Akne, hartnäckiges Übergewicht, vermehrte Körperbehaarung – das alles können Anzeichen eines polyzystischen Ovarialsyndroms sein. Allein in Deutschland leiden etwa 15 Prozent aller Frauen unter der hierzulande häufigsten Hormonstörung, die sogar zu Unfruchtbarkeit führen kann. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für Diabetes und die Gefahr eine Fettleber auszubilden, wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Mitteilung betont.
Komplexe Störung, die sich unterschiedlich äußert
Beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) ist unter anderem die Balance der Geschlechtshormone gestört. Das führt in Folge zu einem Überschuss an männlichen Hormonen, wodurch es zur Vermännlichung der weiblichen Silhouette kommt. Entsprechend den männlichen Verteilungsmustern fallen Kopfhaare vermehrt aus und wachsen dafür an anderen Körperstellen mehr und mehr nach. Schuld daran ist ein erhöhtes Maß an Testosteron im Blut, das sich zusätzlich in einer Fehlentwicklung der Eibläschen zeigen kann. Sogar Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeiten können dadurch entstehen. In mehr als 70 Prozent der Fälle wird diese Fehlbildung durch eine perlschnurartige Anreihung der Eibläschen sichtbar, was der Krankheit schließlich auch den Namen verliehen hat.
Insulinüberschuss führt zu Teufelskreis
Die starke Belastung des Stoffwechsels durch zu viele männliche Hormone kann zudem das Risiko für Typ-2-Diabetes um das Zwei- bis Neunfache erhöhen: Viele Patientinnen leiden an starkem Übergewicht, das sich hartnäckig hält und auch nach mehrmaligen Bemühungen einfach nicht weichen will. Die Ursache liegt in einer damit einhergehenden Insulinresistenz: „Die reduzierte Empfindlichkeit der Körperzellen, auf Insulin zu reagieren, führt zu einem Überschuss an Insulin im Blut“, ergänzt Privat-Dozentin Dr. Susanne Reger-Tan, Leiterin des Diabeteszentrums Diabetoligkums DDG an der Universitätsklinik Essen.
Dieser sei für die weitere Gewichtszunahme verantwortlich und verstärkt sodann den Überschuss an Testosteron. Ein schwer zu durchbrechender Teufelskreis aus Insulinresistenz, Gewichtszunahme, einem weiteren Anstieg an männlichen Hormonen sowie einer zunehmenden Abstumpfung der Körperzellen gegen Insulin beginnt. Vor allem junge Frauen, bei denen metabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes vermehrt auftreten, gelten als Risikogruppe. Darüber hinaus ist die Gefahr einer Fettleber um das Vierfache erhöht, was den Experten weiters Sorgen bereitet.
Therapie benötigt optimale Behandlungsstrategie
Aufgrund der vielfältigen Symptome und Ausprägungen bei PCOS benötigt die Erkrankung jeweils eine individuelle Behandlung hinsichtlich der Therapie: „Die optimale Behandlungsstrategie orientiert sich an den vorliegenden Symptomen und an dem individuellen Leidensdruck der betroffenen Frau. In jedem Fall sollte sie auch Konzepte zur Vermeidung von langfristigen Komplikationen wie Diabetes beinhalten“, meint Reger-Tan. Das schließe zudem die konsequente Abklärung, Überwachung und gegebenenfalls Therapie möglicher Stoffwechsel-Erkrankungen ein.
Regelmäßige Kontrolle kann Folgeerkrankungen verhindern
Nach wie vor stehen aber keine zugelassenen Pharmakotherapien zur Behandlung eines PCOS zur Verfügung, betont Reger-Tan. Wichtig sei deswegen der regelmäßige Arztbesuch, mit dem vorbeugend die Krankheit bzw. ihre Auswirkungen behandelt werden können: „Jeder Behandelnde und jede Patientin sollte über das hohes Diabetes-Risiko Bescheid wissen – nur so können wir die möglichen Folgen eines PCOS beherrschen“, bestätigt auch Professor Dr. Matthias M. Weber, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Außerdem wird generell empfohlen, jedes Jahr ein Blutbild zur Abklärung des eigenen Gesundheitsstatus machen zu lassen, um keine möglichen Erkrankungen zu übersehen.
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