen diese wiederum sehr wenig.
Hilfsangebote müssen ausgebaut werden
Es hat sich bereits gezeigt, dass unkonventionelle Lösungen, wie eine Sprechstunde im Betrieb mit Erfolg gekrönt waren, sagte Gündel. Im Arbeitsumfeld initiierte Seminare mit Gruppengesprächen sind ebenfalls denkbare Lösungsansätze. Dadurch könnten sich Männer nach und nach öffnen und anfangen über belastende Themen zu sprechen.
Arzneimittelkonsum bei Männern ab 64 am höchsten
Über die Arzneimittelarten und -mengen, die Männer zu sich nehmen, können Experten derzeit nur spekulieren. Ihr Wissen darüber ist derzeit noch unzureichend. Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik gab an, dass auch in relevanten Studien der Arzneimittelkonsum von Männern nur bis zu einem Alter von 64 Jahren erfasst wird. Aber gerade in diesem Alter beginne oft erst der erhöhte Arzneimittelverbrauch. Glaeske betonte, dass ein Drittel der Medikamentensüchtigen in Deutschland Männer seien.
Anabolika begehrt bei Männern
Männer, die an einer Abhängigkeit leiden, werden mehr mit Alkohol oder illegalen Drogen verbunden. Dabei nehmen vor allem Männer vermehrt Anabolika und andere anregende Mittel ein. „Die einzige psychische Störung, die Männer deutlich häufiger haben als Frauen, ist ADHS“, sagte Glaeske. Das Medikamente Ritalin ist aber auch bei denen begehrt, die ihre Leistungsfähigkeit steigern wollen, um in der Arbeit, dem Studium oder im Fitnessstudio mehr Leistung erbringen zu können. „Ansonsten ist die psychische Gesundheit von Männern noch viel zu wenig untersucht“, fasste Glaeske zusammen.
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