Die deutschen Krankenhäuser entscheiden nur in den seltensten Fällen zu Gunsten des Patienten, sondern viel mehr, welche Behandlung ihnen am meisten Geld einbringt. Das geht aus einem aktuellen, bis jetzt noch nicht veröffentlichten Gutachten hervor. Wie „Der Spiegel“ berichtet.
Die deutschen Krankenhäuser entscheiden sich in vielen Fällen für eine bestimmte Behandlungsmethode, sobald sie durch diese Behandlung deutlich mehr Geld verdienen – zu diesem aktuellen Ergebnis kommen nach Informationen des Magazins „Der Spiegel“ der Hamburger Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg und sein Berliner Kollege Reinhard Busse in einem bis jetzt noch unveröffentlichten Gutachten.
Im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der gesetzlichen Krankenkassen ergründeten die beiden Experten, warum die Zahl der stationären Behandlungsfälle in Deutschland zwischen den Jahren 2007 und 2012 um ziemlich genau 1,4 Millionen auf 18,6 Millionen gestiegen war.
Reform des Fallpauschalensystems gefordert
Die Vergütung medizinischer Leistungen wird einmal im Jahr neu bewertet. Die Experten stellten dabei in erster Linie fest, dass die danach lukrativeren Behandlungen fortan auch deutlich häufiger durchgeführt wurden – insbesondere wenn sie zugleich medizinisch gut planbar waren und der Patient im Anschluss nur eine kurze in der Klinik stationär aufgenommen werden musste.
In den Uni-Kliniken von Deutschland dagegen stieg zugleich die Zahl von Notfallbehandlungen sehr deutlich an. Die beiden Experten empfehlen aus diesem Grund eine Reform des Fallpauschalensystems.
Die Vergütung der deutschen Krankenhäuser müsse wieder stärker an Diagnosen als an Prozeduren ausgerichtet werden, um „nicht gewollte Anreize“ zu vermeiden – beispielsweise bei der Entscheidung für Operationen statt anderer Therapien, so die Autoren in ihrer Studie.
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