Prostatakrebs ist mit etwa 60.000 Diagnosen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Bei Autopsien wurde festgestellt, dass mindestens 59 Prozent der über 79-jährigen Männer betroffen sind. Außerdem sind die Karzinome von allen Krebsarten die dritthäufigste Todesursache. Eine frühe Feststellung kann die Aussichten erheblich verbessern, doch bislang ist das Diagnoseverfahren schmerzhaft und birgt Risiken.
Gut- oder bösartig? Symptome sind ähnlich
Mit dem Alter entwickeln viele Männer sogenannte benigne Prostatahyperplasien (BPH). Bei den 60- bis 69-Jährigen sind davon 75 Prozent betroffen, bei den über 80-Jährigen sogar 86 Prozent. Diese Vergrößerungen sind gutartig, die verursachten Symptome lassen sich jedoch schwer von denen eines gefährlichen Prostatakarzinoms unterscheiden. Für die Differenzierung kommen verschiedene Methoden infrage. Die zuverlässigste und günstigste ist die transrektale Stanzbiopsie, bei der eine Gewebeprobe aus der Prostata entnommen wird. Der Eingriff wird jedoch meist als schmerzhaft beschrieben und ist für den Patienten auch nicht ganz risikofrei: Prostata-Entzündungen oder Blutgerinnsel in der Blase können die Folge sein. Forschende der Universität Witten/ Herdecke legten daher den Grundstein für ein Verfahren, welches den unangenehmen Eingriff zukünftig ersetzen soll.
Urinprobe statt Stanzbiopsie
In einer vor Kurzem im Fachmagazin „Plos One“ veröffentlichten Studie beschrieben die Forschenden ihre neue Methode der Diagnostik. Dafür müssen Patienten, statt einen unangenehmen Eingriff zu ertragen, lediglich eine Urinprobe abgeben. Daraus werden Micro-RNAs (miRNA) und piwi-interacting-RNAs (piRNA) gewonnen und vervielfacht. Im Labor können diese dann mittels Next-Generation-Sequencing ausgelesen werden. Die Forschenden untersuchten mithilfe von Machine Learning Algorithmen insgesamt 2.500 Sequenzen und entdeckten darin ein Muster. So konnte je nach Art der miRNAs und piRNAs bestimmt werden, ob es sich um gutartige oder bösartige Veränderungen handelte. „Neben dem PSA-Wert und der Biopsie könnte dies als hilfreiches Diagnosekriterium in der Urologie etabliert werden“, erklärt Lukas Markert, Erstautor der Studie. Auch sollte es laut den Forschenden möglich sein, das Stadium der Krebserkrankung auf diese Weise zu bestimmen. Dies war mit den bisherigen Daten noch nicht eindeutig möglich und soll in künftigen Studien weiterverfolgt werden.
Mehr Forschung notwendig
Das neue Verfahren hätte offensichtlich Vorteile, da es einen unangenehmen und risikobehafteten Eingriff ablösen könnte. „Wir sind froh über die deutlichen Ergebnisse unserer Untersuchung und hoffen, dass sie bald Anwendung finden können“, berichtet Markert. Trotzdem seien weitere Untersuchungen mit mehr Patienten notwendig, um die Studie zu validieren. Außerdem hoffen die Forschenden auf interessierte Partner aus der Industrie, um mit ihnen ein klinisches Test-Kit auf Basis der Daten zu entwickeln.
Thomas Karbowski
29.03.2021 23:33Schade zu wissen, dass mindestens 59 Prozent der über 79-jährigen Männer in Deutschland an Prostatakrebs leiden. Mein Opa hat lange Jahre versucht, sich durch gesunde Ernährung gegen den Prostatakrebs präventiv zu schützen. Er hatte Angst gerade wegen der schlechten Statistiken, dass er einer der Mehrheit sein wird.