Im Jahr 2020 waren laut dem Robert-Koch-Institut 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland von Migräne betroffen – darunter vor allem Personen im erwerbsfähigen Alter. Mittlerweile zählt Migräne damit zu den verbreitetsten neurologischen Krankheitsbildern. Von Migräne betroffene Menschen haben es im Alltag nicht leicht – zu den pochenden, meist einseitigen Kopfschmerzen gesellen sich oftmals weitere Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Erbrechen hinzu. Auch die allgemeine Lebensqualität leidet unter der Erkrankung erheblich.
Migräne oder doch nur Kopfweh?
Migräne zählt weltweit zu den am meisten fehleingeschätzten Erkrankungen, denn viele Menschen denken, dass Migräne und Kopfweh dasselbe seien oder Migräne nur eine verstärkte Form davon sei. Aber: Migräne ist etwas ganz anderes als gewöhnliche Kopfschmerzen, die jeder Mensch ab und zu einmal hat. Betroffene, die einen Migräneanfall haben, berichten über einseitige pochende – bei manchen sogar hämmernde – Kopfschmerzen, die zudem deutlich stärker und schmerzhafter sind als durchschnittliche Kopfschmerzen. Jede körperliche Aktivität verschlimmert dabei den Schmerz. Meist treten dazu weitere Begleiterscheinungen auf, darunter in vielen Fällen Übelkeit und Erbrechen. Außerdem berichten Patienten von einer enormen Licht- und Geräuschempfindlichkeit während eines Anfalls. Nicht ohne Grund zählt die WHO Migräne zu den am meisten belastenden Krankheiten. Bei vielen Menschen kündigt sich ein Migräneanfall außerdem durch eine Aura an: In dieser Phase sehen Betroffene oft Lichtblitze oder merkwürdige Erscheinungsformen und nehmen die Umgebung als verwackelt oder verschwommen wahr. Diese Pseudohalluzination hält allerdings nicht allzu lange an – innerhalb einer halben Stunde ist sie meist vorüber und die Migräne stellt sich ein.
Mehr als nur Schmerz im Kopf
Tatsächlich handelt es sich bei Migräne um eine schwere neurologische Störung, bei der es um viel mehr geht, als nur um Kopfschmerzen. Migräne ist zwar nicht hundertprozentig heilbar, aber gut behandelbar. Dennoch tritt stets eine Frage auf: Warum und wie entsteht Migräne überhaupt? Migräneforscher sind sich hierbei noch nicht ganz sicher. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Migräne durch eine Störung im Gleichgewichtszustand von Schmerzzentren des Hirnstamms entsteht. Dieser bestimmte Bereich im Hirnstamm reagiert empfindlich auf alle einströmenden Reize. Experten vermuten darüber hinaus, dass bestimmte Faktoren eine Migräne triggern können. Die direkten Auslöser von Migräne können zum aktuellen Zeitpunkt allerdings noch nicht nachgewiesen werden. Auch erblichen Faktoren wird eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zugeschrieben. Daneben können beispielsweise auch hormonelle Veränderungen, heftige Emotionen, ein unregelmäßiger Tagesablauf, und Stress von Bedeutung sein, wenn es darum geht, mögliche Migräneursachen zu identifizieren.
Diagnose Migräne – was nun?
Migräneattacken stellen für betroffene Patienten eine große Hürde dar, die sie in ihrem Alltag überwinden müssen. Mittlerweile gibt es schon viele Behandlungsmöglichkeiten, die zumindest die Symptome lindern bzw. den Umgang mit diesen erleichtern. Wer seinen Alltag einmal bewusst hinterfragt und versucht mögliche Trigger zu vermeiden, kann schon viel zur Linderung der Beschwerden beisteuern. Nichtsdestotrotz: Sollten die Migräneattacken immer wiederkehren und eine große Belastung darstellen, so sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Hilfreich kann es zudem sein ein eigenes „Migränetagebuch“ zu führen, damit man das individuelle Migränemuster erkennt und sich dementsprechend auf die Anfälle einstellen oder im besten Fall diese sogar verhindern kann. Die Symptome und Faktoren, die Migräne auslösen, sind sehr unterschiedlich – ein Tagebuch ist kann daher auch dem behandelnden Arzt wertvolle Hinweise liefern.
Meist wird schwere Migräne mit Medikamenten therapiert, um den Anfall durchzustehen und die Schmerzen zu lindern. Zu den gängigen Mitteln zählen Paracetamol, entzündungshemmende Schmerzmittel und spezielle Migränemittel wie Triptane. Patienten haben aber auch andere Möglichkeiten die Migräne zu behandeln. Eine der effektivsten Behandlungen setzt direkt beim überstimulierten Trigeminusnerv und dem Eiweiß CGRP an, das normalerweise auch durch Triptane behandelt wird. Falls diese jedoch nicht den gewünschten Erfolg bringt oder beispielsweise eine Überempfindlichkeit gegen Triptane auftritt, so wird auf diese alternative Behandlung gesetzt. Dabei werden CGRP-Antagonisten eingesetzt, die nur auf die CGRP-Rezeptoren wirken und diese blockieren. Dadurch kann das CGRP bei Beginn einer Migräneattacke nicht mehr andocken, sodass im Gehirn keine Entzündung entsteht und bestehende Entzündungsprozesse abklingen.
Bei der MigräneLiga e.V. Deutschland finden Betroffene weitere Informationen zu Migräne. Die Organisation unterstützt Migränepatienten und Interessierte mit diversen Aktionen, Selbsthilfegruppen und Informationen rund um die Erkrankung.
Was meinen Sie?