Tiere werden in der Medizin der Gegenwart auf vielfältige Art eingesetzt: Larven säubern Wunden, Blutegel fördern die Durchblutung, aus Schlangengift wird ein Medikament.
Fliegenlarven sollen Wunden säubern
Beispielsweise werden die Larven der Schmeißfliegengattung Lucilia Sericata dazu eingesetzt, um schlecht heilende Wunden zu säubern. Doch klagten Patienten nach der Behandlung über deutlich mehr Schmerzen. In einer Untersuchung konnten Wissenschaftler feststellen, dass die Behauptung, die Tiere könnten multiresistente Keime reduzieren, nicht erfüllt wurde, ebenso wenig wie eine beschleunigte Wundheilung. Anzumerken ist dabei jedoch, dass Forscher bei verschiedenen Methoden oft zu unterschiedlichen Studienergebnissen kommen.
Blutegel gegen Durchblutungsstörungen
Populär ist der Einsatz von Blutegeln. Die Tiere geben Speichel in die Bissstelle ab, der entzündungs- und schmerzlindernde Stoffe enthält. Das Saugen soll die Durchblutung verbessern und beispielsweise die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein angenähter Finger wieder anwächst. Tatsächlich wiesen Untersuchungen des Blutflusses eine bessere Durchblutung um die Bissstelle des Blutegels nach. Das Anbringen der Tiere am Knie soll auch Arthroseschmerzen lindern. Doch können Forscher bislang keine eindeutige Aussage treffen, ob es sich dabei nicht um einen Placeboeffekt handelt. Nebenwirkungen und Komplikationen sind bei der Blutegeltherapie keine Seltenheit. Das Hauptproblem sind Infektionen mit Bakterien. Gelangen sie in Wunden, kann das zum Absterben des Gewebes führen, und schlimmstenfalls wird sogar eine Amputation nötig. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt, die Übertragungsgefahr durch vorsorgliche Antibiotikaeinnahme zu minimieren. Das Medikament hilft allerdings nicht gegen die Übertragung von Viren oder anderen Erregern, die vom Tier auf den Menschen übergehen können. Vermeiden kann man diese Probleme, wenn die Tiere im Labor unter keimfreien Bedingungen gezüchtet und nur einmal eingesetzt werden.
Allergievorbeugung durch Kontakt mit Tieren?
Besonders verbreitet ist die These, dass Kinder für eine gesunde Entwicklung den Kontakt zu Tieren bräuchten. Dahinter steckt die Theorie, nach der ein zu großes Maß an Hygiene und der damit verbundene Mangel an Keimen zu Fehlfunktionen des Immunsystems führen. Das untrainierte Abwehrsystem, so die Vermutung, begünstige Allergien, da es hypersensibel auf Eindringlinge reagiere. Tatsächlich zeigten Studien, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, weniger unter Allergien leiden.
Auch Mäuse, deren Trinkwasser mit Staub aus Hundehaushalten versetzt wurde, entwickelten weniger Allergiesymptome in den Atemwegen als eine Kontrollgruppe mit sauberem Wasser. Die beteiligten Forscher vermuten, dass es die verschiedenen Keime sind, die ein Hund beim Gassigehen einsammelt und in der Wohnung verliert, und die über den Mund in den Darm gelangen wo sie sodann das Immunsystem „trainieren“.
Medikamente aus Gift von Tieren
Tierische Gifte werden schon lange medizinisch eingesetzt. Es gibt Forscher, die sukzessive Proben von sämtlichen Gifttieren sammeln, um diese dann auf etwaige Heilwirkungen zu testen. Auf diese Art können neue Wirkstoffe entwickelt werden.
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