Viele Mandelentfernungen sind in der heutigen Zeit überflüssig. Experten zufolge reicht in der heutigen Zeit die Entfernung des Mandelgewebes. Zudem gibt es in Deutschland hohe regionale Unterschiede und auch der Wohnort des Patienten spielt eine wichtige Rolle.
In der Vergangenheit war es oft so, dass Kindern bei Mandelentzündungen sofort die Mandeln entfernt wurden. Doch nicht selten kommt es zu Komplikationen, wie zum Beispiel starken Blutungen. Durch die Entnahme des Mandelgewebes kann dieses Risiko jedoch minimiert werden.
Gleicher Effekt
Wie Experten heute betonen, kann durch die Entfernung des Mandelgewebes der gleiche Effekt erzielt werden, wie durch die Entfernung der Mandeln, wobei das Risiko von Blutungen minimiert werden kann. Durch die Entnahme des Mandelgewebes werden die großen Blutgefäße geschont, so dass es seltener zu einer Blutkomplikation komme.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Trend nicht mehr zur Entfernung der kompletten Mandeln ginge, sondern vielmehr zur Entfernung des Mandelgewebes. Die Operationen, in den die kompletten Mandeln entfernt würden, sind schon seit Jahren rückläufig. Die Zahl der Teilentfernungen hat sich zwischen den Jahren 2007 und 2010 hingegen verdoppelt.
Zwei Kriterien entscheidend
Nach Angaben der Bertelsmann- Stiftung sind für die Entfernung der Gaumenmandeln zwei Kriterien entscheidend. Als erstes wiederholende Entzündungen der Mandeln und als zweites die Verengung der Atemwege. Besonders auffällig sind zudem die hohen regionalen Unterschiede bei Mandeloperationen.
Wie die Bertelsmann- Stiftung in einer Studie ermittelte, wurden zwischen den Jahren 2007 und 2010 im Landkreis Sonnenberg im Bundesland Thüringen 14 von 10.000 Kindern die Mandeln entfernt. In dem nur 120 Kilometer entfernten Schweinfurt im Bundesland Bayern waren es mit 109 Fällen pro 10.000 Patienten fast acht Mal so viele.
Keine Richtlinien für Mandelentfernungen
Grund für diese hohen regionalen Unterschiede sind in erster Linie die unterschiedlichen Bewertungen der Mediziner, wann welcher Eingriff sinnvoll erscheine. Die Bertelsmann- Stiftung beklagte in einer Stellungnahme, dass es in Deutschland keine Richtlinien zur Gaumenmandelentfernung gebe.
Laut einer aktuellen Statistik des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden, spielt für die Häufigkeit einer Operation der Wohnort des Patienten eine wichtige Rolle. Wohnt der Patient in der Nähe einer Klinik mit Schwerpunkt Hals- Nase- Ohren, wird deutlich öfter operiert.
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