Etwa 10 Prozent aller Erwachsenen weltweit leiden unter der „Zuckerkrankheit“ Diabetes. Damit zählt Diabetes als eine der häufigsten Erkrankungen der heutigen Zeit. Über 90% der Betroffenen leiden dabei an Diabetes Typ 2. Häufig liegt dieser Erkrankung eine Insulinresistenz zugrunde. Die genetischen Ursachen für die Entstehung einer Insulinresistenz sind bislang nicht bekannt. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und des Helmholtz Zentrums München konnten nun neue Erkenntnisse darüber gewinnen: Die Forscher haben einen bisher unbekannten Schutzmechanismus entdeckt, der das Gehirn vor der Entstehung einer Insulinresistenz schützt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben sie im „Journal of Clinical Investigations“ veröffentlicht.
Was ist eine Insulinresistenz?
Die Aufgabe des Hormons Insulin besteht darin, den Blutzuckerspiegel im Körper zu regulieren, indem es Zucker (Glucose) aus dem Blut in Körperzellen schleust. Zusätzlich spielt es eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Stoffwechsels durch das Gehirn. Bei Patienten mit einer Insulinresistenz ist die Wirkung von Insulin vermindert. Um der reduzierten Wirkung des Hormons entgegenzusteuern, produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin. Dadurch muss die Bauchspeicheldrüse mehr arbeiten als gewöhnlich, wodurch sie schlussendlich erschöpft und nicht mehr ausreichend Insulin herstellen kann.
Spezielles Risikogen
Neben den bereits bekannten Risikofaktoren für Diabetes wie ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht gibt es auch genetische Ursachen für die Erkrankung. Als ein Risikogen gilt eine spezielle Variante des DUSP8-Gens. Bei Trägern dieses Gens erhöhte sich das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Bislang war allerdings die Funktion des Dusp8-Proteins für die Entwicklung von Diabetes unbekannt. Die Münchner Forscher konnten nun eine wichtige Funktion des Proteins entschlüsseln: Es schützt das Gehirn vor einer Insulinresistenz.
Fehlendes Protein sorgt für Insulinresistenz bei Männern
Die Forscher untersuchten in ihren Studien genetisch veränderte Mäuse, welche das Dusp8-Protein nicht bilden. Sie konnten zeigen, dass in diesen Mäusen mehr entzündliche Prozesse im Gehirn stattfanden. Zusätzlich war der hormonelle Kreislauf zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde gestört. Dadurch werden Stresshormone produziert, die die Insulinsensitivität im Gehirn senken. So kann sich eine Insulinresistenz bilden. Fehlt das Dusp8-Protein also, steigt das Risiko an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Die Forscher konnten dies allerdings nur bei männlichen Mäusen nachweisen, bei weiblichen war dieser Effekt nicht nachweisbar. Studien am Menschen bestätigten diese geschlechtsspezifische Rolle: Nur bei Männern konnte die Risikovariante des DUSP8-Gens und die damit einhergehende niedrigere Insulinsensitivität im Gehirn nachgewiesen werden.
Neue Behandlung gegen Diabetes?
Dieser bislang unbekannte Mechanismus, welcher die Insulinsensitivität im Gehirn beeinträchtigt, könnte ein wichtiger Angriffspunkt für neue Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten von Diabetes Typ 2 darstellen. In Zukunft soll in weiteren Studien am Menschen untersucht werden, welche Wirkung Insulin und die Risikovariante des DUSP8 Gens auf Probanden mit und ohne Diabetes Typ 2 haben.
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