„Bist du krank? Was hast du denn?“ „Ich weiß es nicht. Moment, ich google das mal.“
Was kann uns das Internet nicht alles sagen!? Die besten Restaurants in der Nähe, die Öffnungszeiten des Laden X, das Wetter für Morgen. Und vielleicht auch, an welcher Krankheit man leidet?
Der normale Bürger als Allwissender
Weiß man die Antwort auf eine Frage nicht lautet heutzutage der erste Ansatzpunkt: „Ich google das mal.“ Kein Wunder, dass das Verb ‚googeln‘ seit neuestem im Duden steht. Die größte Datenbank der Welt ist per Mausklick abrufbar. Über das Internet kann der Bürger Waren und Dienstleistungen aufsuchen, vergleichen und sich informieren. Und das macht der Bürger auch.
Vor einem Autokauf informiert sich der Käufer über den Preis und die Leistung der Autos, für die er sich interessiert. Genau dasselbe gilt beim Kauf eines Fernsehers oder bei der Wahl eines Hotels. Verkäufer und Dienstleister sind daran gewöhnt und bauen bei der Beratung auf die Kenntnis des Bürgers auf. Beide arbeiten zusammen um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Gilt das auch für Ärzte?
Fachkenntnis für Dummies?
Heutzutage ist die Selbstdiagnose üblich: Der Patient geht in die Praxis nachdem er im Internet recherchiert hat, auf welche Krankheit seine Symptome deuten könnten. Dieser Katalog von möglichen Ursachen für sein Unwohlsein führt der Patient dem Arzt vor. Die Frage, die Patienten dann oft an den Augen der Ärzte ablesen können bezieht sich aber nicht auf deren Hypothesen, sondern lautet eher: „Haben Sie etwa Medizin studiert?“.
Ärzte fühlen sich immer stärker von Patienten bedroht, die sich im Vorhinein Gedanken machen, woran sie leiden könnten. Warum? Warum diese Abneigung gegen einen mündigen Bürger, der Interesse an seinem eigenen Körper und Wohlbefinden zeigt?
Möglicherweise haben Ärzte Angst davor, von Suchmaschinen ersetzt zu werden. Fest steht, eine kurze Recherche im Internet ersetzt nicht ein jahrelanges Medizinstudium. Die Datenbanken, die den Patienten zur Verfügung stehen, sind oft zu grob und führen nicht zur eine präzisen Selbstdiagnose.
Dies bedeutet aber nicht, dass die Bürger sich deshalb allein auf die Diagnose der Ärzte verlassen sollten. Es spart beiden Parteien Zeit, wenn das Gespräch zwischen den Parteien auf einer informierten Basis aufgebaut werden kann.
Krankheiten von A bis Z
Es gibt mehrere Webseiten, in denen die Ursachen, Symptome und Heilmittel der verschiedensten Krankheiten abzulesen sind. Diese Information ist für jeden Internetnutzer abrufbar. Dieses Angebot führt zu einer Demokratisierung der Medizin. Das Wissen ist der Allgemeinheit zugänglich. Und die Allgemeinheit nutzt dieses Angebot auch.
Die heutzutage vorhandenen Werkzeuge ermöglichen einem normalen Bürger keine präzise Selbstdiagnose. Aber sie ermöglichen das Erlangen von Wissen über seinen eigenen Körper und die Aufstellung von Vermutungen über die Ursache der Beschwerden.
Konstruktiv statt obstruktiv
Arzt und Patient können anhand dieses Wissens zusammen produktiv auf eine richtige Diagnose hinarbeiten. Der Patient braucht die Fachkenntnis des Arztes, wie der Arzt auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen ist. Der Selbstdiagnose folgt die ärztliche Diagnose.
Die Demokratisierung der Medizin führt nicht zu einem Ersetzen der Ärzte durch eine Google-Anfrage. Es zeigt vielmehr das wachsende Selbstbewusstsein der Patienten. Suchmaschinen sind daher kein zerstörerisches Element in der Beziehung Arzt-Patient, sondern ein Mittel der Demokratisierung des Wissens.
Was meinen Sie?