Wieder ein Tag im Büro an dem die Zeit einfach nicht vergehen will. Es ist so gut wie nichts zu tun, die anstehenden Arbeiten sind schnell erledigt. Man langweilt sich und schlägt die Stunden bis zum Feierabend tot. Kann Nichtstun krank machen? Ja, sagen Experten, und nennen das Boreout.
Der Begriff lehnt sich an das Burnout an, die chronische Überforderung. Das Boreout bezeichnet genau das Gegenteil, nämlich die ständige Unterforderung am Arbeitsplatz.
Menschen brauchen Arbeit, die Sinn stiftend ist
Betroffene fühlen sich innerlich leer, bedeutungslos und werden von Selbstzweifeln geplagt. Meist liegt es daran, dass sie durch ihre Arbeit nicht herausgefordert werden. Es sind in vielen Fällen Arbeitnehmer die überqualifiziert sind. Sie können mit den ihnen anvertrauten Arbeiten nicht zeigen, was sie können. Sie bekommen nicht die Chance, sich zu beweisen und es fehlt ihnen an wichtigen Erfolgserlebnissen und Anerkennung. Arbeit muss sinnvoll sein, ansonsten geht Arbeitnehmern das Gefühl verloren, etwas geschafft zu haben und, dass ihre Arbeit einen wertvollen Beitrag leistet.
Überstunden machen um Langeweile zu vertuschen
Interessant ist, das Boreout Betroffene beginnen Arbeit vorzutäuschen. Einfache Aufgaben werden unnötig hinausgezögert, damit man etwas zu tun hat, vor Kollegen geklagt, wie groß der Berg an Arbeit sei. Das Kaschieren des Nichtstun ist für die Betroffenen eine dauerhafte Stresssituation. Manche machen sogar noch Überstunden, damit niemand etwas bemerkt. Dass sie sich langweilen geben die wenigsten offen zu. Zu groß ist die Gefahr, als faul abgestempelt zu werden.
Boreout als Folge von Mobbing
Das liegt am vorherrschenden Leistungsdogma der Gesellschaft, sagen Psychologen. Wer sich langweilt, wolle ja gar nicht arbeiten, so die gängige Meinung. Häufig ist aber genau das Gegenteil der Fall: die Arbeitnehmer wollen sehr wohl arbeiten, ihr Arbeitgeber oder die Struktur der Firma lassen sie aber nicht.
Der gezielte Entzug von Arbeiten oder das absichtliche Zuteilen von sinnlosen Aufgaben gilt übrigens auch als eine Form des Mobbings. Der Arbeitgeber drängt den Mitarbeiter damit systematisch aus der Firma.
Schreibtischjobs neigen eher zu Boreout als handwerkliche Berufe
Am häufigsten ist Boreout bei gut ausgebildeten Facharbeitern zu beobachten, die einfach irgendeinen Job machen, da sie in ihrem Fachbereich keinen bekommen haben. Sie sind unterfordert. Auch bei Firmen, die einen Auftragsrückgang erleben, sind die Mitarbeiter eher gefährdet. Betroffen sind aber auch Pensionisten, entweder, wenn sie in Frühpension geschickt werden, oder, wenn sie sich ihr Leben lang durch die Arbeit definiert haben und nun zum Nichtstun verurteilt sind. Unterforderung ist ebenso ein Problem von gut ausgebildeten Migranten, die aufgrund der Sprachbarriere nur Hilfsarbeiten verrichten können.
Die Symptome sind ähnlich wie beim Burnout. Schlafmangel, Antriebslosigkeit und Depressionen können ebenso auftreten, wie psychosomatische Krankheitsbilder, etwa Magendarmbeschwerden oder eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.
Dem Boreout entkommen
Die Verantwortung zur Veränderung der Situation liegt zuerst einmal bei den Betroffenen selbst. So sollte man sich um eine Weiterbildung bemühen, in anderen Abteilungen anfragen, ob man Arbeit abnehmen könnte oder sich versetzen zu lassen. Falls es möglich ist, sollte man das Problem direkt mit dem Vorgesetzten besprechen und sich um eine Lösung bemühen. Kann keine Besserung erreicht werden, bleibt als letzter Ausweg der Wechsel zu einer neuen Arbeitsstelle.
Doch auch der Arbeitgeber ist in der Pflicht. Alle Mitarbeiter sollten die Chance haben, sich in ihrem Beruf weiterzubilden und zu verwirklichen. Die Aufstiegsmöglichkeiten tragen ebenso zur Zufriedenheit im Job bei, wie die Übernahme von Verantwortung und die Wertschätzung der eigenen Arbeit von Kollegen und Vorgesetzten.
Job sollte nicht einziger Lebensinhalt sein
Die Wahrscheinlichkeit an Boreout zu erkranken sehen Experten als ebenso hoch an, wie an Burnout zu erkranken. Im Gegensatz zum Burnout ist das Boreout aber noch keine von der WHO anerkannte Krankheit.
Damit es gar nicht erst dazu kommt, sollten Arbeitnehmer ihr Arbeitsumfeld so gestalten, dass die Arbeit ihnen ein Gefühl von Zufriedenheit, Sinnhaftigkeit und Herausforderung gibt. Wichtig ist auch, ein Leben neben der Arbeit zu haben. Nicht umsonst sprechen Experten immer von der Wichtigkeit eines ausgewogenen Work-Life Verhältnisses.
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